Lukaner

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Die oskische Sprache im 5. Jahrhundert v. Chr.

Die Lukaner (manchmal auch Lukanier genannt) waren ein antikes italisches Volk mit oskischer Sprache in Süditalien, das von den Samniten abstammte.

Um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wanderten die Lukaner, angeblich unter der Führung ihres mythischen Königs Lamiskos, in das bisher von den Oinotriern bewohnte Gebiet zwischen den Flüssen Sele, Bradano, Lao und Crati ein und siedelten sich hier an. Das Land wurde nach ihnen Lukanien genannt und entspricht in etwa der heutigen Basilikata.[1] In vorrömischer Zeit besaßen sie eine demokratische Verfassung und wählten nur in Kriegszeiten einen König.[2] Sie galten als kriegerisch, standen aber bald unter dem kulturellen Einfluss benachbarter Griechenstädte. Bekannt waren sie für ihre Gastlichkeit und Sittenstrenge.[3] Laut einem kurzen ethnographischen Exkurs, in dem der antike Historiker Marcus Iunianus Iustinus die Sitten des Volkes darstellt, übten die Lukaner eine strenge Erziehung ihrer Kinder aus.[4] Das von ihnen bewohnte Land eignete sich für Rinder- und Schweinezucht, war waldreich und fruchtbar, sodass u. a. Weinbau getrieben wurde.

Bald nach ihrer Einwanderung in Lukanien stießen die Lukaner um 440 v. Chr. gegen Thurioi vor, woraufhin die bedrohte Stadt Kleandridas, den Vater des Gylippos, um Unterstützung ersuchte.[5] Weniger bedeutende Griechenstädte an der Küste des Tyrrhenischen Meers wie Poseidonia, Pyxos und Laos brachten die Lukaner vor 400 v. Chr. unter ihre Kontrolle. Zur Stärkung ihrer Position gingen nun die Städte Sybaris am Traeis, Kroton, Kaulonia und Metapont eine Defensivallianz gegen die Lukaner ein. Der Tyrann Dionysios I. von Syrakus verbündete sich aber mit den Lukanern; und in seinem Auftrag kämpfte sein Halbbruder Leptines gemeinsam mit ihnen 390 v. Chr. bei Laos siegreich gegen ein von Thurioi entsandtes Heer.[6] Damals verfügten die Lukaner über ein für Kriege mobilisierbares militärisches Aufgebot von etwa 30.000 Infanteristen und 4000 Reiter. Auf Vermittlung des Leptines schlossen sie Frieden mit den Thuriern und traten fortan als Gegner des Dionysios I. auf.[7] 366 v. Chr. erlitten sie eine Niederlage gegen den Tyrannen Dionysios II. von Syrakus und mussten um 357 v. Chr. den Abfall der Bruttier akzeptieren.[8]

In den 340er Jahren v. Chr. gerieten die Lukaner in Konflikt mit den Einwohnern Tarents. Diese erhielten militärische Unterstützung durch den Spartanerkönig Archidamos III., der daraufhin als Tarents Bundesgenosse ab etwa 342 v. Chr. gegen Lukaner und Messapier kämpfte. 338 v. Chr. fiel Archidamos III. in der Schlacht bei Manduria.[9] Die Tarentiner suchten nun Schutz gegen die Lukaner, Messapier und Bruttier bei einem weiteren griechischen Monarchen, König Alexander I. von Epirus. Dieser sagte zu und unternahm um 333 v. Chr. einen Feldzug nach Italien. Nach seinem Bruch mit Tarent wurde er im Winter 331/330 v. Chr. bei Pandosia von Lukanern und Bruttiern attackiert und von einem zu seiner Leibgarde gehörigen verbannten Lukaner getötet.[10] 323 v. Chr. sollen Lukaner und Bruttier zu jenen italischen Völkern gezählt haben, die eine Gesandtschaft zu Alexander dem Großen nach Babylon schickten.[11]

Um 330 v. Chr. nahmen die Lukaner erstmals Kontakte zu den Römern auf und ersuchten sie um den Abschluss eines Bündnisses. Diese Bitte wurde ihnen 326 v. Chr. gewährt.[12] 317 v. Chr. bestand diese Allianz jedoch nicht mehr; und der römische Konsul Gaius Iunius Bubulcus Brutus eroberte in diesem Jahr Forentium (heute Forenza) in Apulien nahe der Grenze zu Lukanien und sein Amtskollege Quintus Aemilius Barbula die lukanische Stadt Nerulum.[13] 303 v. Chr. lagen die Lukaner erneut im Krieg mit Tarent, das wiederum einen griechischen Hochadligen, den spartanischen Königssohn Kleonymos, als Bündnispartner gewinnen konnte. Kleonymos unterstützte die Tarentiner also militärisch und zwang die Lukaner zum Friedensschluss und zu einem Einfall in das Gebiet von Metapont.[14] Der Konsul Lucius Cornelius Scipio Barbatus unterwarf die Lukaner fünf Jahre später, 298 v. Chr., der römischen Herrschaft.[15] Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. waren die Lukaner endgültig romanisiert.

Wiktionary: Lukaner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Mario Lombardo: Lucani, Lucania. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 452–453 (hier: Sp. 452).
  2. Strabon, Geographika 6, 1, 3 p. 253 f.
  3. Claudius Aelianus, Varia historia 4, 1; Nikolaos von Damaskus, in: Felix Jacoby (Hrsg.): Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrH) Nr. 90, F 103 b.
  4. Iustinus, Epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi 23, 1, 7 ff.
  5. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 13, 106; Polyainos, Strategemata 2, 10, 2 ff.; Sextus Iulius Frontinus, Strategemata 2, 3, 12.
  6. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 14, 91-101; Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 20, 7; Strabon, Geographika 6, 1, 3 p. 253.
  7. Ernst Honigmann: Lucania. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIII,2, Stuttgart 1927, Sp. 1541–1552 (hier: Sp. 1544).
  8. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 16, 15; Strabon, Geographika 6, 1, 5; Iustinus, Epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi 23, 1, 3-12.
  9. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 16, 62 und 16, 88; Strabon, Geographika 6, 280; Theopompos bei Athenaios, Deipnosophistai 12, 536 c; u. a.
  10. Titus Livius, Ab urbe condita 8, 24; Strabon, Geographika 6, 1, 5, p. 256 und 6, 3, 4, p. 280; Iustinus, Epitoma historiarum Philippicarum Pompei Trogi 12, 2, 3 f.
  11. Arrian, Anabasis 7, 15, 4.
  12. Livius, Ab urbe condita 8, 19, 1; 8, 25, 3; 8, 27, 2.
  13. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 19, 65, 7; Livius, Ab urbe condita 9, 20, 7 ff.
  14. Diodor, Bibliothḗkē historikḗ 20, 104.
  15. Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) I² 7.; eine abweichende Überlieferung bei Livius (Ab urbe condita 10, 11 f.) kommt gegenüber diesem epigraphischen Zeugnis nicht in Betracht (so Ernst Honigmann, RE XIII, 2 (1927), Sp. 1545 f.).