Landulf Cotta

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Landolfo Cotta)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Landulf (Cotta) (* 11. Jahrhundert in Mailand; † zwischen 1061 und 1064 in Piacenza[1]) war ein oberitalischer Kleriker und Mitgründer der religiösen Bewegung Pataria.

Landulf wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts in den Mailänder Adel hineingeboren. Er belegte zu einer späteren Zeit wohl ein kirchliches Amt im Mailänder Dom.[2] Landulfs Beiname Cotta geht auf eine spätere Zuschreibung zur Familie Cotta, die den Valvassoren angehörte, zurück, kann aber nicht bestätigt werden.[2] Er schloss sich um 1057 mit Ariald zusammen und begründete die kirchliche Reformbewegung Pataria. Diese richtete sich gegen die vorherrschende ambrosianische Ausrichtung der Mailänder Kirche. Infolge der Beteiligung an der Pataria wurde Landulf, zusammen mit Arnulf, exkommuniziert. Im selben Jahr soll es einen ersten Anschlag auf Landulf gegeben haben, den dieser schwer verletzt überlebt hat, im Folgejahr laut Quellen[3] einen zweiten. Er starb einige Jahre später in Piacenza, möglicherweise an früheren Verletzungen.[4]

Innerhalb der Pataria, zu deren Führungsgruppe er gehörte, nahm er die Position des öffentlichen Predigers ein. Er erhielt aufgrund seiner Fähigkeiten den Beinamen dux verbi (Fürst der Wörter). Die Bewegung kämpfte in erster Linie gegen den Ämterkauf und für den Zölibat im Priestertum. Dies war in der vorherrschenden Mailänder Kirche nicht gegeben. Durch öffentliche Auftritte wiegelten Landulf und Ariald die Mailänder Bevölkerung zu mehreren Aufständen in der Stadt auf. Die Rolle Landulfs ist dabei nicht klar. Sämtliche zur Verfügung stehenden Quellen nehmen eine starke Position für oder gegen die Pataria ein. So wurde er teilweise verehrt, teilweise aber auch als Feind Gottes gescholten. Daher ist sein tatsächlicher Einfluss schwer abzuschätzen.[5] 1057 unterbrach Landulf, zusammen mit Arnulf, eine kirchliche Messe und vertrieb und schlug die Priester. Er erwirkte, dass die Priester der Mailänder Kirche einen Eid ablegen mussten. Im Nachgang zu diesem Ereignis wurden Landulf und Ariald exkommuniziert; die Exkommunikation wurde aber einige Jahre später wieder aufgehoben. Ab diesem Zeitpunkt hat die Pataria die Anerkennung der römischen Kirche erhalten. Nach dem Tode Landulfs wurde dessen Bruder Erlembald neuer Führer der Pataria.

  • Paolo Golinelli: La pataria. Lotte religiose e sociali nella Milano dell’XI secolo, Mailand 1984, S. 14–16.
  • Hagen Keller: Pataria und Stadtverfassung. In: Investiturstreit und Reichsverfassung (= Vorträge und Forschungen 17). Sigmaringen 1973, S. 321–350 (grundlegend).
  • Francesca Roversi Monaco: Landulf, in: Dizionario biografico degli italiani, vol. 63, Istituto dell'Enciclopedia Italiana, 2004.
  • Alessandro Visconti, Landolfo Cotta o Landolfo Patarino, in Enciclopedia Italiana, Istituto dell'Enciclopedia Italiana, 1933.
  • Claudia Zey: Zur Entstehung und Überlieferung des Liber gestorum recentium Arnulfs von Mailand, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 49, 1993, S. 1–38.
  • Olaf Zumhagen: Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung. Mailand, Cremona, Piacenza und Florenz zur Zeit der Pataria. Köln 2002 (mit Beschreibung des Verlaufs der Pataria auch in den Nachbarstädten).
  • Arnulfi Mediolanensis Liber gestorum recentium. Claudia Zey, ed. Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1994 (Monumenta Germaniae historica. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi; 67).
  • Landulphi Senioris Historia Mediolanensis. Ludwig Konrad Bethmann & Wilhelm Wattenbach, edd. In: Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. Vol. VIII. Hannover: MGH, 1848.
  • Andreae Strumensis Vita Sancti Arialdi. Friedrich Baethgen, ed. Leipzig: MGH, 1935 (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores; 30.2), S. 1047–1075.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. LANDOLFO - Treccani. Abgerufen am 4. Dezember 2023 (italienisch).
  2. a b Jörg W. Busch: Die Vereinnahmung eines gegnerischen Textes. Die Verweise auf ein Investiturprivileg in der sogenannten ‘Historia Mediolanensis Landulfi senioris’. In: Frühmittelalterliche Studien. Band 32, Nr. 1, 31. Dezember 1998, ISSN 1613-0812, S. 146–163, doi:10.1515/9783110242300.146 (degruyter.com [abgerufen am 4. Dezember 2023]).
  3. Andreae Strumensis: Vita Sancti Arialdi. In: Friedrich Baethgen (Hrsg.): Monumenta Germaniae Historica. Scriptores; 30.2. Leipzig 1935, S. 1054.
  4. Landòlfo - Treccani. Abgerufen am 4. Dezember 2023 (italienisch).
  5. Paolo Golinelli: La Pataria: lotte religiose e sociali nella Milano dell'XI secolo. 1. Auflage. Jaca Book, Mailand 1984, S. 15.