Lyon Playfair, 1. Baron Playfair
Lyon Playfair, 1. Baron Playfair (* 1. Mai 1818 in Chunar oder Meerut[1]; † 29. Mai 1898 in South Kensington) war ein britischer Chemiker und Politiker.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er war der zweite Sohn des schottischen Arztes George Playfair (1782–1846). Er wurde in Bengalen in Britisch-Indien geboren, wo sein Vater zu dieser Zeit Chief Inspector General der dortigen Krankenhäuser war.
Playfair studierte Medizin und Chemie an der Universität St Andrews und an der Universität Gießen, unter anderem bei Justus von Liebig. 1843 wurde er Professor für Chemie an der Royal Institution in Manchester. Zusammen mit Robert Bunsen untersuchte er die aus englischen Hochöfen entweichenden Gase[2][3], was wenig später zur Konstruktion effektiver Winderhitzer führte. Playfair war von 1858 bis 1868 Professor für Chemie in Edinburgh. Zu seinen Schülern gehörten Edward Frankland, James Dewar und Adolph Wilhelm Hermann Kolbe.
Im Oktober 1845 sandte Robert Peel, der britische Premierminister, Playfair zusammen mit dem Botaniker John Lindley nach Irland, um die dortige Hungersnot, die Kartoffelfäule und die Auswirkung der Korngesetze zu untersuchen. Er beriet Prinz Albert bei der Nutzung von Fäkalien und 1851 bei der Vorbereitung der Londoner Weltausstellung.[1] In seinem Auftrag bereitete er auch den Aufbau des South Kensington Museum vor und half bei der Gründung der britischen Royal College of Sciences. Seit 1848 war er Mitglied (Fellow) der Royal Society. 1851 wurde er als Companion in den Order of the Bath aufgenommen. 1859 wurde er Mitglied der Royal Society of Edinburgh.[4]
1868 ging Playfair in die Politik. Er gehörte der Liberal Party an und war von 1868 bis 1885 als Abgeordneter der Universitäten von Edinburgh und St Andrews und von 1885 bis 1892 als Abgeordneter für Leeds South Mitglied des House of Commons. Von 1873 bis 1874 hatte er das Amt des Postmaster General inne und von 1880 bis 1883 war er Sprecher des House of Commons. 1883 wurde er als Knight Commander des Order of the Bath geadelt. Am 3. September 1892 wurde er als Baron Playfair, of St Andrews in the County of Fife, zum erblichen Peer erhoben. Er schied dadurch aus dem House of Commons aus und wurde Mitglied des House of Lords. 1895 wurde er zum Knight Grand Cross des Order of the Bath erhoben.
Das 1854 von Charles Wheatstone erfundene Verschlüsselungsverfahren Playfair empfahl Lyon Playfair zur Benutzung beim britischen Militär. Er selbst hatte gemeinsam mit seinem Freund Wheatstone vorher diese Verfahren geprüft und verbessert.
Am 29. Mai 1898 verstarb Baron Playfair in South Kensington.
Ehen und Nachkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In erster Ehe heiratete er 1846 Margaret Eliza Oakes († 1855). Mit ihr hatte er zwei Kinder:
- Hon. Jessie Anne Playfair (1847–1927), ⚭ (1) Captain Edmund Peel, ⚭ (2) General Sir R. M. Stewart;
- Brig.-Gen. George James Playfair, 2. Baron Playfair (1849–1939).
In zweiter Ehe heiratete er 1857 Jean Ann Millington († 1877). Mit ihr hatte er eine Tochter:
- Hon. Ethel Mary Lyon Playfair (* 1862), ⚭ Major Frederick William Bloomfield.
In dritter Ehe heiratete er 1878 Edith Russell. Die Ehe blieb kinderlos.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Graeme J. N. Gooday: Playfair, Lyon, first Baron Playfair (1818–1898). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X; doi:10.1093/ref:odnb/22368 (Lizenz erforderlich), Stand: Mai 2008.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biografie. University of Edinburgh.
- Eintrag zu Playfair, Lyon (1818–1898), 1st Baron Playfair im Archiv der Royal Society, London
- Mr Lyon Playfair im Hansard (englisch)
- Lyon Playfair, 1st Baron Playfair auf thepeerage.com
- Informationen zu und akademischer Stammbaum von Lyon Playfair, 1. Baron Playfair bei academictree.org
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Graeme J. N. Gooday: Playfair, Lyon, first Baron Playfair (1818–1898). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X; doi:10.1093/ref:odnb/22368 (Lizenz erforderlich), Stand: Mai 2008.
- ↑ W. P. Doyle: Lyon Playfair (1818-1898). In: About Us > History > Professors > Lyon Playfair. The University of Edinburgh, abgerufen am 28. März 2019.
- ↑ Robert Bunsen, Lyon Playfair: Untersuchungen über den Process der englischen Roheisenbereitung. In: Otto Linné Erdmann, Richard Felix Marchand (Hrsg.): Journal für Praktische Chemie. Band 42, Nr. 1. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1847, S. 145–188, 257–275 und 385–400, doi:10.1002/prac.18470420123 (1. Teil online, 2. Teil online doi:10.1002/prac.18470420136, 3. Teil online, doi:10.1002/prac.18470420153).
- ↑ Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF) Royal Society of Edinburgh, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2017; abgerufen am 30. März 2020.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Titel neu geschaffen | Baron Playfair 1892–1898 | George Playfair |
Personendaten | |
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NAME | Playfair, Lyon, 1. Baron Playfair |
ALTERNATIVNAMEN | Playfair, Lyon Playfair, 1. Baron; Playfair, Sir Lyon |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Chemiker und Politiker |
GEBURTSDATUM | 1. Mai 1818 |
GEBURTSORT | Chunar, Bengalen |
STERBEDATUM | 29. Mai 1898 |
STERBEORT | South Kensington |
- Baron Playfair
- Chemiker (19. Jahrhundert)
- Person (Klassische Kryptologie)
- Hochschullehrer (University of Edinburgh)
- Abgeordneter des House of Commons (Vereinigtes Königreich)
- Sprecher des House of Commons (Vereinigtes Königreich)
- Mitglied des House of Lords
- Mitglied des Privy Council (Vereinigtes Königreich)
- Knight Grand Cross des Order of the Bath
- Politiker (19. Jahrhundert)
- Mitglied der Royal Society
- Mitglied der Royal Society of Edinburgh
- Liberal-Party-Mitglied
- Brite
- Geboren 1818
- Gestorben 1898
- Mann