Huronsee
Huronsee Lake Huron, Lac Huron | ||
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Geographische Lage | Ontario (Kanada), Michigan (USA) | |
Zuflüsse | Saint Marys River vom Oberen See, Michigansee (Mackinacstraße), Saginaw River, Au Sable River, Spanish River | |
Abfluss | St. Clair River zum Lake St. Clair und Eriesee | |
Inseln | Manitoulin, Mackinac Island, Drummond Island, Cockburn Island, St. Joseph Island, Bois Blanc Island | |
Orte am Ufer | Saginaw, Bay City, Alpena, Cheboygan, St. Ignace, Port Huron, Sarnia | |
Daten | ||
Koordinaten | 44° 48′ N, 82° 27′ W | |
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Höhe über Meeresspiegel | 176 m | |
Fläche | 59.586 km² | |
Länge | 332 km | |
Breite | 245 km | |
Volumen | 3540 km³ | |
Umfang | 6157 km | |
Maximale Tiefe | 229 m | |
Mittlere Tiefe | 59 m | |
Besonderheiten |
Die weltweit größte Binneninsel, Manitoulin | |
Lage des Huronsees unter den Großen Seen |
Der Huronsee (auch Huron-See, englisch Lake Huron [ ],[1] französisch Lac Huron [ ]) gehört zur Gruppe der fünf Großen Seen Nordamerikas.
Durch den Huronsee verläuft die Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika. Er grenzt an den US-Bundesstaat Michigan und an die kanadische Provinz Ontario. Französische Entdecker benannten ihn nach dem indianischen Stammesverband der Wyandot (auch Huronen). Der See war auch namensgebend für die so genannte Huronische Vereisung, deren Spuren man in seinen Gesteinsschichten gut erkennen kann.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Basisdaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der See ist 332 km lang und 245 km breit.[2] Durch die acht Kilometer breite Mackinacstraße (engl. Straits of Mackinac) ist er mit dem Michigansee verbunden. Es handelt sich dabei um keine Verbindung durch einen Fluss oder Strom, sondern um ein Gewässer ohne Gefälle. Daher kann der Huronsee zusammen mit dem Michigansee auch als ein See betrachtet werden. Der größte Zufluss des Huronsees ist der Saint Marys River, der Abfluss erfolgt über den St. Clair River.
Flächenmäßig betrachtet ist der Huronsee mit 59.586 km² nach dem Oberen See der zweitgrößte der Großen Seen und der drittgrößte Süßwassersee der Erde. Geht man nach dem Volumen, steht er bei den Großen Seen ebenfalls an dritter Stelle. Bei Niedrigwasser hat der See ein Volumen von ca. 3540 km³. Durch seine 30.000 Inseln ist die Küstenlänge des Huronsees mit 6157 km die längste der Großen Seen.
Städte am Ufer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wichtige Städte am Ufer des Huronsees sind: Goderich, Sarnia, Bay City, Alpena, Rogers City, Cheboygan, Tobermory, Sauble Beach, Saugeen Shores, St. Ignace und Port Huron.
Inseln und Buchten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im nördlichen Teil des Sees liegen der North Channel und die Georgian Bay. Sie werden durch die Insel Manitoulin vom Hauptwasserkörper des Sees getrennt. Mit einer Fläche von 2766 km² ist Manitoulin die größte Binnenseeinsel der Welt.[3] An der Georgian Bay liegen die Orte Owen Sound, Wasaga Beach, Midland, Penetanguishene, Port Severn und Parry Sound. Im Südwestteil des Sees gibt es außerdem noch die kleinere Saginaw Bay.
Wasserstände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wasserspiegel des Huronsees liegt 176 m über dem Meeresspiegel.
Höchster Wasserstand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wasserstand ist natürlichen Schwankungen unterworfen; die höchsten Pegelstände ergeben sich in den Monaten Oktober und November. Der Wasserstand für mittleres Hochwasser liegt 0,61 m über dem normalen Wasserstand. Von Februar 1986 bis Januar 1987 führten der Huron- und der Michigansee durchgängig Hochwasser (mindestens 1,12 m über dem mittleren Pegelstand), im Sommer 1986 erreichten die beiden Seen ihren höchsten jemals aufgezeichneten Wasserstand mit 1,80 m über dem mittleren Pegelstand.[4]
Niedrigster Wasserstand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für gewöhnlich ist der Wasserstand des Huronsees in den Wintermonaten am niedrigsten. Der Wasserstand bei Niedrigwasser liegt im Mittel 0,30 m unter dem normalen Wasserstand. Den historischen Tiefststand erreichte der See im Winter 1964 mit 0,42 m unter dem mittleren Pegelstand.[4]
Hydrologie und Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zählte man Huronsee und Michigansee zusammen (da sie hydrologisch betrachtet ein Wasserkörper sind), bildeten sie mit 117.600 km² den größten Süßwassersee der Erde. Einzeln gesehen ist der 8 m höher gelegene Obere See 22.500 km² größer als der Huronsee. Der Obere See fließt bei Sault Ste. Marie in den 120 km langen Saint Marys River, der wiederum in den North Channel des Huronsees mündet.
