Leopardenmenschen

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Mobutu Sese Seko mit Leopardenmütze auf einer alten zairischen Banknote

Leopardenmenschen oder Leopardenleute (frz. hommes-léopards; engl. leopard men, leopard people oder human leopards), auch Anioto (frz. aniotisme, aniotique), werden die Mitglieder von bestimmten Geheimbünden in Schwarzafrika bezeichnet, die einen Ahnen- und Geisterkult pflegen, bei dem ein Leopard im Mittelpunkt steht. Dem Kult liegt die Vorstellung zugrunde, dass sowohl ein Mensch von einem Tier als auch ein Tier von einem Menschen Besitz ergreifen kann. Zum Verbreitungsgebiet gehörten bis ins 20. Jahrhundert die Kolonien Belgisch-Kongo (Beni, Stanleyville, Équateur und Marungu), Französisch-Afrika, Sierra Leone, Nigeria, Goldküste, Liberia, Tanganjika und Angola.

Nach Diedrich Westermann hatte der Bund seine größte Ausbreitung und Bedeutung in Sierra Leone und war bei den meisten Nachbarvölkern gleichfalls vorhanden (Tusu, Temne); in Liberia bei den Kpelle, Gola, Gbende und Gbunde.

Die Mitglieder des Bundes verwandeln sich ihrer Auffassung zufolge in Leoparden. Sie glauben Leoparden zu sein, ähnlich wie es beispielsweise den Vorstellungen über Werwölfe entspricht. Sie töten mit eisernen oder hölzernen Leopardenkrallen Menschen und verwenden Blut, Fett und Fleischteile zu magischen Zwecken. Auch andere Gerätschaften sind mit dem Zauber verbunden.

Zwischen 1850 und 1950 wurden etwa 1.000 Menschen bei den sogenannten Leopardenmorden getötet. Nach heutigem Stand der Wissenschaft waren die Leopardenmenschen allerdings nur für wenige dieser Morde verantwortlich.

Noch der langjährige Diktator des Kongo, Mobutu Sese Seko, nutzte den Mythos des Leoparden bei seiner Selbstdarstellung.

Andere Geheimbünde

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Neben den Leopardenmenschen gibt es in verschiedenen Regionen Afrikas weitere Geheimbünde, bei denen Tierverwandlungen in Löwen, Elefanten, Büffel, Affen oder Eulen eine Rolle spielen. Für die damaligen Kolonialmächte stellten derartige Geheimbünde ein großes Problem dar.

Ethnologische Literatur

  • Kenneth James Beatty: Human leopards: an account of the trials of human leopards before the Special Commission Court: with a note on Sierra Leone, past and present. With a preface by Sir William Brandford Griffith. Hugh Rees, London 1915 (AMS Press, New York 1978); (online bei Internet Archive).
  • D. Burrows: The Human Leopard Society of Sierra Leone. In: Journal of the Royal African Society, Vol. 13, No. 50, Januar 1914, S. 143–151.
  • Paul-Ernest Joset: Les Sociétés Secrètes des Hommes-Léopards en Afrique Noire. Paris, Payot 1955 (Bibliothèque historique. Avec 11 gravures de l'auteur et 8 photographies. Préface de Marcel Griaule).
  • Birger Lindskog: African leopard men. (Studia ethnographica Upsaliensia, 7) Almqvist & Wiksells, Uppsala 1954.
  • Joseph Maes: Aniota-Kifwebe. Les masques des populations du Congo belge et le matériel des rites de circoncision. Anvers: De Sikkel, 1924.
  • L. W. G. Malcolm: Notes on the Religious Beliefs of the Eghāp, Central Cameroon. In: Folklore, Vol. 33, No. 4, Dezember 1922, S. 354–379.
  • Paul-Roger Mokede: Société secrète des Anioto, hommes léopards, ches les Babali, Congo-Kinshasa. École pratique des hautes études (Paris). Université de soutenance, 1971.
  • Diedrich Westermann: Die Kpelle. Ein Negerstamm in Liberia. Göttingen 1921, S. 273.

Erzählungen und Erlebnisberichte

  • Werner Junge: Bolahun. Als deutscher Arzt unter schwarzen Medizinmännern. Deutsche Hausbücherei, Hamburg/Berlin 1950.
  • Hugo Kocher: Die Leopardenmenschen von Kathun. Eine abenteuerliche Erzählung aus dem dunkelsten Afrika. Rex, München 1956.
  • Theo Steimen: Ekia Lilanga und die Menschenfresser. 3. Auflage, Schweizer Spiegel Verlag, Zürich 1936.