Gleichnis vom Licht unter dem Scheffel
Das von Jesus von Nazaret erzählte Gleichnis vom Licht unter dem Scheffel oder auch Vom rechten Hören hat als Thema, den eigenen christlichen Glauben zu zeigen und ihn nicht vor anderen zu verstecken. Es wird in den Evangelien im Neuen Testament der Bibel durch das Evangelium nach Matthäus (Mt 5,14–15 LUT), wo es an das Gleichnis vom Salz der Erde anschließt; das Evangelium nach Markus (Mk 4,21–25 LUT) sowie durch das Evangelium nach Lukas (Lk 8,16–18 LUT) überliefert.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jesus spricht das Gleichnis zu seinen Jüngern und sagt ihnen, dass sie das Licht der Welt seien. Sie sollten ihr Licht vor den Leuten leuchten lassen, damit diese ihre guten Werke sähen und den himmlischen Vater priesen. Denn ein Licht zünde man schließlich nicht an, um es unter einen Scheffel zu stellen, sondern auf einen Leuchter, damit es allen Menschen im Haus leuchte.
Deutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wort Scheffel der Lutherbibel und anderer älterer deutscher Bibelübersetzungen übersetzt ein zu biblischen Zeiten gebräuchliches Hohlmaß, einen Modius und damit ein Gefäß einer bestimmten Größe. Dieses Gefäß würde das Licht verdecken oder sogar ersticken. Das Licht steht dabei für den eigenen Glauben. Die Bewohner des Hauses stehen für die Menschen der Welt. Lässt man sein Licht also scheinen, bezeugt man seinen Glauben vor anderen und lässt sie so auch Zugang zu den christlichen Lehren haben. Jesus rät also sozusagen von falscher Bescheidenheit bezüglich des eigenen Glaubensbekenntnisses ab.[1][2]
Außerbiblische Parallelen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine verkürzte Version des Gleichnisses findet sich im apokryphen Thomasevangelium in Logion 33.
Wirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Redewendung „sein Licht unter den Scheffel stellen“ leitet sich von diesem Gleichnis ab und bedeutet, seine Fähigkeiten nicht einzusetzen, sie sogar zu verbergen.
Das Wort „Scheffel“ ist mit der Sache im Deutschen außer Gebrauch gekommen. Modernere Bibelübersetzungen setzen daher an dieser Stelle Begriffe wie „Gefäß“ (Einheitsübersetzung), „Topf“ (Gute Nachricht Bibel) oder „Krug“ (Bibel in gerechter Sprache). Eine unerwartete Rezeption erfuhr das Gleichnis durch die Kritiker der Lutherbibel in der Revision von 1975, die sich ihrer Ansicht nach zugunsten einer moderneren Sprache zu sehr von gewohnten Begriffen abwandte. Der Scheffel wurde hier durch „Eimer“ ersetzt, was der Revision den Spottnamen „Eimertestament“ einbrachte.[3] Ersetzungen wie diese führten dazu, dass die Bibel in dieser Fassung von der EKD schon nach wenigen Jahren zurückgezogen und erneut überarbeitet wurde.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joachim Jeremias: Die Gleichnisse Jesu (Kleine Vandenhoeck-Reihe. Band 1500). Kurzausgabe. 9. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984, ISBN 3-525-33498-2
- Luise Schottroff: Die Gleichnisse Jesu. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, ISBN 3-579-05200-4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christine Unrath: „Sein Licht unter den Scheffel stellen.“ Evangelische Kirche im Rheinland
- ↑ Rolf-Bernhard Essig: Warum sagt man: „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel“? swr.de
- ↑ Christoph Markschies, Hubert Wolf: Erinnerungsorte des Christentums. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60500-0, S. 165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Thomas Gerlach: Neue Lutherbibel – Der Hirsch schreit wieder. Taz, 10. November 2013