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Graugrüner Milchling

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Graugrüner Milchling

Graugrüner Milchling (Lactarius blennius)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Milchlinge (Lactarius)
Art: Graugrüner Milchling
Wissenschaftlicher Name
Lactarius blennius
Fries

Der Graugrüne Milchling (Lactarius blennius[1]) ist eine Pilzart aus der Familie der Täublingsverwandten. Der mittelgroße Blätterpilz hat einen braungrünen bis olivgrauen Hut, den meist konzentrisch angeordnete Flecken zieren. Druckstellen an den weißen bis cremefarbenen Lamellen verfärben olivgrau-fleckig. Seine scharf schmeckende, weiße Milch trocknet graugrünlich ein. Als einer der häufigsten Begleitpilze der Rotbuche ist der Milchling in den europäischen Buchenwäldern weit verbreitet. Die Fruchtkörper erscheinen im Sommer und Herbst. Aus dem Pilz wurden einige pharmakologisch interessante Inhaltsstoffe isoliert. Der scharf schmeckende Milchling ist kein Speisepilz.

Makroskopische Merkmale

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Der Graugrüne Milchling hat einen 3–7(–10) cm breiten Hut. Anfangs gewölbt breitet er sich flach aus und erscheint selbst im Alter meist nur wenig vertieft. Er ist blass oliv- bis graugrün gefärbt, manchmal auch braungrünlich bis graubraun. Vor allem zum Hutrand hin hat er dunklere, bräunliche und mehr oder weniger kreisförmig angeordnete Flecken, sodass er teilweise wie gezont erscheint. Der Hutrand ist anfangs eingerollt und bleibt lange Zeit eingebogen. Bei Nässe wird die klebrig-schmierige Oberfläche oft sehr schleimig.

Die leicht bogigen, gedrängt stehenden Lamellen sind erst weißlich und werden später cremeweiß bis gräulich. Sie sind am Stiel gerade angewachsen oder laufen allenfalls kaum daran herab. Bei Verletzung oder an Druckstellen bekommen sie olivgraue bis graubraune Flecken. Das Sporenpulver ist gelblich.

Der 3–5(–7) cm lange und 1–2 cm dicke Stiel ist blasser als der Hut und zur Basis hin meist unterschiedlich stark verjüngt. Er ist weißlich oder blass grünlich- bis rosagrau gefärbt und bei feuchter Witterung etwas klebrig. Im Alter wird der Stiel häufig hohl.

Das Fleisch ist weiß und verändert seine Farbe auch bei Verletzungen oder im Alter nicht oder kaum. Es schmeckt nach einigen Sekunden scharf und hat einen kaum wahrnehmbaren, angenehm würzigen Geruch. Auch die Milch ist weiß und verfärbt sich an der Luft nur sehr langsam und kaum merklich gräulich. Eingetrocknet ist sie blass grünlich-grau.[2][3][4]

Mikroskopische Merkmale

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Die breitelliptischen bis rundlichen Sporen sind 6,4–8,3 µm lang und 5,1–6,5 µm breit. Der Quotient aus Sporenlänge und -breite liegt zwischen 1,2 und 1,3. Das Sporenornament wird bis zu 1 µm hoch und besteht aus einzelnen Warzen und unterschiedlich langen Rippen, die meist parallel angeordnet und nur spärlich netzartig miteinander verbunden sind. An den zylindrisch bis keulig geformten, 32–41 µm langen und 9–10 µm breiten Basidien reifen manchmal zwei, meist aber vier Sporen heran.

Die zahlreichen Cheilomakrozystiden sind spindel- bis pfriemförmig und messen 20–54 × 4–10 µm. Die ähnlich geformten, aber weniger zahlreichen Pleuromakrozystiden sind 40–85 µm lang und 7–10 µm breit.

