Šumperk

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Šumperk
Wappen von Šumperk
Šumperk (Tschechien)
Šumperk (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Historischer Landesteil: Mähren
Region: Olomoucký kraj
Bezirk: Šumperk
Fläche: 2788[1] ha
Geographische Lage: 49° 58′ N, 16° 58′ OKoordinaten: 49° 58′ 9″ N, 16° 58′ 16″ O
Höhe: 315 m n.m.
Einwohner: 25.061 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 787 01
Kfz-Kennzeichen: M
Verkehr
Straße: MohelniceJeseník
Bahnanschluss: Šternberk–Lichkov,
Zábřeh na Moravě–Sobotín
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Zdeněk Brož (Stand: 2018)
Adresse: náměstí Míru 1
787 01 Šumperk
Gemeindenummer: 523704
Website: www.sumperk.cz

Šumperk (deutsch Mährisch Schönberg) ist eine Stadt in der Region Olmütz in Tschechien. Sie liegt an der Desná am Fuße des Altvatergebirges.

Stadtgliederung

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Für die Stadt Šumperk sind keine Ortsteile ausgewiesen. Grundsiedlungseinheiten sind Alšova, Bělidlo (Bleiche), Bratrušovské pole, Čajkovského, Dolní Temenice (Nieder Hermesdorf), Gagarinova, Generála Svobody, Horní Temenice (Ober Hermesdorf), Hrabenská, Jánošíkova, Karlův Dvůr (Karlhof), Kokrháč, Kopce, Krameriova, Lovák, Na Vápenicích, Nádraží, Pod Senovou, Pod Temenicí, Sady 1. máje, Sanatorium I, Sanatorium II, Skřivánčí (Lerchenfeld), Šmeralova, Šumavská, Šumperk-střed, Tyršova, U čističky und Vančurova.[3]

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Dolní Temenice, Horní Temenice und Šumperk.[4]

Das Dorf Šumperk war um 1180 im Besitz des Zdeněk Ralsko von Waldstein. Unter dessen Söhnen wurde es zur Stadt erhoben. Bereits 1224 hatten die Dominikaner eine Ordensniederlassung für acht Mönche gegründet. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern Wenzel I. von Böhmen und Přemysl von Mähren wurde die Stadt 1239 zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte um 1250. Das Dominikanerkloster sowie die Klosterkirche Mariä Verkündigung wurden 1286 durch den Vyšehrader Propst und späteren Bischof von Olmütz Johannes VI. von Waldstein neu errichtet.

1340 verlieh Markgraf Karl den Herren von Leipa das Bergrecht für die bereits in ihrem Besitz befindlichen Herrschaften Schönberg, Goldenstein und Žampach. Karls jüngerer Bruder Jobst von Mähren erteilte 1391 der Stadt Schönberg zahlreiche Privilegien, mit denen sie einer königlichen Stadt gleichgestellt wurde. Nach weiteren Besitzerwechseln gelangte Schönberg 1495 pfandweise an Peter von Žerotín († 1530),[5] der die auf der Stadt lastenden Schulden übernahm. 1504 ging Schönberg sowie Blauda in seinen Besitz über.

Während der Reformation wurden die Mönche und die katholische Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. 1584 erfolgte die Ausweisung der Juden, die sich zumeist in der jüdischen Gemeinde in Mährisch Aussee ansiedelten. Nach der Schlacht am Weißen Berg übertrug Kaiser Ferdinand II. in seiner Eigenschaft als König von Böhmen Schönberg sowie weitere umfangreiche Besitzungen in Nordmähren dem Statthalter Karl von Liechtenstein. Obwohl dieser die Schulden übernehmen musste, gehörte er zu den mächtigsten und reichsten Adeligen in Nordmähren. Nachfolgend setzte er die Gegenreformation durch. Der neugewählte Rat der Stadt musste einen katholischen Eid ablegen und der Wiedereinführung der Dominikaner zustimmen, deren Kloster 1623 wieder instand gesetzt wurde. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu Hexenverfolgungen, mit denen die Obrigkeit den in Groß-Ullersdorf tätigen Juristen Franz Heinrich Franz Boblig von Edelstadt beauftragt hatte.

