Luise Kiesselbach

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Luise Kiesselbach (1892)

Luise Kiesselbach, geb. Becker (* 28. Dezember 1863 in Hanau; † 27. Januar 1929 in Ebenhausen bei Schäftlarn) war eine deutsche Armenpflegerin, Frauenrechtlerin und Sozialpolitikerin.

Luise Kiesselbach wurde am 28. Dezember 1863 in Hanau als Luise Becker, Tochter von Johann Friedrich Nikolaus Becker, Realschullehrer in Hanau, und seiner Frau Josephine Becker, geb. Wissner, geboren. Sie war das vierte von acht Kindern und musste ab dem 15. Lebensjahr der schwerkranken Mutter helfen, den Haushalt und die jüngeren Geschwister sowie die älteste Schwester, die behindert war, zu versorgen.

Luise Becker heiratete am 12. März 1884 den 24 Jahre älteren Privatdozenten und späteren Professor für Ohren-Heilkunde Wilhelm Kiesselbach in Erlangen. Sie hatten zwei Kinder, Auguste „Gusta“ Henriette (1885–1983) und Carl Friedrich „Fritz“ Joseph (1886–1958)[1]. Beide studierten wie ihr Vater Medizin, Auguste als eine der ersten Frauen in Bayern, die 1911 in Erlangen das medizinische Staatsexamen erfolgreich ablegte.[2]

Luise Kiesselbach wurde auf ihren Wunsch hin im Grab ihres bereits 1902 gestorbenen Mannes Wilhelm Kiesselbach auf dem Friedhof der Reformierten Kirche in Erlangen begraben. Das Grab ist inzwischen aufgelassen worden.[3]

Kiesselbach wurde 1909 zur ersten Armenpflegerin Bayerns berufen. 1919 wurde sie als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei in den Münchner Stadtrat gewählt. Ihm gehörte sie bis 1927 an. Während ihrer politischen Laufbahn setzte sie sich äußerst engagiert, u. a. zusammen mit Amalie Nacken, für die Belange der bürgerlichen Frauenbewegung in Bayern und in der Armenpflege ein. So gründete sie 1914 den Stadtbund Münchner Frauenverbände. Von 1913 bis 1929 war sie Vorsitzende des von Ika Freudenberg gegründeten Vereins für Fraueninteressen in München. Sie trat insbesondere für das Frauenwahlrecht und das Recht der Frauen auf Bildung ein. Als Stadträtin gelang es ihr, die Wohlfahrtspflege aus dem Streit der Parteien herauszuhalten. Sie initiierte ein neues, für damalige Verhältnisse mustergültig ausgestattetes Altenheim in der Einsteinstraße; das Luise-Kiesselbach-Haus wurde 2006 durch einen ebenso nach ihr benannten Neubau in München-Riem ersetzt. Ferner regte sie die Gründung von Kinderheimen in Schwabing und in Tutzing an, das bis heute unter dem Namen Tabaluga Kinder- und Jugendhilfe besteht, und bemühte sich um verbesserte Krankenversorgung. Sie war Mitgründerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Bayern und dessen Vorsitzende.[4]

In München wurde sie als Stadtmutter tituliert, nachdem sie in einer ihrer Publikationen die Frage aufgeworfen hatte: Wo bleiben die Stadtmütter?

Die Bronzebüste zeigt Luise Kiesselbach der Künstlerin Freitag Roswitha am Luise-Kiesselbach-Platz, 2022

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern verleiht seit 2008 den Luise Kiesselbach Preis für Bürgerschaftliches Engagement.[5] Die Luise-Kiesselbach-Stiftung[6] stellte 2022 am Luise-Kiesselbach-Platz eine Bronzebüste gestaltet von der Künstlerin Freitag Roswitha[7] auf[8].

Namensgeberin für Straßen

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In Erinnerung an das Wirken Luise Kiesselbachs benannte die Stadt München einen Platz am Mittleren Ring 1931 erstmals nach ihr. Im Dritten Reich wurde der Platz zwischenzeitlich in Abt-Schachleiter-Platz (1937–1945) umgeändert und danach wieder in Luise-Kiesselbach-Platz zurückbenannt. Unter dem Platz verläuft seit 2015 der 1,5 km lange Luise-Kiesselbach-Tunnel[9]. Die Stadt Erlangen ehrte Luise Kiesselbach im Jahr 1998 mit der Luise-Kiesselbach-Straße, und ihre Geburtsstadt Hanau benannte 2012 eine Straße im Stadtteil Lamboy nach ihr.[10]

  • Gertrud Bäumer: Luise Kiesselbach. In: Gestalt und Wandel. Frauenbildnisse. Herbig, Berlin 1939, S. 709–714.
  • Manfred Berger: Kisselbach Luise, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit, Freiburg/Brsg. 1998, S. 300–301
  • Anna Freund: Luise Kiesselbach. In: Nachrichtenblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine, Nr. 2 (Februar) 1929, S. 8–9.
  • Johannes Herwig-Lempp: Luise Kiesselbach (1863–1929). Eine der ersten Frauen in der bayerischen Armenpflege: Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin und Sozialpolitikerin. In: Soziales Kapital. wissenschaftliches Journal österreichischer Fachhochschulstudiengänge soziale Arbeit, Nr. 4 (2009) / Rubrik „Werkstatt“ (15. Dezember 2009).
  • Hildegard Kronawitter: Wir mörteln weiter. Luise Kiesselbach – Pionierin für soziale Wohlfahrt und Frauenrechte. In: Jahrhundert-Münchner. Eine Serie der Süddeutschen Zeitung. A-1-Verl., 2000, ISBN 3-927743-53-4 [1] (SZ-Artikel vom 20. Dezember 1999).
  • [Kurzbiographie]. In: Ariadne. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung, Heft 25, Mai 1994, S. 58.
  • Persönliches. In: Echo der Jungen Demokratie, Februar/März 1929, S. 53–54.
  • Adelheid Schmidt-Thomé: Luise Kiesselbach – Kinder redet nicht, tut was, Franz Schiermeier Verlag, München 2024, ISBN 978-3-948974-25-1.
  1. http://www.luise-kiesselbach.de/
  2. Gusta Rath (1885–1983), Stadtarchiv Heilbronn
  3. http://www.luise-kiesselbach.de/
  4. Claudia Holtkamp: Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Bayern e. V. In: Historisches Lexikon Bayerns. 1. Juli 2014, abgerufen am 23. August 2016.
  5. Luise Kiesselbach Preis. In: paritaet-bayern.de. Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Bayern e. V., abgerufen am 20. November 2019.
  6. Luise-Kiesselbach-Stiftung: Webseite. Abgerufen am 19. Januar 2024.
  7. Roswitha Freitag: Webseite der Künstlerin - Die Schaffung eines Portraits mit geringstem Vorhandensein von Anschauungsmaterial. Abgerufen am 19. Januar 2024.
  8. stadtgeschichte-muenchen.de: Denkmal am Luise-Kiesselbach-Platz. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  9. Der Luise-Kiesselbach-Platz: auf muenchen.de. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  10. Bedeutung der Hanauer Straßennamen (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hanau.de