Kreis Schlawe

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Der Kreis Schlawe, zuletzt auch Kreis Schlawe i. Pom. genannt, war bis 1945 ein preußischer Landkreis in Hinterpommern. Seine Kreisstadt war die Stadt Schlawe. Das ehemalige Kreisgebiet wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt und liegt heute größtenteils im Powiat Koszaliński (Köslin) und im Powiat Sławieński (Schlawe) der Woiwodschaft Westpommern.

Der Kreis Schlawe-Pollnow im 18. Jahrhundert
Das Kreisgebiet 1905

In Hinterpommern, das seit 1648 zu Brandenburg-Preußen gehörte, wurde 1724 eine Kreisreform durchgeführt. Die Zahl der Kreise und zugehörigen Landräte wurde fühlbar reduziert, um die starke territoriale Zersplitterung zu verringern, die durch die komplizierten adligen Besitzstände in Hinterpommern entstanden war. Der damals bereits bestehende Kreis Schlawe wurde mit Wirkung zum 1. Januar 1725 mit dem Pollnowschen Kreis zu einem Kreis zusammengefasst, der in der Folgezeit üblicherweise Schlawe-Pollnower Kreis genannt wurde. Der Pollnowsche Kreis bestand aus den Besitzungen des Pollnower Zweiges der Glasenapps und umfasste die Stadt Pollnow mit ihrer Umgebung.[1] Der kombinierte Kreis umfasste die Städte Pollnow, Rügenwalde, Schlawe und Zanow, das königliche Amt Rügenwalde sowie eine größere Anzahl von adligen Dörfern und Gütern.[2][3] Der Kreis grenzte im Norden an die Ostsee, im Osten an den Kreis Stolp, im Süden an den Kreis Rummelsburg und im Westen an den Kreis Fürstenthum Cammin.[4]

In Folge der preußischen Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 wurde der Kreis Teil des Regierungsbezirks Köslin in der Provinz Pommern. Bei der pommerschen Kreisreform von 1818 wurde die Abgrenzung des Kreises, der nunmehr nur noch als Kreis Schlawe bezeichnet wurde, nicht geändert.[5][6][7]

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis Schlawe zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum Kreis Schlawe gehörten 1871 vier Städte, 138 Landgemeinden und 100 Gutsbezirke.[8]

Zum 10. August 1876 fanden zwecks Aufhebung mehrerer Enklaven folgende Veränderungen der Kreisgrenzen statt:

  • Die Landgemeinden Dünnow, Lindow, Muddel und Saleske sowie die Gutsbezirke Dünnow, Lindow, Muddel und Saleske wurden aus dem Kreis Schlawe in den Kreis Stolp umgegliedert.
  • Die Landgemeinden Görshagen, Marsow, Schlackow und Vietzke sowie die Gutsbezirke Görshagen, Marsow, Schlackow und Vietzke wurden aus dem Kreis Stolp in den Kreis Schlawe umgegliedert.
  • Die Landgemeinde Jannewitz und der Gutsbezirk Jannewitz wurden aus dem Kreis Rummelsburg in den Kreis Schlawe umgegliedert.

Am 28. März 1878 traten die Landgemeinden Beßwitz, Varzin, Wendisch Puddiger und Wussow sowie die Gutsbezirke Beßwitz, Misdow B, Techlipp, Varzin und Wendisch Puddiger vom Kreis Schlawe zum Kreis Rummelsburg.

Zum 30. September 1929 fand wie im übrigen Freistaat Preußen im Kreis Schlawe eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zu dieser Zeit wurde der Name Schlawe i. Pom. üblich.

Im Frühjahr 1945 wurde das Gebiet des Kreises Schlawe i. Pom. von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde das Kreisgebiet im Sommer 1945 seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1797 32.409 [9]
1816 36.279 [10]
1846 63.042 [11]
1867 78.808 [12]
1871 77.504 [8]
1890 73.234 [13]
1900 73.206 [13]
1910 74.232 [13]
1925 78.478 [13]
1933 77.593 [13]
1939 77.520 [13]

Landräte des Kreises Schlawe[14] waren:

  • 0000–174900Heino Friedrich von Below
  • 1748–176300Michael Ernst von Boehn 1
  • 1749–176400Franz Christian von Glasenapp 1
  • 1763–177500Otto Felix Friedrich von Kameke
  • 1775–180800Gabriel Otto von Schmeling
  • 1808–181200Friedrich George Wilhelm von Below
  • 1814–183500Wendelin von Bilfinger
  • 1836–184600Carl Albert Carisius von Kameke
  • 1846–185600Anton von Kleist
  • 1857–187300Reinhold von Woedtke[15]
  • 1873–187700Karl von Schwerin
  • 1878–188300Rudolf von Pawel
  • 1884–189200Max von Balan
  • 1893–190500Heinrich von Below
  • 1905–191900Artur von Scheliha
  • 1919–192500Egon von Haber
  • 1925–193800Friedrich von Zitzewitz
  • 1939–194500Carl Wiggert
1 
In den kombinierten Kreisen Hinterpommerns amtierten im 18. Jahrhundert zeitweise verschiedene Landräte für die jeweiligen Altkreise.[16]

Kommunalverfassung

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Die Kreis Schlawe i. Pom. gliederte sich in die Städte Pollnow, Rügenwalde, Schlawe und Zanow, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen, es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Amtsbezirke, Städte und Gemeinden

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Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 34 Amtsbezirke gegliedert.[17] Die Städte des Kreises waren amtsfrei.

