Oberpullendorfer Becken

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Landseer Bucht)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Koordinaten: 47° 31′ 55″ N, 16° 29′ 32″ O

Reliefkarte: Burgenland
marker
Oberpullendorfer Becken
Blick von der Ruine Landsee über das nördliche Oberpullendorfer Becken (Weppersdorf, Horitschon, Deutschkreutz)

Das Oberpullendorfer Becken, auch Mittelburgenländische Bucht genannt, bildet den Großteil der Fläche des politischen Bezirks Oberpullendorf im mittleren Burgenland. Die Bezirkshauptstadt war auch Namensgeberin.

In früheren Publikationen wird die Region auch als Landseer Bucht bezeichnet – nach der Ortschaft im Nordwesten des Beckens[1].

Nach Osten öffnet es sich zur Kleinen ungarischen Tiefebene als Teil der Pannonischen Tiefebene, im Norden wird es durch das Ödenburger Gebirge und das Rosaliengebirge, im Westen durch die Bucklige Welt, im Süden durch Bernsteiner- und Günser Gebirge begrenzt.

Die begrenzenden Bergzüge werden zum ostalpinen Komplex Randgebirge östlich der Mur gerechnet. Am östlichen Rande der Alpen finden sich kleine Becken, die durch Gebirgszüge getrennt werden und nach und nach in die pannonische Tiefebene übergehen. Nördlich des Oberpullendorfer Beckens finden sich das Eisenstädter- und das Wulkabecken, südwestlich öffnet sich das oststeirische Becken[2].

Trotz der Bezeichnung „Becken“ zeichnet sich die Region durch zahlreiche Hügel und Täler aus. In letzteren fließen in der Regel auch Bäche und Flüsse. Die Hügel bleiben unter 400 m ü. A., Siedlungen in den Tälern liegen um die 250 m ü. A. – von Westen um die 300 m ü. A. (siehe Weppersdorf) in den Osten Richtung 200 m ü. A. (siehe Stoob, Oberpullendorf, Lutzmannsburg).

Das Oberpullendorfer Becken wird grob in zwei Bereiche geteilt, die sich im Erscheinungsbild, aber auch klimatisch unterscheiden. Als ungefähre Grenzlinie wird der Stooberbach angegeben[3].

Das westliche Becken ist gezeichnet vom Übergang aus den alpinen Randgebirgen und vor allem der Buckligen Welt und wird dem alpinen Klimakreis zugerechnet. Das östliche Becken wendet sich dem pannonischen Klimakreis zu, und auch in der Vegetation lassen sich entlang dieser Grenze Unterschiede feststellen.

Auch in der Nutzung durch den Menschen wirkt sich dieser Unterschied aus: durch das pannonische Klima und die Nähe zum Neusiedlersee ist die östliche Region dem Weinbau zugewandt, wie die Kulturregion Blaufränkischland belegt.

Der Westen ist stärker durch Forst- und Ackerwirtschaft geprägt sowie durch Obstkulturen und Streuobstwiesen.

Geologisch zählt das Becken zum Molassebecken im Osten. Es herrschen Schotter und Löss, entlang der Störungen auch Tonstein, an den Rändern Gneis und Schiefer vor. Das Becken besteht zu einem Großteil aus geologisch jüngeren sedimentären Ablagerungen als Reste eines Meeres und wird westlich vom Semmeringfenster und südlich vom Rechnitzer Fenster eingerahmt. Es handelt sich um ein tertiär gefülltes Schotterbecken (Sarmatium, Pannonium, Pontium)[4].

Im Gebiet finden sich zwei erloschene Vulkane (Pauliberg am Rand, Fenyős erdő zentral am Schnittpunkt von westlichem und östlichem Becken, Alter etwa 11–12 Millionen Jahre, siehe Transdanubische Vulkanregion).

Blick vom Stoober Biri auf die Talverengung durch den Fenyös. Blick Richtung Oberpullendorf

Umrahmende Fenster im Osten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Rechnitzer Fenster[4], welches geologisch dem Tauernfenster gleicht, finden sich vor allem am Westrand einige weitere, kleinere Fenster, die einer Linie von Süd nach Nord bis zum Wr. Neustädter Fenster ziehen; etwas weiter im Westen liegt das Wechselfenster.[5]

Zwischen Wechsel und Wr. Neustadt liegen östlich versetzt weitere, kleinere Fenster, die Relikte einer früheren Gebirgsbildungsphase darstellen und dort nicht von späteren Schotterüberlagerungen bedeckt sind.

Zwischen der Ortschaft Bernstein und Kirchschlag findet sich das Bernsteiner Fenster sowie das um einiges kleinere Mölterner Fenster, ab Landsee nordwärts das Wiesmather Fenster und jenseits des Ödenburger Gebirges das Forchtenauer Fenster[5].