Die stark gelatinisierte Huthaut besteht aus parallel liegenden, 1–3 µm breiten Pilzfäden mit aufsteigenden, nach oben verbogenen Enden. Dazwischen liegen einzelne, wenig auffällige Saftröhren (Lactiferen), die sich unter Einwirkung von Kalilauge gelblich verfärben.[3]

Die Fasern der Ektomykorrhiza sind hellbraun bis beige gefärbt. Sie sind regelmäßig monopodial-pyramidal verzweigt. Unverzweigte Enden verlaufen gerade; Rhizomorphen sind selten.[5]

Der Graugrüne Milchling kann leicht mit dem etwas größeren und sehr variablen Braunfleckenden Milchling (Lactarius fluens, Syn. L. blennius var. fluens) verwechselt werden. Da sich beide Arten nur geringfügig unterscheiden, halten viele Mykologen den Braunfleckenden Milchling lediglich für eine Varietät des Graugrünen Milchlings. Sein Hut ist kaum schmierig und hat meist einen cremefarbenen bis weißlichen Rand, der sich in der Regel deutlich von der übrigen Hutfarbe absetzt. Außerdem sind die Lamellen bereits in der Jugend cremefarben. Die Sporen sind ein wenig größer, rundlicher und kräftiger ornamentiert. Der Braunfleckende Milchling scheint weniger streng an die Rotbuche gebunden zu sein – häufig kann man ihn auch bei Hainbuchen finden. Er wächst bevorzugt auf kalkhaltigen oder lehmigen Böden.[2][3][6]

Als Ektomykorrhizapilz ist der Graugrüne Milchling ein strikter Rotbuchenbegleiter. Nur in Ausnahmefällen geht er auch eine Symbiose mit Hainbuchen und Eichen ein.

Er ist eine Charakterart der heimischen Buchenwälder und Buchenmischwälder, die keine besonderen Ansprüche an den Boden stellt. So kann man den Milchling in kalkreicheren Haargersten-, Orchideen-, in eher neutralen Waldmeister- und in sauren Hainsimsen-Buchenwäldern finden. Er wächst aber auch in montanen Buchen- und Buchen-Tannenwäldern. Zusammen mit Rotbuchen kommt er auch in diversen Hainbuchen-Eichen-, Edellaubbaum-Misch- und in bodensauren Fichten-Tannen- und Fichtenwäldern vor. Selbst in Parkanlagen kann man ihn gelegentlich unter Rotbuchen finden.

Die Fruchtkörper erscheinen einzeln bis gesellig von Ende Juni bis in den November hinein. Der Pilz ist planar bis hoch montan verbreitet,[7][8] kommt also vom Tiefland (Nordsee- und Ostseeküste) bis ins Höhere Bergland vor. Im Schwarzwald erreicht die Art 1050 m NN, in Italien in der Garfagnana und den Abruzzen eine Höhe von 1600 m[9] und in den Schweizer Alpen eine Höhe von 1800 m NN.[10] Die niedrigsten Vorkommen gibt es an der Nord- und Ostseeküste und auf den westfriesischen Inseln. Sein Verbreitungsmaximum hat der Pilz aber in der collinen (Hügelland) und montanen Höhenstufe.

Verbreitungsdaten des Graugrünen Milchlings
Verbreitungsgebiet der Rotbuche in Europa

Dunkelgrün: natürliches Verbreitungsgebiet
Rot: Gebiete, in denen die Rotbuche wahrscheinlich jungsteinzeitlich eingeführt wurde
Europäische Länder mit Fundnachweisen des Graugrünen Milchlings[7][8][11][12][13][14][15][16]

Grün: Pilzart wurde in diesem Land nachgewiesen.
Cremefarben: kein Fundnachweis
Hellgrau: keine Quellen
Gegenüberstellung des Verbreitungsgebietes des Mykorrhizapartners Rotbuche und der Länder, in denen die Pilzart nachgewiesen wurde. Die Unterschiede, vor allem in Osteuropa, können aus Anpflanzungen der Rotbuche bzw. lückenhaften Angaben dazu herrühren.
Unter dieser 200 Jahre alten Rotbuche (Ringvebøka), die im Ringve Botanical Garden in Trondheim steht, befindet sich einer der nördlichsten Standorte des Graugrünen Milchlings.[17]