Städte und Gemeinden

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Zum Ende seines Bestehens im Jahr 1945 umfasste der Kreis Schlawe vier Städte, 136 weitere Gemeinden und zwei gemeindefreie Gutsbezirke:[13]

Aufgelöste Gemeinden

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  • Alt Ristow und Neu Ristow, 1928 zur Gemeinde Ristow zusammengeschlossen
  • Peest A und Peest B, 1928 zur Gemeinde Peest zusammengeschlossen
  • Rügenwaldermünde, am 1. Januar 1936 zur Stadt Rügenwalde
  • Sydow A und Sydow B, 1913 zur Gemeinde Sydow zusammengeschlossen

Namensänderungen

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Die Ortsnamen Wendisch Buckow und Wendisch Tychow wurden 1937 durch Buckow (Pom.) und Tychow ersetzt. Die Gemeinde Bartlin wurde 1938 in Nemitz umbenannt.

Entwicklung des Eisenbahnnetzes

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Der Kreis Schlawe wurde seit 1870 von der Strecke Köslin – Schlawe – Stolp der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft durchzogen >111.0<. Die Verbindung Zollbrück – Rügenwalde der staatlichen Preußischen Ostbahn kreuzte ab 1878 diese Linie in Schlawe >111.q<. Außerdem streifte die Zweigbahn Zollbrück – Stolp den Osten des Kreises >111.u<.

Die Preußische Staatsbahn und die Deutsche Reichsbahn ergänzten dieses Netz noch durch die folgenden Strecken:

  • 1903: Bublitz – Pollnow >111.m<
  • 1911: Schlawe – Stolpmünde >111.p<
  • 1921: Pollnow – Zollbrück >111.m<

Wie viele andere pommersche Kreise betrieb auch der Kreis Schlawe schließlich selbst den Bahnbau. Er nahm 1897 von der Kreisstadt aus eine Schmalspurstrecke der Schlawer Bahnen zur Stadt Pollnow in Betrieb und führte sie 1898 einerseits weiter nach Süden über Sydow nach Breitenberg >113.x<, andererseits von Jatzingen abzweigend bis Natzlaff, wo die Köslin-Bublitz, Belgarder Kleinbahn AG die Linie nach Köslin durchzog >113.u<. Die Stammstrecke Schlawe – Pollnow wurde 1934 auf Normalspur umgestellt und in der Nähe der Kreisstadt völlig neu trassiert. (Die Ziffern in >< entsprechen dem Deutschen Kursbuch von 1939.)

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 126–127, Ziffer 3 (Google Books).
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 130–143 (Google Books).
  • Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 9. Kreis Schlawe. Berlin 1866, S. 1–43 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 2. Band : Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 816–899 (Google Books).
  • Friedrich Gottlob Leonhardi (Hrsg.): Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Halle 1794, S. 871–887, online.
  • Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern. Nicolai, Berlin/Stettin 1827, S. 251–266 (Google Books).
  • Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin (Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, Hrsg.), Band I, Heft III: Kreis Schlawe, Stettin 1892 (Google Books).
  • Der Kreis Schlawe – Ein Pommersches Heimatbuch (M. Vollack, Hrsg.). Band 1: Der Kreis als Ganzes, Husum 1986, ISBN 3-88042-239-7. Band 2: Die Srädte und Landgemeinden, Husum 1989, ISBN 3-88042-337-7.
  • Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Schlawe in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
Commons: Landkreis Schlawe i. Pom. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Behördenorganisation und allgemeine Staatsverwaltung. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 4. Paul Parey, Berlin 1908, Neueintheilung und Verminderung der hinterpommerschen Kreise 1723/24, S. 171 (Digitalisat).
  2. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände. Schwickertscher Verlag, Leipzig 1793, Kap. Preußisch Vorpommern, S. 574 (Digitalisat).
  3. Fritz Curschmann, Ernst Rubow: Pommersche Kreiskarte Blatt 2. Die pommerschen Kreise vor und nach 1818. In: Landesgeschichtliche Forschungsstelle der Provinz Pommern (Hrsg.): Historischer Atlas von Pommern. 1935 (Digitalisat).
  4. Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie (F. Leonardi, Hrsg.), Halle 1794, S. 871–887.
  5. Berthold Schulze: Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, Seite 94. mit Unterstützung der Historischen Kommission für die Provinz Pommern. In: Einzelschriften der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg. Gsellius, Berlin 1931 (Digitalisat).
  6. R. v. Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern. Nicolai, Berlin/Stettin 1827, S. 251–266, S. 251–266.
  7. Der Kreis Schlawe - Ein Pommersches Heimatbuch (M. Vollack, Hrsg.). Band 1: Der Kreis als Ganzes, Husum 1986, ISBN 3-88042-239-7. Band 2: Die Städte und Landgemeinden, Husum 1989, ISBN 3-88042-337-7.
  8. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  9. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 44 (Digitalisat).
  10. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Cöslin, S. 233 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  11. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 316 (Digitalisat).
  12. Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VIII. Kreis Schlawe). Berlin 1873, S. 218, Ziffern I.8, II.8 und III.8.
  13. a b c d e f g Michael Rademacher: Kreis Schlawe. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Manfred Vollack: Die Verwaltung des Kreises. In: Manfred Vollack (Hrsg.): Der Kreis Schlawe - Ein Pommersches Heimatbuch Band 1. Der Kreis als Ganzes. Husum 1986, ISBN 3-88042-239-7, S. 244.
  15. lt. Acta Borussica, Band 6/II bis 1875 im Amt.
  16. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  17. Informationssystem Pommern: Kreis Schlawe (Memento vom 14. Dezember 2012 im Internet Archive)