Lochmühle bei Oberrödel
Lochmühle bei Oberrödel Stadt Hilpoltstein
| |
---|---|
Koordinaten: | 49° 9′ N, 11° 11′ O |
Höhe: | 384 m ü. NHN |
Einwohner: | 7 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91161 |
Vorwahl: | 09177 |
Die Lochmühle
|
Lochmühle bei Oberrödel (amtlich Lochmühle b.Oberrödel) ist ein Gemeindeteil der Stadt Hilpoltstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Lochmühle liegt in der Gemarkung Tiefenbach.[3]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einöde liegt etwa sechs Kilometer südlich von Hilpoltstein an der Kleinen Roth, die 200 m weiter nördlich in die Roth mündet. Die Lochmühle ist von Oberrödel her im Südwesten, Unterrödel im Norden und Zell im Südosten zu erreichen.[4]
Namensdeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lochmühle leitet sich von Lohmühle ab. Lohmühlen zermahlten Eichenrinde zur Lohe, die zum Gerben von Rindsleder benötigt wurde.[5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1359 wurde die Lochmühle wohl erstmals urkundlich erwähnt, als Friedrich II. von Heideck Wald bei der Mühle kaufte.[6]
1505, nach dem Landshuter Erbfolgekrieg, kam die Mühle zum neu gebildeten Territorium „Junge Pfalz“ (= Pfalz-Neuburg) und dort zum Pflegamt Heideck. Der hoch verschuldete Pfalzgraf Ottheinrich verpfändete das Pflegamt 1542 an die Reichsstadt Nürnberg, die noch im gleichen Jahr im Einvernehmen mit Pfalz-Neuburg die Reformation einführte. Pfalz-Neuburg löste 1585 das Amt Heideck wieder ein.[7] Die Wiedereinführung der katholischen Glaubensausübung im Amt Heideck und damit auch für die Untertanenfamilie auf der Mühle erfolgte mit der Rekatholisierung von Neuburg-Pfalz unter dem zum alten Glauben konvertierten Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm ab dem Jahr 1627, und zwar durch Jesuiten in Heideck mit Hilfe eines herzoglichen Religionspatentes von 1628.[8]
Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, gehörte die Mühle dem Domkapitel Eichstätt, das als Grundherr die Niedergerichtsbarkeit ausübte, während die hohe Gerichtsbarkeit das pfalz-neuburgische Pflegamt Heideck ausübte. Gepfarrt war die Mühle nach Zell.[9]
Im neuen Königreich Bayern (1806) kam die Lochmühle zum Steuerdistrikt Unterrödel und zur Ruralgemeinde Tiefenbach.[10] Bezüglich der niederen Gerichtsbarkeit gehörte der Weiler zum 1816 errichteten Patrimonialgericht II. Klasse des Hofmarksherrn zu Zell Friedrich von Boller. Es bestand unter dem Hofmarksherrn Wilhelm von Horrnberg bis 1848.[11] Der Müller war gleichzeitig Landwirt (damals Ökonom genannt); so hatte er 1875 zwei Pferde und sechs Stück Rindvieh.[12] Im späten 19. Jahrhundert gehörten 65 Tagwerk Grund zur Mühle.[5]
Das oberschlächtige Mühlenrad trieb drei Mahlwerke und einen Schrotgang an. 1949 wurde eine Turbine eingebaut. Die Mahlwerke wurden in den 1970er Jahren stillgelegt.[5]
Zum 1. Januar 1972 wurde im Zuge der Gemeindegebietsreform die Gemeinde Tiefenbach aufgelöst, die Lochmühle wurde in die Stadt Hilpoltstein eingegliedert, der Hauptort Tiefenbach kam zu Thalmässing.
Einwohner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1818: 6 (2 „Feuerstellen“ = Anwesen, 1 Familie)[13]
- 1861: 7 (3 Gebäude)[14]
- 1871: 6 (3 Gebäude)[12]
- 1900: 12 (1 Wohngebäude)[15]
- 1950: 14 (1 Wohngebäude)[10]
- 1961: 6 (1 Wohngebäude)[16]
- 1970: 8[17]
- 1987: 7 (1 Wohngebäude, 2 Wohnungen)[1]
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Lochmühle vermutet man den abgegangenen Ort Saezze/Sezzi, den König Anulf 889 dem Eichstätter Bischof Erchanbald schenkte. Es gibt jedoch auch andere Vermutungen über die Lage dieses Ortes.[18] Nach Heidingsfelder ist die Örtlichkeit „überhaupt nicht mehr zu bestimmen“.[19] 600 m westlich von Lochmühle befand sich eine steinzeitliche Siedlung, die als Bodendenkmal (D-5-6833-0124) geschützt ist.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Kaspar Bundschuh: Lochmühle. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 386 (Digitalisat).
- Sonja Maier (Red.): Der Mühlenweg von Hilpoltstein nach Roth. Hilpoltstein und Roth o. J.
- Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lochmühle b.Oberrödel in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 13. September 2021.
- Lochmühle b.Oberrödel in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- Lochmühle b.Oberrödel im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 11. Oktober 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
- ↑ Gemeinde Hilpoltstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ a b c Mühlenweg, S. 18
- ↑ Wiessner, S. 104
- ↑ Wiessner, S. 177
- ↑ Wiessner, S. 179
- ↑ Wiessner, S. 223
- ↑ a b Wiessner, S. 258
- ↑ Königlich-Baierisches Regierungsblatt. VIII. Stück. München, 16. März 1816, Sp. 114
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 892
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise ... enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 55
- ↑ J. Heyberger und andere: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. München 1867, Spalte 715
- ↑ Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1222
- ↑ Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 798
- ↑ Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 1. Mai 1978, München 1978, S. 166
- ↑ Wiessner, S. 21
- ↑ Franz Heidingsfelder (Bearb.): Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt (bis zum Ende der Regierung des Bischofs Marquard von Hagel 1324), Erlangen 1938, S. 31