Der Graugrüne Täubling kommt in Europa und nach G.J. Krieglsteiner auch in Nordafrika (Marokko) und Nordasien (Ostsibirien) vor.[7] In Europa entspricht sein Verbreitungsgebiet dem Rotbuchenareal. Der Milchling ist überall dort häufig, wo auch sein Mykorrhizapartner, die Rotbuche wächst. Obwohl die Irische Insel und Schottland nicht zum natürlichen Verbreitungsgebiet gehören, ist der Pilz heute dort durch Buchenanpflanzungen eine häufige Art.[18] Aber auch auf den Hebriden[7] oder in Südwestfinnland (Åland und Varsinais-Suomi)[19] kann man den Pilz in Buchenpflanzungen finden. Den nördlichsten Punkt seiner Verbreitung hat der Pilz in Norwegen am Trondheimfjörd. Hier befinden sich auch die nördlichsten, gepflanzten Rotbuchenwälder. Der südlichste Punkt seiner Verbreitung liegt wahrscheinlich in Sizilien, wo auch die Rotbuche ihren südlichsten Vorposten hat.[8] Der letzte Nachweis aus Marokko stammt von 1951, daher ist es unklar, ob der Milchling heute dort noch vorkommt.[20]

Die Art ist in Deutschland,[21] Österreich[22] und der Schweiz[10] weit verbreitet und häufig und zählt dort mit zu den häufigsten Milchlingen.

Der wissenschaftliche Name des Graugrünen Milchlings lautet Lactarius blennius (Fr. 1815: Fr 1821) Fr. 1838. Diesen erhielt er durch Elias Magnus Fries, der ihn 1815 als Agaricus blennius beschrieb,[23] bevor er ihn 1838 in seinem Werk „Epicrisis systematis mycologici“ in die Gattung Lactarius stellte.[24] Dies war allerdings nicht die erste wissenschaftliche Beschreibung des Milchlings. Bereits 1794 hatte Heinrich Adolph Schrader die Art als Agaricus viridis beschrieben. Der jüngere Friessche Name hat laut Artikel 13 des Internationalen Codes der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen Priorität, da Pilznamen, die in Fries’ „Systema mycologicum“, (Band 1 bis 3) oder im „Elenchus fungorum“ (Band 1 und 2) genannt werden, sanktioniert sind und damit gegenüber älteren Namen Vorrang haben. Somit entsteht die Autorenangabe, bei der sich das erste Namenskürzel in der Klammer auf den „Erstautor“, in diesem Fall Fries, und das zweite Namenskürzel auf den Saktionierungsautor (ebenfalls Fries) bezieht, der in seinem Werk „Systema Mycologicum“ auf seine Erstveröffentlichung verweist.[25] Nach der Klammer folgt der Autor, der dem Taxon durch Neukombination einen neuen Namen gab, also wieder Fries.

Neben dem aktuell gültigen Namen, werden alle Namen, die sich auf Fries’ Erstbeschreibung Agaricus blennius Fr. beziehen als nomenklatorische Synonyme bezeichnet. Nomenklatorische Synonyme von Lactarius blennius sind Galorrheus blennius (Fr.) P. Kumm.[26] und Lactifluus blennius.[27] Der Name Galorrheus blennius wurde 1871 von Paul Kummer vorgeschlagen, während Lactifluus blennius auf einen Vorschlag von Otto Kuntze (1891) zurückgeht. Agaricus viridis Schrad., Lactarius viridis (Schrad.) Quél. (1886), Lactarius blennius var. viridis (Schrad.) Quél. (1888) sind taxonomische Synonyme, da sie sich zwar auf die gleiche Art, nicht aber auf Fries’ Erstbeschreibung beziehen.