Das Alter dieser Fenstergesteine wird auf das Pannon datiert[6] und steht im Zusammenhang mit der Verlandung der Paratethys und der damit verbundenen Entstehung des Pannon-Sees.

Während der Westen vor dem Semmeringfenster feingliedrig und kleinteilig gestaltet ist, ist im Südosten nur das Rechnitzer Fenster belegt.

Eine Sonderstellung nimmt das zwischen dem Rechnitzer Fenster und der Rabnitz gelegene Lutschburger Weingebirge (auch Lutzmannsburger Plateau[7]), in dem neben dem Rabnitztal noch einmal Anstiege bis an die 300 m ü. A. beobachtet werden, während die Rabnitz selbst auf etwa 200 m ü. A. das österreichische Staatsgebiet verlässt[8][9].

Stoober Verwurf und Draßmarkter Becken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Becken weist eine auch geologisch nachvollziehbare Zweiteilung auf. Der Stoober Verwurf teilt den Ostteil als leicht hügeliges vom westlichen Becken, das sich als höher gelegen und gebirgiger darstellt (auch als Draßmarkter Becken bezeichnet). Dieses Relikt tektonischer Bewegungen führt etwa von Kobersdorf über das Stooberbachtal bis nach Klostermarienberg und ließ den östlichen Teil weiter absinken und abflachen[10].

Blick auf das Draßmarkter Becken von Stoob aus gesehen. Blickrichtung Südosten

Die Störung dürfte zeitlich in Zusammenhang mit den Vulkanentstehungen stehen, aber bis ins Quartär aktiv geblieben sein, und besonders in späterer Zeit sollen auch zusätzliche Störungen im Becken gewirkt haben[10], die diese Höhendiskrepanz durch Schotterverschiebungen förderten.

Geschichte der Besiedelung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Venus von Unterpullendorf

Erste Nachweise zur Besiedelung stammen aus der Jungsteinzeit und werden der Lengyel-Kultur zugeordnet (Venus von Unterpullendorf).

In römischer Zeit werden Belege der Bernsteinstraße sowie Eisenabbau bereits seit der Keltenzeit[11] und für römische Verhüttungstätigkeiten[12] nachgewiesen.

Für das Mittelalter werden zahlreiche Siedlungswellen festgehalten, unter anderem von Awaren, Ungarn, deutschen Siedlern und Kroaten[13] – im Bezirk gibt es bis heute eine Minderheit von Burgenlandkroaten und Burgenlandungarn.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Friedrich Kümel: Vulkanismus und Tektonik der Landseer Bucht im Burgenland. Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Bd. 86, 1936, S. 203–235 (PDF)
  2. Volker Reinprecht, Amt der burgenländischen Landesregierung: Eine kurze Einführung in die Geologie des Burgenlandes (PDF 0,9 MB), auf wko.at, 25. September 2019
  3. Josef Fally und Manfred A. Fischer: Landschaften des Burgenlandes. In: Burgenland Flora. Naturschutzbund Burgenland, 2015, abgerufen am 28. November 2024.
  4. a b Paul Hermann: Erläuterungen zum Blatt Rechnitz Geologische Bundesanstalt, 1988, S. 28f. (PDF)
  5. a b Erich Draganits: Seriengliederung im Kristallin des südlichen Ödenburger Gebirges (Burgenland) und deren Stellung zum Unterostalpin am Alpenostrand. Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, Bd. 141, 1998, S. 113–146, (Abb. 1) (PDF)
  6. Alexander Tollmann: Eine Serie neuer tektonischer Fenster des Wechselsystems am Ostrand der Zentralalpen. In: Mitteilungen österr. geologischen Gesellschaft. Band 68, 1975, S. 129–142 (zobodat.at PDF).
  7. Kleingebiet - Lutzmannsburger Plateau, Wein-Terroir Burgenland, abgerufen am 12. Dezember 2024
  8. Alexander Tollmann: Erläuterungen zum Blatt 139 Lutzmannsburg. 1981 (PDF)
  9. Geologie der österreichischen Bundesländer Burgenland: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Burgenlandes 1:200.000. Geologische Bundesanstalt, Hrsg. Hans P. Schönlaub, 2000 (PDF)
  10. a b Hanns Schmid: Das Basaltgebiet des Pauliberges bei Landsee im mittleren Burgenland. Burgenländische Heimatblätter, Bd. 37, 1975, S. 28–36 (PDF)
  11. Geschichte der Stadtgemeinde auf oberpullendorf.gv.at, abgerufen am 30. November 2024
  12. Eva Maria Plank: Das Eisen von Unterpullendorf – Ein Jahrtausende alter Schatz wird neu entdeckt, auf meinbezirk.at, 13. Februar 2020
  13. Herrschafts- und Siedlungsgeschichte im Zeitalter des Lehenswesen, auf: stoob.at, abgerufen am 30. November 2024.