Langschwanzsittich

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Langschwanzsittich

Langschwanzsittich (Psittacula longicauda)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Altweltpapageien (Psittaculidae)
Unterfamilie: Psittaculinae
Gattung: Edelsittiche (Psittacula)
Art: Langschwanzsittich
Wissenschaftlicher Name
Psittacula longicauda
(Boddaert, 1783)

Der Langschwanzsittich (Psittacula longicauda, Synonym: Belocercus longicaudus), auch als Langschwanzedelsittich bezeichnet, ist eine Papageienart aus der Familie der Altweltpapageien (Psittaculidae). Er kommt mit fünf Unterarten in Süd- und Südostasien vor.

Weibchen des Langschwanzsittichs

Der Langschwanzsittich erreicht eine Körperlänge von 40 bis 48 cm und ein Gewicht von 168 bis 196 g. Der Oberschnabel ist rot, der Unterschnabel ist schwärzlich rot. Die Krone und der Bereich oberhalb der Linie von der Wachshaut bis zum Auge sind dunkelgrün. Der Bereich vom Unterkiefer und Kinn bis zu den unteren Halsseiten ist schwarz.

Der übrige Kopf und der Nacken sind rosarot. Der Mantel und auf der Oberrücken sind hellgelblich-grün. Der Unterrücken ist hellblau. Die Oberschwanzdecken sind grün. Die Unterseite ist grünlich-gelb, auf dem Bauch etwas dunkler. Die Flügel sind grün mit stumpfem Blau auf den Handdecken und den Handschwingen. Die Schwanzmitte ist tiefblau. Die äußeren Steuerfedern sind grün. Beim Weibchen wird die rosarote Tönung am Kopf durch eine stumpf orangene Färbung ersetzt. An den Ohrdecken befindet sich ein blauer Fleck. Der Schnabel ist bräunlich. Die immaturen Vögel sind hauptsächlich grün, mit einer orangeroten Tönung an den Kopfseiten. Die Unterart Psittacula longicauda defontainei hat ein tieferes Rot am Kopf und eine gelblichere Krone. Bei der Unterart Psittacula longicauda modestae erscheint die Krone bräunlich, da die stumpf roten Federn mit einer grünlichen Tönung durchsetzt sind. Beim Weibchen sind die Federn stumpfer bräunlich. Bei der Unterart Psittacula longicauda tytleri sind die Krone, der Nacken, der Mantel und der Oberrücken gelblich grün. Der Bürzel und der Unterrücken sind grün. Die Unterart Psittacula longicauda nicobarica hat eine hellgrüne Krone und einen gelblich grünen Nacken. Die letztgenannten drei Unterarten sind größer als die ersten beiden, die Unterart Psittacula longicauda nicobarica ist am größten.

Unterarten und ihre Verbreitung

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Der Langschwanzsittich wurde erstmals von dem französischen Universalgelehrten Georges-Louis Leclerc de Buffon im Jahr 1780 in seiner Schrift Histoire Naturelle des Oiseaux erwähnt.[1] Der Vogel wurde auch auf einer handkolorierten, von François-Nicolas Martinet in den Planches Enluminées D’Histoire Naturelle gestalteten Tafel abgebildet, die unter der Aufsicht von Edme-Louis Daubenton zu Buffons Text erstellt wurde.[2] Weder die Bildunterschrift noch Buffons Beschreibung enthielten einen wissenschaftlichen Namen, aber 1783 prägte der niederländische Naturforscher Pieter Boddaert in seinem Katalog der Planches Enluminées den Binomen Psittacus longicauda.[3] Die Typuslokalität ist Malakka in der südlichen Region der Malaiischen Halbinsel.[4] Der Langschwanzsittich steht gegenwärtig in der Gattung der Edelsittiche (Psittacula), die im Jahr 1800 vom französischen Naturforscher Georges Cuvier aufgestellt wurde.[5][6]

Der Gattungsname ist eine Kurzform des lateinischen Wortes psittacus für „Papagei“. Das Artepitheton longicauda kombiniert das lateinische longus für „lang“ und cauda für „Schwanz“.[7]

Die Unterarten P. l. tytleri und P. l. nicobarica unterscheiden sich morphologisch und stimmlich sowohl voneinander als auch von allen anderen Unterarten[8] und repräsentieren möglicherweise zwei eigenständige Arten. Diese Ansicht wird durch eine neuere Studie gestützt, die nahelegt, dass die aktuelle interne Taxonomie diese Art polyphyletisch macht.[9] James A. Eaton und seine Kollegen betrachten auch die Unterart von Enggano als eigenständige Art Psittacula modesta.[10]

In einer Studie[11] von 2019 berichten der deutsche Ornithologe Michael Braun und seinen Kollegen, dass die Papageiengattungen Psittinus, Tanygnathus und Mascarinus genetisch in Psittacula eingebettet sind, was bedeutet, dass Psittacula entweder die drei letztgenannten Gattungen ersetzt oder in eigene monophyletische Gattungen zerfällt. Der letztere Vorschlag wird von der BirdLife Checklist (und somit von der IUCN Red List) bevorzugt, aufbauend auf einer Studie von Braun et al. aus dem Jahr 2016,[12] wo mehrere Gattungen neu beschrieben oder wieder eingeführt wurden, einschließlich Belocercus für P. longicauda.