Etymologie

Das latinisierte Artattribut (Epitheton) „blennius“, das sich vom griechischen Wort blennos (Schleim) ableitet, ist ein Hinweis auf die bei Feuchtigkeit sehr schleimige Huthaut. Das lateinische Epitheton viridis bedeutet grün oder grünlich.

Infragenerische Systematik

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Maximum-Likelihood-Stammbaum von Lactarius blennius. Lactarius blennius ist nah verwandt mit L. fluens und L. cinereus. Der rRNA-Stammbaum wurde mit dem MEGA 5.20-Programm erstellt. Alle rDNA-Sequenzen stammen von der GenBank. Der Bootstraptest wurde mit 1000 Wiederholungen durchgeführt. Alle weiteren Informationen werden in der Bildbeschreibung angegeben.

Der Graugrüne Milchling wird von Heilmann-Clausen und Basso in die Untersektion Pyrogalini Singer gestellt, die ihrerseits in der Sektion Glutinosi Quel. steht. Die Vertreter der Untersektion haben feuchte, schmierige oder klebrige Hüte, die grünlich, gräulich oder bräunlich gefärbt sind. Ihre Milch ist im Normalfall weiß und bleibt so. Sie kann aber leicht grünlich oder gräulich eintrocknen. Die oft recht kleinen Sporen sind häufig zebrastreifig (zebroid) oder mehr oder weniger netzig ornamentiert.[9][28]

Bon stellt den Graugrünen Milchling in die Sektion Vieti. Die Vertreter der Sektion haben schleimige bis klebrige Hüte. Ihre Milch wird an der Luft grau oder braun und verfärbt beim Eintrocknen die Lamellen. Alle Arten sind ungenießbar.[29]

Die molekularbiologischen Daten (rDNA-Gene) zeigen, dass Lactarius blennius nahe mit Lactarius fluens und Lactarius cinerus verwandt ist. Die drei Arten sind allerdings deutlich voneinander getrennt und müssen als eigenständige Arten angesehen werden.[30] Lactarius cinerus ist eine nordamerikanische Art, die mit Fagus grandifolia vergesellschaftet ist. Der Pilz gleicht den beiden europäischen Arten in vielerlei Hinsicht, ist aber insgesamt deutlich kleiner und hat schmalere Sporen. Außerdem zeigen die molekularbiologischen Untersuchungen, dass die von Heilmann-Clausen und Basso vorgeschlagene Untersektion Pyrogalini nicht monophyletisch ist, sondern Arten aus anderen Sektion und Untersektionen enthält.

Formen und Varietäten

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Der Graugrüne Milchling ist eine sehr variable Art, die durch Übergangsformen mit dem nah verwandten und noch variableren Braunfleckender Milchling (Lactarius fluens) verbunden ist. Bisweilen haben selbst Experten Schwierigkeiten die beiden Arten zu trennen.[6] Daher stufte German J. Krieglsteiner 1999 den Braunfleckenden Milchling als Lactarius blennius var. fluens zur Varietät des Graugrünen Milchlings herab.[31] Nach heutigem Stand (2013) wird der Braunfleckende Milchling von den meisten Mykologen als eigenständige Art angesehen. Bei der Varietät Lactarius blennius var. viridis (Schrad.) Quél. handelt es sich nur um ein taxonomisches Synonym des Graugrünen Milchlings (Siehe Abschnitt Taxonomie). Der dänische Mykologe Jakob Emanuel Lange beschrieb die beiden folgenden Formen.

