Lit Verlag
Der Lit Verlag (Eigenschreibweise: LIT Verlag) ist ein deutscher Fachverlag in Münster, der 1980 von Wilhelm Hopf gegründet wurde. Er verlegt hauptsächlich sozial- und geisteswissenschaftliche Literatur. Der Hauptsitz des Verlags ist Münster, weitere Verlagsbüros befinden sich in Berlin, Wien und Zürich. Der inhabergeführte Wissenschaftsverlag bringt jährlich rund 800 Neuerscheinungen heraus.
Verlagsprogramm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verlagsprogramm deckt die Themen Theologie, Sozial- und Geisteswissenschaften sowie Wirtschafts- und Politikwissenschaften ab. Die Schwerpunkte spiegeln sich in seinen Fachkatalogen wider. Sie erscheinen zu den Themen Geschichte, Theologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Pädagogik, African Studies, Kulturwissenschaft, Rechtswissenschaft, Philosophie, Sprachen und Literaturen, Ethnologie/Anthropologie, Kommunikationswissenschaft, Academic Books, Asien–Pazifik, Wirtschaftswissenschaften und Geographie.
Zu den bekanntesten Autoren des Verlags gehören unter anderem Norbert Elias (Sport im Zivilisationsprozeß u. a.), Hans-Georg Gadamer (Die Lektion des Jahrhunderts), Ernst-Wolfgang Böckenförde (Kirche und christlicher Glaube in den Herausforderungen der Zeit), Hans Albert (In Kontroversen verstrickt, Kritik des theologischen Denkens), Hermann Lübbe (Politischer Moralismus. Der Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft), Yehuda Bauer (Wir Juden – Ein widerspenstiges Volk, Der islamische Antisemitismus u. a.), Walter Laqueur (Die letzten Tage von Europa), Talcott Parsons (Actor, Situation and Normative Pattern u. a.), Roland Girtler (10 Gebote der Feldforschung u. a.), Franz-Xaver Kaufmann (Sicherheit als soziologisches und sozialpolitisches Problem).
Geprägt wird das Programm des Lit-Verlags u. a. durch das Segment der Friedens- und Konfliktforschung. Der Verlag gibt seit den 1980er Jahren das von Egon Bahr gegründete Friedensgutachten der deutschen Friedensforschungsinstitute (BICC/HSFK/IFSH/INEF) heraus. Flankiert wird die Friedens- und Konfliktforschung durch das Programm der Migrationsforschung/kritischen Migrationsforschung, so die Schriftenreihe Studien zu Migration und Minderheiten, welche Dietrich Thränhardt in den Neunzigerjahren mit dem Lit-Verlag gründete.
Des Weiteren sieht sich der Verlag führend auf dem Gebiet der Humangeographie. So ediert er die auf ihrem jeweiligen Gebiet deutschlandweit exponierten Schriftenreihen Forum Politische Geographie, Wirtschaftsgeographie, Historische Geographie / Historical Geography sowie Praxis Neue Kulturgeographie. Neben Publikationen, die die klassische Facheinteilung von Allgemeiner und Spezieller Soziologie sowie Empirischer Sozialforschung bedienen, bietet das Programm Titel aus der Forschungsrichtung Gender Studies. Schwerpunkte im Bereich Erziehungswissenschaft liegen auf Hochbegabung sowie Reform-, Sozial- und Religionspädagogik. Im LIT Verlag erscheinen z. B. zwei Schriftenreihen des Internationalen Centrums für Begabungsforschung (ICBF). Im Zentrum des Verlagsprogramms in den Sprach- und Literaturwissenschaften stehen Germanistik, Anglistik, Romanistik und Ägyptologie.
In der Medien- und Kommunikationswissenschaft liegt ein Akzent auf der Populärkulturforschung. Sie schließt u. a. den Zweig der Game Studies ein. Die Fachgebiete Musikwissenschaft/Kunst umfassen Beiträge zur Epochengeschichte und zu den gegenwärtigen Strömungen. Zu den Sportwissenschaften erscheint das Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Sportwissenschaft.
Das Theologie-Programm reicht von Religionsphilosophie und Systematischer Theologie über Biblische, Historische und Praktische Theologe bis zu interkultureller Theologie, Ethik und Religionswissenschaft. Herausgeber sind in diesem Bereich u. a. der Münsteraner Theologe Johann Baptist Metz und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Mit Veröffentlichungen zur Medizingeschichte, Pflegewissenschaft, Bioethik, zum Gesundheitsmanagement und zum Teil auch zu den klinischen Fächern ist der Verlag auf dem Gebiet der Medizin vertreten.
Kontroversen um den Verleger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im März 2018 unterzeichnete der Verleger Wilhelm Hopf die „Erklärung 2018“ gegen die „Beschädigung Deutschlands“ durch eine „illegale Masseneinwanderung“, was bei über zweihundert seiner Autoren und Herausgeber zu öffentlichem Protest führte. In einem offenen Brief, den die Blätter für deutsche und internationale Politik publizierten, heißt es: „Unsere wissenschaftlichen Anstrengungen verfolgen nicht zuletzt das pädagogische und demokratische Ziel, Ressentiments und Ausgrenzung zu bekämpfen. Wir distanzieren uns daher nicht nur von den menschenfeindlichen Zielen der ‚Erklärung 2018‘, sondern wollen auch nicht in den Zusammenhang mit einem Verleger gesehen werden, der sich derart äußert. Daher können wir in Zukunft nicht mehr mit dem LIT-Verlag zusammenarbeiten und fordern eine klare Absage an Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus.“[1]
Der Verleger zog daraufhin seine Unterschrift unter der „Erklärung 2018“ zurück mit der Begründung: „Ich hatte ohne Prüfung der Initiatorin (ehemals bekannt als DDR-‚Bürgerrechtlerin‘) Vera Lengsfeld vertraut und nicht genügend wahrgenommen, dass die Erklärung zu vereinfachenden populistischen Folgerungen verleitet: Das hätte nicht passieren dürfen.“[2][3]
Im Kontext der Auseinandersetzung um die Unterzeichnung wies der Politikwissenschaftler Clemens Heni im Tagesspiegel darauf hin, dass Hopf mehrere Schriften des rechten Ideologen Henning Eichberg publiziert habe.[4]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ »Wir distanzieren uns«: Offener Brief an den Leiter des LIT Verlages. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. 9. April 2018 (blaetter.de [abgerufen am 18. April 2018]).
- ↑ Stellungnahme Dr. Wilhelm Hopf / LIT Verlag zur "Erklärung 2018" und zum "Aufruf Unterschriftenaktion" in der KV-Liste
- ↑ "Erklärung 2018": Verleger Wilhelm Hopf zieht Unterschrift zurück "Ich bedaure die Irritationen", Börsenblatt 11. April 2018
- ↑ Wilhelm Hopf und die "Erklärung 2018" Im seriösen Mantel, Clemens Heni, Tagesspiegel 12. April 2018
Koordinaten: 51° 59′ 2,2″ N, 7° 36′ 39,1″ O