Leibverhältnis

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Das Leibverhältnis ist ein Begriff aus dem Bereich der Schüler- und Studentenverbindungen und bezeichnet die Beziehung zwischen einem Leibburschen und einem Leibfuchsen.

Burschenschaft Holzminda: Gruppenbild der „Leibfamilie Busse“ (WS 1884/85)

Ein frisch in eine Verbindung aufgenommener Fuchs kann sofort oder erst nach einigen Wochen oder Monaten einen älteren Burschen, zu dem er besonders viel Vertrauen aufgebaut hat, auswählen, sein Leibbursch (bei einigen Verbindungen auch Leibvater oder Biervater genannt) zu werden, wodurch der Fuchs gleichzeitig zum Leibfuchsen (auch Leibsohn oder Biersohn) dieses Burschen wird. In reinen Damenverbindungen werden für die Rolle des Leibburschen häufig auch andere Bezeichnungen wie Leibdame oder Weinmutter gepflegt.

Der Leibbursch übernimmt die Rolle eines Mentors, betreut und berät den Leibfuchsen in allen Verbindungsangelegenheiten und spricht im Convent für ihn. Das besondere Verhältnis zwischen Leibfuchs und Leibbursch – eben das Leibverhältnis – bleibt über die Fuchsenzeit hinaus bestehen und ist oft Grundlage einer engen lebenslangen Freundschaft. Oft wird nach Aufnahme des Fuchsen in die Verbindung ein Zipfeltausch zwischen Leibbursch und Leibfuchs vollzogen. Für Alexandra Kurth stellt die „äußerst enge und in der Regel lebenslange Verbindung“ des Leibverhältnisses eine „zentrale Konstruktion männerbündischer Identität“ dar.[1]

Wenn auch der Leibfuchs seinerseits Leibbursch eines Fuchsen wird, nennt man den ursprünglichen Leibburschen umgangssprachlich Leibopa (bzw. Bieropa) des neuen Fuchsen, dieser ist dessen Leibenkel. Jeder Fuchs hat nur einen Leibburschen, aber ein Bursch kann mehrere Leibfüchse haben. Dadurch bilden sich sogenannte Leibfamilien (bzw. Bierfamilien), die zuweilen dynastische Ausprägungen annehmen. Leibfüchse desselben Leibburschen nennen einander Conleib oder Leibbruder.

Bekannte Leibverhältnisse

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  • Der Leibbursch. Fuchs und Bursch. In: Heinz Amberger (Hrsg.): Burschenschaftliches Arbeitsbuch. Frankfurt am Main 1955, S. 15–18.
  • Erich Bauer: Schimmerbuch für junge Corpsstudenten. 4. Auflage. Selbstverlag des Verbandes Alter Corpsstudenten, Bonn 1971, S. 23.
  • Friedrich Kluge, Werner Rust: Deutsche Studentensprache. Band 2: L–Z. (= Historia Academia 24) Studentengeschichtliche Vereinigung des Coburger Conventes, Stuttgart 1985. S. 22f.
  • Robert Paschke: Studentenhistorisches Lexikon, SH-Verlag, Köln 1999, S. 167f.

Einzelnachweise

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  1. Alexandra Kurth: Männer – Bünde – Rituale. Studentenverbindungen seit 1800. Campus, Frankfurt 2004, ISBN 3-593-37623-7, S. 116.
  2. Bernhard Grün: Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang – Studententum und Kameradschaftswesen im Nationalsozialismus. In: Detlef Frische, Wolfgang Kümper (Hrsg.): Historia academica – Schriftenreihe der Studentengeschichtlichen Vereinigung des Coburger Convents. Band 57. Würzburg 2019, ISBN 978-3-930877-52-2, S. 103.
  3. Herbert Fritz, Peter Krause (Hrsg.): Farben tragen – Farbe bekennen, 1938–1945. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung (= Tradition und Zukunft. Band 15). Österreichischer Verein für Studentengeschichte, Wien 2013, S. 361.
  4. Franz Egon Rode: Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich. In: Christian Oppermann (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, Bd. 23, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021, ISBN 978-3-8253-4727-7, S. 489.
  5. Hans-Heinrich Müller-Dieckert: Hans Widera. Corpszeitung der Altmärker-Masuren 52 (WS 1972/73), S. 1123 f.
  6. Der leichtgläubige Joschi. Abgerufen am 8. September 2024.