Vom Huronsee aus fließt das Wasser bei den Orten Port Huron und Sarnia in den St. Clair River und von dort über den Lake St. Clair, den Detroit River, den Eriesee, den Ontariosee und den Sankt-Lorenz-Strom in den Atlantischen Ozean.
So wie jeder der fünf Großen Seen entstand auch der Huronsee durch abschmelzende Gletscher am Ende der letzten Eiszeit. Vorher war der See eine tief gelegene Mulde, die von vielen Flüssen durchzogen war. Einige der ehemaligen Flussbetten sind auch heute noch auf bathymetrischen Karten verzeichnet.
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wasser des Huronsees hat eine Verweildauer von durchschnittlich 22 Jahren – nach dieser Zeitspanne hat sich das Seewasser einmal vollständig ausgewechselt.
Wie bei allen Großen Seen war auch die Ökologie des Huronsees in den letzten hundert Jahren drastischen Veränderungen unterworfen. Ursprünglich beherbergte der See eine natürliche Fischpopulation, die vom Amerikanischen Seesaibling dominiert wurde. Er ernährte sich von der um 1952 ausgestorbenen Tiefwassermaräne (Coregonus johannae) und von Groppen und anderen heimischen Fischen. In den 1930er Jahren begannen invasive Arten wie Meerneunaugen, Flussheringe und Regenbogen-Stinte sich stark zu vermehren. Der Amerikanische Seesaibling war im See bis 1950 durch Überfischung beinahe ausgerottet. Auch die Meeraugen als Schmarotzer trugen zum Rückgang der Saiblingspopulation bei. Nicht einheimische Pazifische Lachse wurden in den 1960ern im See angesiedelt; auch einige Exemplare des Amerikanischen Seesaiblings wurden ausgesetzt, um die Art zu erhalten. Die ausgesetzten Tiere vermehrten sich jedoch nur wenig.
Weitere invasive Arten im Huronsee sind die Zebra- und die Quagga-Dreikantmuschel, der Stachelwasserfloh und die Schwarzmund-Grundel. Am Grund des Sees ging die Fischpopulation 2006 gegen null,[5] und auch beim Zooplankton wurden Veränderungen beobachtet.[6] In den letzten Jahren wurden außerdem immer weniger Königslachse gefangen, dasselbe gilt für Heringsmaränen. Diese Veränderungen sind wohl ebenfalls auf den Einfluss der neuen, exotischen Arten im See zurückzuführen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Namensgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten Europäer, die das Gebiet erkundeten, waren Franzosen. Sie nannten den See La Mer Douce, das „Süßwassermeer“. Auf einer Karte des französischen Kartographen Nicolas Sanson trägt der See den Namen Karegnondi. Das Wort stammt aus der Sprache der Huronen und wurde übersetzt mit „Süßwassermeer“, „See der Huronen“ oder einfach nur „See“. Auf den meisten der frühen europäischen Karten hieß der See Lac des Hurons (See der Huronen).[7][8]
Sturm von 1913
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 9. November 1913 tobte ein heftiger Blizzard über dem gesamten Gebiet der Großen Seen. Die Winde aus nördlicher Richtung konnten sich auf der großen Wasserfläche der Seen ungehindert verstärken. Am südlichen Ende des Huronsees, in Port Huron, kam er zu Böen von mehr als 140 km/h. Durch seine lange Nord-Süd-Achse war der Schaden auf dem Huronsee am größten. Allein hier sanken zehn Schiffe, mehr als 20 liefen auf Grund. 235 Seeleute kamen ums Leben.[9]
Schiffswracks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Huronsee wurden bislang mehr als 1000 Schiffswracks gefunden.[10]
Wrack des ersten Schiffs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angeblich befindet sich darunter auch das erste Schiff, mit dem Europäer die Großen Seen besegelten, die 1679 bei Buffalo erbaute Le Griffon. Der Entdecker Robert Cavelier de La Salle segelte mit ihr über den Eriesee und fuhr dann den Detroit River und den Lake St. Clair entlang bis zum Huronsee. Nachdem er die Mackinacstraße durchquert hatte, legte La Salle auf Washington Island im Michigansee an. Hier belud er das Schiff mit Pelzen und schickte es zurück nach Buffalo, wo es allerdings nie ankam.