Lactarius blennius f. albidopallens J.E. Lange

Lange beschrieb 1928 diese mittelgroße Form, die J. Blum 1976 zur eigenständigen Art erhob. Heute wird die Form zu Lactarius fluens gestellt. Der Hut ist 5–7 cm breit, schmutzig weiß, etwas gezont und schmutzig gräulich gefärbt. Die Form ist selten und wächst in Laubwäldern.[32][33]

Holotypus von Lactarius blennius f. albidopallensLange
Lactarius blennius f. virescens J.E. Lange

Die Form, die heute nicht mehr von der Normalform unterschieden wird, wurde 1940 von Lange folgendermaßen beschrieben.
Der Hut ist kleiner als bei der Normalform, oft nur 4–5 cm breit, ziemlich blass, oliv-grünlich, mit mehr oder weniger deutlichen Flecken. Der Stiel ist ziemlich schlank. Die Forma virescens ist seltener als die Normalform.[33][34]

Lactarius blennius forma virescens-Lange

Während Phillips ihn als essbar in gekochtem Zustand, jedoch als wenig begehrenswert einstuft,[35] bewerten andere Autoren den Graugrünen Milchling als ungenießbar[29][36] oder gar giftig.[37] Die Milch des Milchlings schmeckt scharf und bitter. Theoretisch ließe sich der Graugrüne Milchling durch mehrmaliges Abkochen genießbar machen, wie man es in Osteuropa bei vielen scharf schmeckenden Milchlingen macht.[2]

Sesquiterpene des Graugrünen Milchlings

Das Vorkommen von Sesquiterpenen bei Milchlingen ist seit langem bekannt. Bei dieser sehr umfangreichen Stoffgruppe handelt es sich um Terpene mit 15 C-Atomen, die aus drei Isopreneinheiten gebildet werden. Sesquiterpene sind zwar typisch für die Milchlinge, sie kommen aber innerhalb der Ordnung der Täublingsartigen (Russulales) bei vielen Gattungen vor. Sie sind für den scharfen Geschmack dieser Pilze verantwortlich, sie können aber auch mild oder bitter schmecken.

In der Vergangenheit haben sich mehrere Arbeitsgruppen mit den Sesquiterpenen des Graugrünen Milchling beschäftigt und kamen zu recht unterschiedlichen Ergebnissen. Von den insgesamt 16 nachgewiesenen Sesquiterpenen wurden lediglich 5 von mehr als einer Arbeitsgruppe isoliert. Dabei handelt es sich um die Lactarane Blennin A, Blennin D, Lactaronifin A und das Secolactaran Blennin C, sowie das Furanolactaran Furandiol.

Ein Grund für diese Unregelmäßigkeit könnte sein, dass die untersuchten Fruchtkörper unterschiedlichen Arten oder Unterarten angehörten. Besonders wahrscheinlich ist dies, wenn die Arten auf verschiedenen Kontinenten gesammelt wurden. Große Unterschiede können ebenfalls beobachtet werden, wenn unterschiedliche Extraktionsmethoden verwendet wurden. Bei vielen der in der Vergangenheit isolierten Verbindungen handelt es sich wahrscheinlich um Artefakte, da die isolierten Verbindungen sehr labil sind und leicht spontan weiter reagieren. Artefakte treten besonders dann auf, wenn Alkohole als Lösungsmittel für die Aufbewahrung und Extraktion verwendet wurden. Somit sind besonders die Ergebnisse der älteren Arbeiten mit gewissen Unsicherheiten behaftet.

Die cytotoxischen Sesquiterpen-Aldehyde gehören wahrscheinlich zum chemischen Abwehrsystem des Pilzes. Sie schützen den Pilz vor Parasiten und Fraßfeinden. In intakten und unverletzten Fruchtkörpern scheint es nur sehr wenige Sesquiterpene zu geben. Oft wurde nur eine einzige Verbindung nachgewiesen, beim Graugrünen Milchling ist es wohl Stearoyl-Velutinal. Es handelt sich dabei um einen Sesquiterpen-Ester, bei dem das Terpen mit einer Fettsäure (Stearinsäure) verestert ist. Die Ester befinden sich in den Lactiferen der Milchlinge und sind dafür verantwortlich, dass diese sich mit Sulfobenzaldehyd-Reagenzien anfärben lassen. Wird der Fruchtkörper verletzt, werden sie in ein Sesquiterpen-Aldehyd und die Fettsäure gespalten. Anschließend wird das Aldehyde meist mehr oder weniger schnell zum Alkohol reduziert. Die Reduktion wird als Entgiftungsreaktion gedeutet, da die Aldehyde auch für den Pilz selbst toxisch sind. Sesquiterpen-Aldehyde sind auch für den scharfen Geschmack der Pilze verantwortlich, die Schärfe entsteht daher oft erst beim Kauen der Fruchtkörper, wenn die Ester gespalten und die Aldehyde freigesetzt werden.[38]

