Liste der Stolpersteine in Völklingen
Die Liste der Stolpersteine in Völklingen enthält die Stolpersteine, die vom deutschen Künstler Gunter Demnig in der saarländischen Stadt Völklingen verlegt wurden. Stolpersteine sind Opfern des Nationalsozialismus gewidmet, all jenen, die vom NS-Regime deportiert, ermordet, in die Emigration oder in den Suizid getrieben wurden. Demnig verlegt für jedes Opfer einen eigenen Stein, im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz.
Die ersten Verlegungen in Völklingen fanden am 5. Juli 2012 statt.
Opfergruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stolpersteine von Völklingen sind Opfern des Holocaust und der nationalsozialistischen Krankenmorde sowie Widerstandskämpfern gewidmet. Die Stolperschwelle erinnern an Zwangsarbeiter.
12.393 Männer, Frauen und Kinder aus 20 Ländern waren während des Zweiten Weltkrieges als Zwangsarbeiter in der Völklinger Hütte registriert. 261 von ihnen verloren ihr Leben, darunter 60 Kinder und Kleinkinder.
Es gab nur wenige jüdische Völklinger. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges wurden die jüdischen Bewohner der Stadt in die Jüdische Gemeinde von Saarbrücken aufgenommen. Abgesehen von den Vorgängen im Zusammenhang mit dem Generalstreik vom Oktober 1919 schienen die Juden im Saarland bis 1930 gut in die Gesellschaft integriert gewesen zu sein, es gab keine nennenswerten antisemitischen Aktionen. Als sich danach die Wirtschaftskrise verschärfte, setzte aber eine Hetzkampagne der rechten Presse gegen die jüdische Bevölkerung ein. Den Nationalsozialisten gelang es, obwohl sie nur wenige Wähler hatten, sich durch lautstarke Propaganda und Gewaltakte Gehör zu verschaffen. Am 13. Januar 1935 fand die Saarabstimmung statt, bei der sich der Großteil der Bevölkerung des Saarlands für den Wiederanschluss an das bereits von den Hitler regierte Deutsche Reich entschied. Das bekannteste Opfer der Novemberpogrome 1938 in Völklingen war der Kinderarzt Dr. Rudolf Fromm aus Luisenthal. Die lokale SA organisierte vor seinem Haus eine "Demonstration", die in Beschimpfungen und Steinwürfe ausartete. Der Arzt wurde in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Dachau verschleppt, auch seine Haushälterin wurde verhaftet. Rudolf Fromm kam im Januar 1939 wieder frei – unter der Auflage, umgehend seine Emigration vorzubereiten. Er flüchtete in die USA, wo er 1946 im Alter von 52 Jahren starb.[1]
Im Saarland waren der kommunistische, der Alltags- und der konfessionelle Widerstand am weitesten verbreitet, so Helmut Rönz. Die Widerstandsgruppen entwickelten sich überwiegend aus jenen Gruppierungen, die 1935 gegen den Anschluss des Saarlands an das Deutsche Reich gekämpft hatten. Auch hier entwickelte sich die Polizei bis 1939 zum willigen Vollstrecker der Gewaltherrschaft, auch im Saarland war die Justiz war nicht milder als anderswo im Reich.[2][3]
Auch im Saarland wurden mehrere Tausend Menschen Opfer der Aktion T4, der systematischen Ermordung von Kranken und Behinderten durch das NS-Regime. Deren genaue Zahl ist aufgrund der vielfältigen Verschleierungsaktionen nicht bekannt.[4]
Stolperschwelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verlegt am 19. August 2014 zum Gedenken an hunderte Zwangsarbeiter, die in Völklingen litten und starben.
Schwelle | |
Inschrift | RÖCHLINGSCHE EISEN-UND STAHLWERKE 1941–1944 ZWANGSARBEIT FÜR DEN DEUTSCHEN ENDSIEG TAUSENDE MÜSSEN UNTER ZWANG FÜR DIE DEUTSCHE RÜSTUNG ARBEITEN UNTERERNÄHRT – MISSHANDELT – ARBEITSUNFALL – KRANK HUNDERTE VERLIEREN IHR LEBEN |
Ort | Rathausstraße 75–79, vor dem damaligen Haupteingang der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke |
Stolpersteine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Völklingen wurden in den Jahren 2011 bis 2022 insgesamt 30 Stolpersteine verlegt. Sie finden sich an 19 Adressen. Die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen.
Verlegedaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 5. Juli 2012: Am Bürgermeisteramt 5, Saarstraße 33, Völliger Straße 60 und 61
- 18. März 2013: Bahnhofstraße 4, Hohenzollernstraße 28, Moltkestraße 19 und 49, Poststraße 30 (Familie Kahn)
- 2. Mai 2014: Hauptstraße 293a, Köhler Straße 7
- 19. August 2014: Beethovenstraße 21, Burgstraße 17, Poststraße 30 (Fam. Ostrolenk), Rathausstraße 75–79, Saarbrücker Straße 19, Warndtstraße 87
- 8. September 2022: Bismarckstraße 210, Freiherr-vom-Stein-Straße 31, Hofstattstraße 72
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klauck, Hans Peter; Mayer, Klaus: Gelöst ist die Schnur – gebrochen das Band, Die jüdische Gemeinde Saarwellingen 1700–1940. Hg. v. Gemeinde Saarwellingen und Vereinigung für Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V., Saarwellingen 2013
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Saarbrücken, abgerufen am 6. Juli 2024
- ↑ H/SOZ/KULT: Widerstand an der Saar 1935–1945, Tagung am 15. und 16. Mai 2014
- ↑ Stadt Völklingen: AUSSTELLUNG UND VORTRAG: „GESCHICHTEN VON MUT UND WIDERSTAND“, 27. Juni 2024
- ↑ Deutschlandfunk Kultur: „Ich wäre so gern heimgekommen“, NS-Euthanasie im Saarland, 16. Dezember 2014