Zwei Wracks kommen bislang als die Überreste der Griffon infrage, eine eindeutige Identifikation war allerdings bislang nicht möglich. Das eine liegt vor der Westküste der Insel Manitoulin in der Mississagi-Straße, das andere liegt etwa 240 km östlich bei Russell Island in der Georgian Bay. Als Grund für den Untergang wird ein Sturm angesehen.[11][12][13]
Thunder Bay
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 1160 km² großen National Marine Sanctuary der Thunder Bay an der Westküste des Sees liegen 116 historisch bedeutende Wracks. Das Schutzgebiet wurde im Jahre 2000 von der National Oceanic and Atmospheric Administration gegründet und ist das dreizehnte seiner Art in den Vereinigten Staaten.[14]
In Alpena (Michigan) legen Glasbodenboote ab, mit denen Touristen die Möglichkeit haben, einige der Wracks der Thunder Bay selbst zu sehen.
Saginaw Bay
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]185 der über 1000 Schiffswracks liegen im Gebiet der Saginaw Bay, ebenfalls an der Westküste des Sees. Die Matoa, ein Frachter mit Propellerantrieb und 2311 BRT, wurde 1890 in Cleveland gebaut und 1913 in Port Austin an der Saginaw Bay verschrottet.[10]
Georgian Bay, North Channel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Georgian Bay, der größten Bucht des Huronsees, liegen 212 Wracks. Darunter befindet sich auch die Manola, ebenfalls ein Frachter mit 2325 BRT. Wie die Matoa wurde auch sie 1890 in Cleveland gebaut. Der Betreiber war von 1890 bis 1901 die Minnesota Steamship Company in Cleveland, danach von 1901 bis 1918 die Pittsburgh Steamship Company. Am 25. Januar 1918 wurde die Manola an das United States Shipping Board und dann 1920 an die Canada Steamship Lines, Ltd. verkauft. Dort wurde sie in Mapledawn umbenannt. Am 20. November 1924 lief sie bei Christian Island in der Georgian Bay auf Grund. Sie war unterwegs nach Port McNichol in Ontario, wurde aber zwei Wochen nach dem Vorfall als Totalverlust abgeschrieben. Man konnte noch etwa 75.000 Scheffel Gerste bergen, die für Midland (Ontario) bestimmt war.[10][15]
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Blick über den See vom East Tawas State Park an der Spitze der Saginaw Bay aus
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Harrisville Beach am Huronsee
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Das Ufer des Sees östlich von Port Dolomite (Michigan)
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Ipperwash Beach, Lake Huron
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Annin: The Great Lakes Water Wars. Island Press, 2006, ISBN 1-55963-087-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leuchtturmkarte mit detaillierten Informationen
- Umweltatlas der Großen Seen
- Fischarten in den Großen Seen ( vom 6. Februar 2008 im Internet Archive)
- Website der Küstenwache der Großen Seen
- Fischereikarte des Huronsees (PDF)
- Tiefenkarte des Huronsees
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ J. C. Wells: Longman Pronunciation Dictionary. Beijing: The Commercial Press, 2000; S. 372.
- ↑ Seine mittlere Tiefe liegt bei 59 m, die größte Tiefe bei 229 m. Daten der Großen Seen auf der Seite der US-amerikanischen Naturschutzbehörde, abgerufen am 4. Mai 2015.
- ↑ Seven Wonders of Canada: Manitoulin Island auf der Website der Canadian Broadcasting Corporation, abgerufen am 4. Mai 2015.
- ↑ a b Wasserstandsberichte des U.S. Army Corps of Engineers, abgerufen am 4. Mai 2015.
- ↑ S. C. Riley u. a.: Deepwater demersal fish community collapse in Lake Huron. In: Transactions of the American Fisheries Society. Vol 137/2008, S. 1879–1880.
- ↑ R. P. Barbiero u. a.: Recent shifts in the crustacean zooplankton community of Lake Huron. In: Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences. Vol. 66/2009, S. 816–828.
- ↑ Georges E. Sioui: Huron-Wendat: The Heritage of the Circle. UBC Press, 2000, ISBN 0-7748-0715-6.
- ↑ Ron Fonger: Genesee, Oakland counties adopt historic name for water group. In: The Flint Journal. 3. Mai 2007, abgerufen am 4. Mai 2015.
- ↑ Dwight Boyer: True Tales of the Great Lakes. Freshwater Press, 1971, ISBN 0-912514-48-5, S. 212.
- ↑ a b c Jack Parker: Shipwrecks of Lake Huron: The Great Sweetwater Sea. Avery Color Studios, Au Train, Michigan 1986, S. 50–61.
- ↑ z. B. im Magazin Boys Life von September 1959.
- ↑ The Ships and Legends of the Mississagi Strait ( vom 2. März 2012 im Internet Archive)
- ↑ J. B. Mansfield (Hrsg.): History of the Great Lakes. Volume I. J.H. Beers & Co., Chicago, 1899, S. 78–90. Abgerufen am 4. Mai 2015.
- ↑ About Thunder Bay National Marine Sanctuary auf der Seite der Thunder Bay National Marine Sanctuary, abgerufen am 4. Mai 2015.
- ↑ Historical Collections of the Great Lakes auf der Seite der Bowling Green State University, abgerufen am 4. Mai 2015.