Blennin A und C sind auch pharmakologisch interessante Substanzen. In Zellkulturversuchen mit RBL-1- oder PBL-Zellen konnte gezeigt werden, dass beide Blennine einen stark inhibitorischen Effekt auf die Leukotrien C4-Biosynthese haben.[39] Leukotriene sind Gewebshormone, die vorwiegend von den Weißen Blutkörperchen gebildet werden und bei vielen Entzündungsreaktionen eine wichtige Rolle spielen. Das Leukotrien C4 spielt bei allergischen Reaktionen eine wesentliche Rolle. Es steigert die Kapillarpermeabilität und bewirkt ein Zusammenziehen der Bronchien. Die Hemmung der Biosynthese hat daher eine entzündungshemmende Wirkung.[40] Das Lactaran Sesquiterpen Blennin A wurde zum ersten Mal aus Lactarius blennius isoliert, es kommt aber auch bei anderen Milchlingen und weiteren Pilzen wie Lentinellus cochleatus vor.[39]

Für die grünliche Hutfarbe des Milchlings ist ein Farbpigment verantwortlich, das Blennion genannt wird. Es handelt sich dabei um ein Diphenylquinonderivat, das möglicherweise aus zwei 3,6-Dihydroxyanthranilsäure-Einheiten gebildet wird.[41]

  • Edmund Garnweidner: GU Naturführer Pilze. 2. Auflage. Gräfe und Unzer, München 1987, ISBN 3-7742-2216-9, S. 174.
Commons: Graugrüner Milchling (Lactarius blennius) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Lactarius blennius. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 20. November 2011 (italienisch, Fotos vom Graugrünen-Täubling).
  • Das virtuelle Pilzbuch:. Graugrüner Milchling Lactarius blennius. In: www.tintling.com. Karin Montag, abgerufen am 12. Juli 2013.
  • L. R. Hesler, Alexander H. Smith: North American species of Lactarius. In: University of Michigan (Hrsg.): University of Michigan Herbarium Fungus Monographs. 1979, ISBN 0-472-08440-2, S. 551 ff. (quod.lib.umich.edu [abgerufen am 20. November 2011]).
  • Lactarius blennius. In: Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29. April 2016 (englisch, Fotos und lateinische Originaldiagnose).
  • Lactarius blennius in der DEEMY-Databank. An Information System for Characterization and Determination of EctoMYcorrhizae. Reinhard Agerer & Gerhard Rambold, archiviert vom Original am 29. Oktober 2013; abgerufen am 13. Dezember 2021 (englisch, Eine an der Ludwig-Maximilian-Universität München beheimatete Datenbank für Charakterisierung und Bestimmung von Mykorrhizen).

