Luwiya

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Luwiya (hethitisch: KUR URUlu-ú-i-ia; Ethnikon: URUlu-ú-i-um-na-aš; adverb: lu-ú-i-li[1]) war ein Land, das dem Alten Reich der Hethiter benachbart war.

Das Land Luwiya erscheint nur in den Hethitischen Gesetzen (§§ 5, 19, 20, 21, 23), zusammen mit dem Land Palā. Eine genaue Lokalisierung des Landes ist unmöglich, eine westliche oder südwestliche Lage vom althethitischen Kernland aus ist wahrscheinlich.

Die §§ 22–23 setzen die Belohnung eines entlaufenen Sklaven fest. Je weiter entfernt ein Sklave entflohen ist, desto höher wird die Belohnung. Für Luwiya betrug die Summe 6 Schekel Silber, was den höchsten Betrag darstellt, woraus geschlossen werden kann, dass Luwiya weit entfernt vom Kernland der Hethiter lag. Da zudem noch bestimmt wurde, dass jemand, der einen entlaufenen Sklaven aus Feindesland zurückbringt, diesen behalten darf, wird deutlich, dass Luwiya nicht als feindliches Land betrachtet wurde.

In einer jüngeren Abschrift der Gesetze wurde der Name Luwiya durch Arzawa ersetzt, weshalb früher angenommen wurde, dass beide Länder identisch seien. Wahrscheinlicher ist, dass das Land Luwiya von Arzawa unterworfen wurde und seine Bedeutung verlor oder ganz unterging. Zudem wurde im Gegensatz zu Luwiya das Land Arzawa von den Hethitern als feindliches Land betrachtet.

Yakubovich schlägt vor, den Namen auf luwisch *lūwa- über Uranatolisch *lóugo- aus indogermanisch *lóuko- ‘Feld, Ebene’ abzuleiten.[2] Vergleiche hierzu altenglisch lēah ‘Wiese, Wald’, althochdeutsch lôh ‘Hain, Loh’.

Beekes schlug vor, den Namen der Lyder (altgriechisch Λῡδός, Lȳdós) aus Luwiya herzuleiten, mit Verhärtung des /j/ zu /d/, also lyd. *Lūda- < *Luwida- < Luwiya-,[3]

In der älteren Forschung wurde eine Verbindung zwischen Luwiya und Lykien, (Hethitisch: Luqqa) angenommen, weil das Luwische einmal logographisch als UR.BAR.RA-i-li (‘WOLF-ili’) geschrieben wurde und im Altgriechischen das Wort für Wolf λύκος (lýkos) lautet.[4] Diese veraltete Vermutung ist sprachlich unhaltbar, zudem erwies sich UR.BAR.RA-i-li als falsche Deutung.

Der Volksname der ‘Luwier’ ist eine moderne Bezeichnung zur Bezeichnung von muttersprachigen Sprechern der luwischen Sprache.

Das hethitische Ethnikon Lu(w)iumna- ‘Bewohner des Landes Luwiya’ ist nicht als ethnolinguistische Gemeinschaft zu verstehen, sondern als eine territorial definierte Gruppe.[5]

Das vom Ortsnamen Luwiya abgeleitet hethitische Adverb luwili bezeichnet die Luwische Sprache, die mit dem Hethitischen verwandt ist.

Nichthethitische Überlieferung

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In altassyrischen Texten vom karum Kaniš wird die einheimische anatolische Bevölkerung nuwā‘um genannt, was von einigen Forschern auf den Namen der Luwier zurückgeleitet wird, wobei der Name dann durch Hurriter vermittelt wurde, wegen des Wechsels des anlautenden l- zu n-.[6] Da im Namensgut von Kültepe nur sehr wenig luwische Elemente vorkommen, ist dies unwahrscheinlich.[7]

In den ägyptischen Namenslisten aus Kom el-Hettan steht unter anderem der Name r’-j-w3-3-n-3, welches als Luwiya gedeutet wurde.[8]

Vorgeschlagen wurde auch, dass der mykenische Name aus Knossos ru-wa-ni-jo als /Luwanios/ ‘Luwier’ gedeutet werden soll.[9]

Sowohl der ägyptische, als auch der mykenische Name können auch anders gelesen werden und müssten auf eine Form *Luwan- zurückgeführt werden, was problematisch ist.[10] Zudem ist der ägyptische Name besser als Rawana oder Lawana zu lesen.[11]

Einzelnachweise

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  1. Giuseppe F. del Monte, Johann Tischler: Die Orts- und Gewässernamen der hethitischen Texte (= Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes. Band 6). Reichert, Wiesbaden 1978, S. 252 f.
  2. Ilya S. Yakubovich: Sociolinguistics of the Luvian Language. Brill, Leiden 2010, ISBN 978-90-04-17791-8, S. 302.
  3. Robert Beekes: Luwians and Lydians. In: Kadmos. Band 42, 2003, S. 47–49.
  4. Arthur Ungnad: Luwisch = Lykisch. In: Zeitschrift für Assyriologie. Band 35, 1924, S. 1–8.
  5. Max Gander: Asia, Maeonia und Luwiya? Bemerkungen zu den neuen Toponymen aus Kom el-Hettan (Theben-West) mit Exkursen zu Westkleinasien in der Spätbronzezeit. In: Klio. Band 97, Nummer 2, 2015, S. 443–502, doi:10.1515/klio-2015-0034.
  6. Onofrio Carruba: Luwier in Kappadokien. In: Dominique Charpin, Francis Joannès (Hrsg.): La circulation des biens, des personnes et des idees dans le Proche-Orient ancien. Actes de la XXXVIIIe Rencontre Assyriologique Internationale (Paris, 8–10 juillet 1991). Éd. Recherche sur les Civilisations, Paris 1992, S. 251–257.
  7. Sedat Alp: Die Mehrheit der einheimischen Bevölkerung in der kārum-Zeit in Kaneš/Neša. In: Studi micenei ed egeo-anatolici. Band 39, Nummer 1, 1997, S. 35–48.
  8. Hourig Sourouzian, Rainer Stadelmann: Die ältesten Erwähnungen von Ioniern und Danaern. In: Antike Welt. Jahrgang 36, Nummer 6, 2005, S. 79–83, hier S. 82.
  9. Paul Widmer: Mykenisch RU-WA-NI-JO ,Luwier‘. In: Kadmos. Band 45, Heft 1–2, 2007, S. 82–84.
  10. Max Gander: Asia, Maeonia und Luwiya? Bemerkungen zu den neuen Toponymen aus Kom el-Hettan (Theben-West) mit Exkursen zu Westkleinasien in der Spätbronzezeit. In: Klio. Band 97, Nummer 2, 2015, S. 443–502, doi:10.1515/klio-2015-0034.
  11. Peter W. Haider: Neue Toponyme vom Totentempel Amenophis’ III. In: Göttinger Miszellen. Band 217, 2008, S. 27–47, hier S. 29.
  • Max Gander: The West: Philology. In: Mark Weeden, Lee Z. Ullmann (Hrsg.): Hittite Landscape and Geography (= Handbuch der Orientalistik. Sektion 1, Band 121). Brill, Leiden/Boston 2014, ISBN 978-90-04-34174-6, S. 262–280, hier S. 262 f.
  • Giuseppe F. del Monte, Johann Tischler: Die Orts- und Gewässernamen der hethitischen Texte (= Répertoire Géographique des Textes Cunéiformes. Band 6). Reichert, Wiesbaden 1978, S. 252 f.