Kleine Mutterwurz

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Kleine Mutterwurz

Kleine Mutterwurz (Pachypleurum mutellinoides)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Mutterwurz (Pachypleurum)
Art: Kleine Mutterwurz
Wissenschaftlicher Name
Pachypleurum mutellinoides
(Crantz) Holub

Die Kleine Mutterwurz (Pachypleurum mutellinoides (Crantz) Holub (Syn.: Neogaya simplex (L.) Meisn. – früher Ligusticum mutellinoides (Crantz) Vill.)), auch Zwerg-Mutterwurz genannt, wurde innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) als Pflanzenart früher zur Gattung Ligusticum gestellt. Die nunmehrige Zuordnung zur Gattung Pachypleurum erfolgte nach molekulargenetisch gestützten Daten durch Valiejo-Roman et al. 2006.[1]

Herbarbelege
Doppeldoldige Blütenstände

Vegetative Merkmale

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Die Kleine Mutterwurz wächst als überwinternd grüne,[2] ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 3 bis 15[3], selten bis zu 20 Zentimetern erreicht.[2] Der Stängel ist am Grund mit braunen Blattresten besetzt, hat aber dort keinen Faserschopf.[2] Er ist aufrecht, kantig gerillt, kahl und nur unter der Dolde etwas rauflaumig.[3] er ist einfach und läuft in eine einzige endständige Doppeldolde aus.[3] Die Grundblätter sind im Umriss länglich eiförmig, doppelt bis dreifach gefiedert, mit linealen Blattzipfeln.[2] Sie sind 2,5 bis 6 Zentimeter lang und 2 bis 3 Zentimeter breit.[3] Meist ist kein Stängelblatt vorhanden oder höchstens eines.[2]

Generative Merkmale

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Blütezeit ist von Juli bis August. Der endständige, doppeldoldige Blütenstand ist (8- bis) 12- bis 20-strahlig.[2][3] Die fünf bis zehn dauerhaften Hüllblätter sind fiederteilig bis dreiteilig[2] und so lang wie die Doldenstrahlen. Die 5 bis 10 Hüllchenblätter sind so lang oder länger als das Döldchen.[3] Die Blüten sind fünfzählig. Die Kronblätter sind rosafarben oder weiß.[2] Die 3 äußeren Kronblätter sind etwa 1 Millimeter lang, verkehrt herzförmig, an der Spitze ausgerandet und mit einem eingeschlagenen Läppchen versehen.[3] Die Griffel sind zuletzt 1 bis 2 Millimeter lang und etwa zwei- bis viermal so lang wie das Griffelpolster.[3] Die Doppelachäne ist breit ellipsoidisch, achtkantig oder achtflügelig und etwa 3 bis 5 Millimeter lang.[3] Sie ist bleichgrün aber oft rot überlaufen und ihr größter Durchmesser ist 2 bis 3 Millimeter.[3]

Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 22.[4]

Das disjunkte Areal von Pachypleurum mutellinoides umfasst Frankreich, Italien, die Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Polen, die Slowakei, Kroatien, Rumänien, den nördlichen sowie östlichen Bereich des europäischen Teils Russlands, Westsibirien, das südöstliche Kasachstan und das nördliche Xinjiang.[5]

Die Kleine Mutterwurz gedeiht in Mitteleuropa hauptsächlich in Höhenlagen zwischen 1800 und 2800 Metern. In den Alpen kommt sie zerstreut vor; gebietsweise fehlt sie aber auch oder ist nur sehr selten. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Gipfel des Muttekopfs bis zu 2430 Metern Meereshöhe auf.[6] Im Aostatal erreicht sie 3200 Meter, in den Grajischen Alpen 3350 Meter, im Kanton Wallis am Oberrothorn bei Zermatt 3180 Meter.[3]

Die Kleine Mutterwurz gedeiht am besten auf kalk- und stickstoffarmen, flachgründig-steinigen, aber etwas humosen Lehmböden in alpinem Klima. Sie besiedelt lückige, steinige Rasen und Matten, geht aber auch in Felsspalten und auf windgefegte Grate, die im Winter schneefrei bleiben. Pflanzensoziologisch ist sie eine schwache Charakterart des Verbands Caricion curvulae.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 1 (alpin und nival), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[7]

Bei der Kleinen Mutterwurz handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[2]

Die Kleine Mutterwurz ist sehr kälteresistent, ja wohl das gegen Wind und Kälte widerstandsfähigste Doldengewächs Mitteleuropas.[3] Ihre Wurzeln dringen ziemlich tief in den Untergrund vor. Die senkrechte Pfahlwurzel wird bis 25 Zentimeter lang.[3] Dies ist nicht nur für die Verankerung der Pflanze wichtig, sondern auch für ihre Versorgung mit einem Mindestmaß an Wasser.

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1767 unter dem Namen (Basionym) Laserpitium mutellinoides durch Heinrich Johann Nepomuk von Crantz in Classis Umbelliferarum Emendata cum Generali Seminum Tabula et Figuris... S. 67. Die Neukombination Ligusticum mutellinoides (Crantz) Vill. wurde 1779 durch Dominique Villars in Prospectus de l'Histoire des Plantes de Dauphiné, S. 25 veröffentlicht. Der aktuelle Name ist Pachypleurum mutellinoides (Crantz) Holub. Josef Holub veröffentlichte diesen Namen 1983 in Folia Geobotanica & Phytotaxonomica Band 18, Teil 2, S. 204.[8] Weitere Synonyme für die Pflanzenart sind Laserpitium simplex L., Ligusticum alpinum (Ledeb.) Kurtz, Pachypleurum alpinum Ledeb., Pachypleurum simplex (L.) Rchb. oder Neogaya simplex (L.) Meisn.[8]

Die Kleine Mutterwurz wurde von Albrecht von Haller 1742 in den Waadtländer Alpen entdeckt und von der Alpen-Mutterwurz (Mutellina adonidifolia) unterschieden.[3]

Einzelnachweise

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  1. C. M. Valiejo-Roman, V. S. Shneyer, T. H. Samigullin, E. I. Terentieva, M. G. Pimenov: An attempt to clarify taxonomic relationships in “Verwandtschaftskreis der Gattung Ligusticum” (Umbelliferae-Apioideae) by molecular analysis. In: Plant Systematics and Evolution. Band 257, Nr. 1–2, 2006, S. 25–43, doi:10.1007/s00606-005-0383-8
  2. a b c d e f g h i Kleine Mutterwurz. auf FloraWeb.de
  3. a b c d e f g h i j k l m n Albert Thellung: Umbelliferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1965. S. 1323–1325.
  4. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 717–718.
  5. Ligusticum mutellinoides im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 28. Juni 2014.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 282.
  7. Ligusticum mutellinoides Vill. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. März 2021.
  8. a b Ralf Hand 2011 +: Apiaceae.: Datenblatt Ligusticum mutellinoides In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
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