Einzelnachweise

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  1. Synonyme von Russula blennius. Epicrisis Systematis Mycologici (Upsaliae): 337 (1838). In: speciesfungorum.org. Index Fungorum, abgerufen am 20. November 2011.
  2. a b c Ewald Gerhardt (Hrsg.): Pilze. Band 1: Lamellenpilze, Täublinge, Milchlinge und andere Gruppen mit Lamellen. BLV Verlagsgesellschaft, München / Wien / Zürich 1984, ISBN 3-405-12927-3, S. 291.
  3. a b c Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 6: Russulaceae. Milchlinge, Täublinge. Mykologia, Luzern 2005, ISBN 3-85604-060-9, S. 50.
  4. Hans E. Laux (Hrsg.): Der Kosmos PilzAtlas. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-10622-5, S. 190.
  5. Christa Lang: Diversität der Ektomykorrhizen in verschieden artenreichen Laubbaumbeständen im Nationalpark Hainich (Thüringen). In: Göttinger Forstwissenschaften. Band 1. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2008, ISBN 978-3-940344-31-1, S. 110 (webdoc.sub.gwdg.de [PDF; 13,3 MB; abgerufen am 18. Juli 2013] Dissertation).
  6. a b H. Schwöbel: Notizen und Richtigstellungen zu einigen Lactarius-Arten. In: Zeitschrift für Mykologie. Band 45, Nr. 1, 1979, S. 5–14 (dgfm-ev.de [PDF; 5,6 MB; abgerufen am 18. Juli 2013]).
  7. a b c d German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Andreas Gminder, Wulfard Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 387.
  8. a b c Lactarius blennius in der PILZOEK-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 15. September 2011.
  9. a b Maria Teresa Basso: Lactarius Persoon. Fungi Europaei. Band 7, 1999, ISBN 88-87740-00-3, S. 48–63, 76–78.
  10. a b Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz. In: wsl.ch. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2012; abgerufen am 20. November 2011.
  11. Jacob Heilmann-Clausen u. a.: The genus Lactarius. Fungi of Northern Europe. Hrsg.: The Danish Mycological Society. Band 2, 1998, ISBN 87-983581-4-6, S. 271–273.
  12. Weltweite Verbreitung von Lactarius blennius. In: gbif.org. GBIF Portal, abgerufen am 13. Dezember 2021 (englisch).
  13. Z. Tkalcec, A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. Band 88, 2003, S. 293 (cybertruffle.org.uk).
  14. Petkovski S.: National Catalogue (Check List) of Species of the Republic of Macedonia. Skopje 2009 (protectedareas.mk (Memento vom 15. Februar 2010 im Internet Archive) [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 9. Juli 2013]). National Catalogue (Check List) of Species of the Republic of Macedonia (Memento vom 15. Februar 2010 im Internet Archive)
  15. Grid map of Lactarius blennius. In: data.nbn.org.uk. Archiviert vom Original am 20. Juli 2013; abgerufen am 13. Dezember 2021 (englisch).
  16. Boris Ivancevic, Jelena Beronja: First records of macromycetes from the Serbian side of Stara Planina Mts (Balkan Range). In: MYCOLOGIA BALCANICA. Band 1, 2004, S. 15–19 (mycobalcan.com [PDF; 72 kB]). mycobalcan.com (Memento vom 8. März 2012 im Internet Archive)
  17. Rotbuche (Ringvebøka) im Ringve Botanical Garden (Trondheim). In: GBIF Portal / data.gbif.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juli 2015; abgerufen am 22. Juli 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.gbif.org
  18. Basidiomycota Checklist-Online – Lactarius blennius. In: basidiochecklist.info. Abgerufen am 22. Juli 2013.
  19. Pertti Salo, Tuomo Niemelä, Ulla Nummela-Salo: SY769 Suomen helttasienten ja tattien ekologia, levinneisyys ja uhanalaisuus. Finnische Lamellen- und Röhrenpilze: Ökologie, Verbreitung und Bedrohungsstatus. Hrsg.: Esteri Ohenoja. 2005, ISBN 952-11-1997-7 (finnisch, ymparisto.fi [PDF]).