Der Lebensraum des Langschwanzsittichs ist auf das Tiefland bis in Höhenlagen von 300 m beschränkt. Er bevorzugt Gebiete in Küstenregionen, darunter Mangroven, Sumpfwälder (einschließlich Torfmoorwälder), Regenwaldränder, teilweise gerodetes Land, Ölpalmenplantagen und Kokosnusshaine.

Über das gesamte Verbreitungsgebiet sind die Bestandsschwankungen nur unzureichend dokumentiert. In bestimmten Regionen können massive Ansammlungen auftreten, während die Art in anderen Gebieten für mehrere Jahre verschwinden kann. Bestimmte Aussagen, die auf Beobachtungen einer einzigen Saison oder eines einzelnen Jahres basieren, sind möglicherweise unzuverlässig. In der Region Membakut in Sabah zeigen Berichte, dass die Vögel von September bis April sich in großen Schwärmen versammeln. Diese Beobachtungen legen nahe, dass die Art nomadisch lebt und/oder in riesigen, gemeinschaftlichen Verbreitungsgebieten auf der Suche nach Nahrungsressourcen umherwandert. Während die Art früher lediglich als Durchzügler eingestuft wurde, wird sie inzwischen in Singapur als ansässig betrachtet, obwohl ein saisonales Pendeln über die Straße von Johor stattfindet.

Zu seiner spezifischen Nahrung gehören die äußeren Hüllen von Betelnüssen (Areca catechu) und Papaya (Carica papaya), reife Schraubenbaum-Früchte, Früchte der Gattung Dryobalanops, vom Indischen Rosenapfel (Dillenia indica) und vom Mangrovenbaum Sonneratia alba, Blüten von Acacia und Bäumen der Gattung Bombax, Samen von Macaranga, Ixonanthes, Vitex pybescens, Lagerstroemia sowie Dipterocarpus crinitus. Der Langschwanzsittich fällt zuweilen als Schädling in die Ölpalmenplantagen ein, indem er die reifen Früchte abzupft, um an das weiche Mesokarp zu kommen.

Die Brutzeit ist im Allgemeinen zwischen Dezember und Mai in Malaysia, im Juni in Kalimantan, im Oktober auf Sumatra sowie zwischen Februar und April auf den Andamanen und Nikobaren. Das Nest befindet sich in der Regel in einer Baumhöhle, in einem Fall befand es sich neben einem Grassumpf, in einem anderen in 10 m Höhe in einem Torfmoorwald. Auf den Andamanen wird Pterocarpus marsupium als Brutbaum bevorzugt, wo sich die Nester in 4 bis 8 m Höhe befinden. Der Langschwanzsittich brütet in Kolonien, mit mehreren Paaren, die benachbarte Höhlen in 6 bis 20 m Höhe in einem bestimmten Baum oder einer Baumgruppe nutzen. Das Gelege besteht in Gefangenschaft aus zwei bis drei Eiern. Die Brutzeit beträgt 24 Tage.

Lautäußerungen

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Während des Fluges geben die Sittiche ein kurzes nasales „kyeh“ von sich, das in Intervallen wiederholt wird, Gruppen im Flug können jedoch laut und unisono rufen. Im Ansitz ist das Repertoire vielfältiger, umfasst aber überwiegend nasale Kreischlaute und Krächzlaute. Die Stimme der Unterart P. l. nicobarica soll rauer sein.[8]

Der Langschwanzsittich wird in der IUCN Red List in der Kategorie „gefährdet“ (vulnerable) gelistet. Bis 2018 stand er auf der Vorwarnliste (near threatened). Zudem wird er in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens klassifiziert. Der Langschwanzsittich war in der Vergangenheit in Süd-Kalimantan weit verbreitet und kam örtlich auch häufig auf Sumatra vor, wo er einst in großer Anzahl existierte. Der Rückgang seiner Population ist mit dem Verlust von Brutstätten im Primärwald assoziiert. Ferner ist er örtlich häufig auf der malaysischen Halbinsel anzutreffen, wobei seine Überlebensstrategien mit der Fähigkeit zusammenhängen, außerhalb des Regenwaldes Nahrung zu suchen und in sozialen Gemeinschaften zu nisten.