Schönberg um 1864
Luftbild der Stadt
Rathaus
Entfernung des tschechischen Ortsnamens 1938

Zu einer wirtschaftlichen Entwicklung kam es im 18. Jahrhundert durch das Leineweberhandwerk, aus dem sich später die Leinen- und Textilindustrie entwickelte. In dem 1784 im Rahmen der Josephinischen Reformen aufgehobenen Dominikanerkloster errichtete 1785–1788 der Wiener Ernest Klapperoth die größte Manchesterfabrik Europas, die sich jedoch nach der Aufhebung der Kontinentalsperre 1813 nicht weiter behaupten konnte. Die Fabrikräume wurden zur Kaserne umgebaut. 1842 wurde in Schönberg die erste mechanische Leinenspinnerei Mährens in Betrieb genommen. Die 1870 errichtete Mährische Grenzbahn mit Sitz in Schönberg nahm 1871 die Bahnstrecke Hohenstadt–Zöptau in Betrieb. Seit 1874 erschien in Schönberg, das im 19. Jahrhundert ein Zentrum des nordmährischen Schulwesens war, der Nordmährische Grenzbote.

Deutsche des Österreich-Ungarischen Kronrates akzeptierten die Gründung der Tschechoslowakei nicht und erklärten sich als deutsche Böhmen unabhängig, dies beinhaltete Mährisch Schönberg, unter dem Namen Sudetenland. Dabei nahmen sie Bezug auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker des US-Präsidenten Wilson. Eine der führenden Personen war Gustav Oberleithner, Bürgermeister von Mährisch Schönberg, der zum Stellvertretenden Regierungschef ernannt wurde. Die Stadt wurde von Truppen der Tschechoslowakei am 15. Dezember 1918 besetzt, ohne dass dabei ein Schuss fiel. Gustav Oberleithner wurde nicht bestraft, da zum damaligen Zeitpunkt der internationale Status der Tschechoslowakei noch nicht geklärt war.

Der Anteil der tschechischen Bevölkerung erhöhte sich in den nächsten Jahren durch Ansiedlung. Dies führte zu Auseinandersetzungen. 1910 lebten 353 Tschechen in Mährisch Schönberg, bei der Volkszählung 1930 hatte Mährisch Schönberg 15718 Einwohner (davon 3434 / 22 % Tschechen).[6] Diese lebten zumeist im „Tschechischen Viertel“, Česká čtvrť.

Die Sudetendeutsche Partei (SdP), offen unterstützt durch das „Dritte Reich“, erreichte 64 % der Stimmen bei den Wahlen 1935.

Nach dem Münchner Abkommen wurde die Stadt 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen und war bis 1945 Sitz des Landkreises Mährisch Schönberg, Regierungsbezirk Troppau, im Reichsgau Sudetenland. 1945 kam Šumperk an die Tschechoslowakei zurück, und 1945/46 wurde ein Großteil der deutschmährischen Bevölkerung, veranlasst durch die Beneš-Dekrete, enteignet und vertrieben.

Im Februar 1946 fanden weitere elf Transporte mit mehr als 9.500 Deutschen im Rahmen der Vertreibung statt. Zum letzten Tag dieses Jahres blieben in der Stadt nur 686 Bewohner. Die ursprünglichen deutschen Bewohner wurden durch Ansiedlung aus dem tschechischen Inland ersetzt.[7]

Am 4. Mai 1950 erfolgte die Eingemeindung von Temenice.

Am 21. August 1968, zur Zeit des Prager Frühlings, wurde die Stadt von der polnischen Armee besetzt, und wenige Wochen später, am 3. Oktober, durch die Sowjetarmee.

In der Stadt gibt es ein tschechisch-deutsches Begegnungszentrum mit einer Außenstelle in Nový Jičín.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945

Jahr Einwohner Anmerkungen
1857 06.651 [8][9]
1890 10.493[10] Zivilisten: 10.029, Militär: 464

nach Religion: 10.277 römisch-katholisch, 76 evangelisch-augsburgisch, 18 helvetisch, 117 israelitisch, 5 konfessionslos

nach Umgangssprache: 10.031 Deutsche, 332 Slawen, 130 Ausländer (einschl. Ungarn) ohne Angabe

1900 11.636[10] Zivilbevölkerung: 11.060, davon 5.292 männlich, 5.768 weiblich; Militär: 576

nach Umgangssprache: 11.174 Deutsche, 359 Slawen (davon 37 Polen und 14 Ruthenen), 5 Italiener, 98 Ausländer (einschl. Ungarn) ohne Angabe