  20. L. blennius bei Près de Tanger (Jbel Kbir, Marokko). In: GBIF Portal / data.gbif.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juli 2015; abgerufen am 22. Juli 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.gbif.org
  21. Pilz-Verbreitungsatlas – Deutschland. In: Pilzkartierung 2000 Online / brd.pilzkartierung.de. Abgerufen am 20. November 2011.
  22. Mykologische Datenbank. Österreichische Mykologische Gesellschaft, 2021, abgerufen am 3. November 2023.
  23. Elias Magnus Fries: Observationes Mycologicae. Hrsg.: sumptibus G. Bonnieri [Hauniae]. Band 1, 1815, S. 60 (cybertruffle.org.uk).
  24. Elias Magnus Fries: Epicrisis systematis mycologici. seu synopsis hymenomycetum. Typographia Academica, Upsala 1838, S. 337 (cybertruffle.org.uk).
  25. Elias Magnus Fries: Systema Mycologicum. Volumen I. Ex Officina Berlingiana., Lund & Greifswald 1821, S. 67 (cybertruffle.org.uk).
  26. Paul Kummer: Der Führer in die Pilzkunde. Anleitung zum methodischen, leichten und sicheren Bestimmen der in Deutschland vorkommenden Pilze. 2. Auflage. G. Luppe, Hof-Buchhandlung, Zerbst 1882, S. 127 (biodiversitylibrary.org).
  27. Otto Kuntze: Revisio generum plantarum. secundum leges nomenclaturae internationales cum enumeratione plantarum exoticarum. Teil 2. Leipzig / London / Paris 1891, S. 856 (gallica.bnf.fr).
  28. Jacob Heilmann-Clausen u. a.: The genus Lactarius. Fungi of Northern Europe. Hrsg.: The Danish Mycological Society,. Band 2, 1998, ISBN 87-983581-4-6, S. 23–28.
  29. a b Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 86.
  30. L. Montoya, I. Haug & V.M. Bandala: Two Lactarius species associated with a relict Fagus grandifolia var. mexicana population in a Mexican montane cloud forest. In: The Mycological Society of America (Hrsg.): Mycologia. Band 102, Nr. 1. Lawrence 2010, S. 153–162, doi:10.3852/09-010 (mycologia.org [PDF]).
  31. Russulales News / Lactarius fluens. In: mtsn.tn.it. Archiviert vom Original am 29. Juni 2013; abgerufen am 13. Dezember 2021.
  32. Russulales News / Lactarius blennius f. albidopallens. In: mtsn.tn.it. Archiviert vom Original am 29. Juni 2013; abgerufen am 13. Dezember 2021.
  33. a b Jakob Emanuel Lange: Flora agaricina Danica. Band V. Recato, Kopenhagen 1940, S. 37 (gallica.bnf.fr).
  34. Russulales News / Lactarius blennius f. virescens. In: mtsn.tn.it. Archiviert vom Original am 29. Juni 2013; abgerufen am 13. Dezember 2021.
  35. Roger Phillips: Mushrooms and Other Fungi of Great Britain and Europe. Pan Books, London 1981, ISBN 0-330-26441-9, S. 83.
  36. David N. Pegler: Pilze. Hallwag, Bern/Stuttgart 1983, ISBN 3-444-70136-5, S. 115.
  37. Ian R. Hall, Peter K. Buchanan, Steven L. Stephenson, Wang Yun, Anthony L. J. Cole: Edible and Poisonous Mushrooms of the World. Timber Press, 2003, ISBN 0-88192-586-1, S. 156.
  38. G. Vidari, P. Vita-Finzi: Sesquiterpenes and Other Secondary Metabolites of Genus Lactarius (Basidiomycetes). In: Atta-ur-Rahman (Hrsg.): Studies in Natural Products Chemistry. Band 17. Elsevier Science B.V., 1995, S. 153–206.
  39. a b K. Lorenzen, T. Anke: Basidiomycetes as a Source for New Bioactive Natural Products. In: Current Organic Chemistry. Band 2, Nr. 4. Bentham Science Publishers, 1998, S. 329–354 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  40. Ch. C. Zouboulis: Leukotrienantagonisten bei atopischen Erkrankungen und Akne. In: Akta Dermatologia 2003; 29: 419–425.
  41. Peter Spiteller, Wolfgang Steglich: Blennione, a green aminobenzoquinone derivative from Lactarius blennius. In: Journal of Natural Products. Band 65, Nr. 5, 2002, S. 725–727, doi:10.1021/np0106541.