In einigen Regionen wie den Andamanen und Nikobaren sowie in Brunei kommt er in sehr großer Zahl vor. Der internationale Handel war von 1981 bis 1985 relativ gering, jedoch wurden im Zeitraum 1986 bis 1990 jährlich durchschnittlich 2143 Vögel exportiert, hauptsächlich aus Malaysia. Der vermutete Schädlingsstatus in Ölpalmenplantagen hat sich nicht erfüllt, wahrscheinlich weil die Vögel nicht in der Lage sind, in solchen Lebensräumen zu brüten. Auf der Grundlage von Messungen der weltweiten Veränderung der Waldbedeckung von 2000 bis 2012[13] wird geschätzt, dass der Langschwanzsittich innerhalb von drei Generationen (24,6 Jahre) fast ein Drittel (32,4 %) seines Lebensraums innerhalb seines Verbreitungsgebiets verloren hat.[14]

Commons: Langschwanzsittich (Psittacula longicauda) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Georges-Louis Leclerc de Buffon: Histoire Naturelle des Oiseaux. Band 11. De L’Imprimerie Royale, Paris 1780, La grande perruche à longs brins, S. 217–218 (französisch, biodiversitylibrary.org).
  2. Georges-Louis Leclerc de Buffon, François-Nicolas Martinet, Edme-Louis Daubenton, Louis-Jean-Marie Daubenton: Planches Enluminées D’Histoire Naturelle. Band 9. De L’Imprimerie Royale, Paris 1783, Perruche, de Malac (biodiversitylibrary.org).
  3. Pieter Boddaert: Table des planches enluminéez d’histoire naturelle de M. D'Aubenton : avec les denominations de M.M. de Buffon, Brisson, Edwards, Linnaeus et Latham, precedé d’une notice des principaux ouvrages zoologiques enluminés. Nr. 887. Utrecht 1783, S. 53 (französisch, biodiversitylibrary.org).
  4. James Lee Peters (Hrsg.): Check-list of Birds of the World. Band 3. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts 1937, S. 245 (biodiversitylibrary.org).
  5. Georges Cuvier: Leçons d’Anatomie Comparée. Band 1. Baudouin, Paris 1800, Table near end (französisch, biodiversitylibrary.org).
  6. Parrots, cockatoos. In: World Bird List Version 14.2. International Ornithologists' Union, 2024, abgerufen am 10. November 2024.
  7. James A Jobling: The Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4, S. 229, 321 (archive.org).
  8. a b Pamela C. Rasmussen, John C. Anderton: Birds of South Asia. 2. Auflage. Band 2. Lynx Edicions, Barcelona 2012, ISBN 978-84-96553-86-6, S. 221.
  9. S. Kundu, C.G. Jones, R.P. Prys-Jones, J.J. Groombridge: The evolution of the Indian Ocean parrots (Psittaciformes): Extinction, adaptive radiation and eustacy. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 62, Nr. 1, Januar 2012, S. 296–305, doi:10.1016/j.ympev.2011.09.025.
  10. James A. Eaton, Bas van Balen, Nick W. Brickle, Frank E. Rheindt: Birds of the Indonesian Archipelago Greater Sundas and Wallacea. Lynx Edicions, Barcelona, 2016, S. 242 ISBN 978-84-941892-6-5
  11. Michael P. Braun, Thomas Datzmann, Thomas Arndt, Matthias Reinschmidt, Heinz Schnitker, Norbert Bahr, Hedwig Sauer-GüRth, Michael Wink: A molecular phylogeny of the genus Psittacula sensu lato (Aves: Psittaciformes: Psittacidae: Psittacula, Psittinus, Tanygnathus; † Mascarinus) with taxonomic implications. In: Zootaxa. Band 4563, Nr. 3, 4. März 2019, ISSN 1175-5334, doi:10.11646/zootaxa.4563.3.8 (mapress.com [abgerufen am 10. November 2024]).
  12. Michael P. Braun, Nobert Bahr, M. Wink: Phylogenie und Taxonomie der Edelsittiche (Psittaciformes: Psittaculidae: Psittacula), mit Beschreibung von drei neuen Gattungen. In: “Vogelwarte” 54: 322-324.
  13. M. C. Hansen, P. V. Potapov, R. Moore, M. Hancher, S. A. Turubanova, A. Tyukavina, D. Thau, S. V. Stehman, S. J. Goetz, T. R. Loveland, A. Kommareddy, A. Egorov, L. Chini, C. O. Justice, J. R. G. Townshend: High-Resolution Global Maps of 21st-Century Forest Cover Change. In: Science. Band 342, Nr. 6160, 15. November 2013, ISSN 0036-8075, S. 850–853, doi:10.1126/science.1244693.
  14. Łukasz Tracewski, Stuart H.M. Butchart, Moreno Di Marco, Gentile F. Ficetola, Carlo Rondinini, Andy Symes, Hannah Wheatley, Alison E. Beresford, Graeme M. Buchanan: Toward quantification of the impact of 21st‐century deforestation on the extinction risk of terrestrial vertebrates. In: Conservation Biology. Band 30, Nr. 5, Oktober 2016, ISSN 0888-8892, S. 1070–1079, doi:10.1111/cobi.12715.