1930 15.718 davon 3.434 Tschechen[11]
1939 14.753 davon 1.182 Evangelische, 12.150 Katholiken 1.089 sonstige Christen, 6 Juden[11]

Bevölkerungsentwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs[12]

(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)

Jahr Einwohner
1947 12.369
1950 24.777
1960 22.327
1970 24.153
1980 32.266
Jahr Einwohner
1990 37.375
2000 29.632
2010 27.337
2020 25.452
2022 25.061

Sehenswürdigkeiten

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  • Mariensäule des Bildhauers Michael Kössler von 1718–1720 auf dem Rathausplatz[13]
  • Rathaus, 1910 bis 1911 an der Stelle des abgerissenen Renaissance-Rathauses von 1474 im Stil des Historismus erbaut
  • Klosterkirche Mariä Verkündigung, 1287 erstmals erwähnt, nach dem Stadtbrand von 1669 im Jahre 1686 barockisiert
  • Evangelische Kirche, 1869 bis 1874 erbaut
  • Hexenkapelle / Denkmal zur Erinnerung an die Hinrichtungen von 23 Opfern der Hexenverfolgung aus Šumperk in den Jahren 1682–1692[14]
  • Gedenktafel für die Opfer der Hexenprozesse in einem ehemaligen Gefängnis an der Straße Černohorska
  • Gedächtnistafel für Dekan und Pfarrer Christoph Alois Lautner im ehemaligen Pfarrhaus (Kostelni nam.), im Juni 2000 durch den Olmützer Erzbischof Jan Graubner enthüllt[15]
  • Ausstellung über die Geschichte der Hexenverfolgung in der Region Jesenik-Šumperk im Untergeschoss des Hauses Geshadera (ul. Kladska 1)[14]
  • Friedhofskirche St. Barbara mit Deckengemälden des Neustädter Malers Ignaz Oderlitzky von 1775 im Südosten der Stadt
  • Jüdischer Friedhof mit Trauerhalle

Ein ausgewiesener Stadtrundgang „Auf den Spuren von Klein-Wien“ (Na stopách Malé Vídně)[16] führt zu insgesamt 24 Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Name „Klein-Wien“ war entstanden, weil mehrere Gebäude von Wiener Architekten entworfen worden sind:

  1. Villa Eduard Hackl (1893/94, von F. Thiel, Prag), jetzt Bibliothek
  2. Villa Doris (1899)
  3. Hotel Grand (1931/32)
  4. Villa Siegl (1867, von Theophil von Hansen, Wien)
  5. Evangelische Kirche (1874), jetzt Kirche der Böhmischen Brüder
  6. Deutsches Gymnasium (1897, von den Brüdern Anton Drexler und Josef Drexler, Wien), jetzt Wirtschaftsakademie
  7. Ziergarten des Paulinenhofs
  8. Paulinenhof (1876, von Moritz Hinträger, Wien), jetzt Stadtmuseum
  9. Haus Ottokar Katzer (1930, von E. Hantschl)
  10. Theater (urspr. Deutsches Bundeshaus, 1901/02, von Georg Berger, Wien)
  11. Hotel Schneider (1852)
  12. Haus Eisenstein (1882/83)
  13. Haus Schuster (1905)
  14. Ehem. Kino Saxinger (1928, von Rudolf Bitzan, Dresden)
  15. Apotheke „Zum Schwarzen Bären“ (1886, von K. Seidl)
  16. Palast Oberleithner (1831)
  17. Villa Oberleithner (1887, von Karl Mayreder, Wien)
  18. Haus Oberleithner (1840)
  19. Haus Tersch (um 1800)
  20. Rathaus (1911, von Georg Berger, Wien)
  21. Haus der Römerin (1877)
  22. Haus „Zum Weißen Hund“ (von den Gebrüdern Drexler, Wien)
  23. Palast Seidl (1873, von Moritz Hinträger, Wien)
  24. Smetana-Park (urspr. Herrschaftlicher Garten, 1885/86)
Rathaus von Mährisch Schönberg in den 1930er Jahren
  • 1882 bis 1907 Friedrich Ritter von Tersch
  • 1907 bis 1918 Viktor von Woehlheim
  • 1918 bis 1921 Gustav Oberleitner
  • 1921 bis 1923 Johann Witschke
  • 1923 bis 1933 Otto Lebwohl
  • 1933 bis 1934 Richard Künzell
  • 1934 bis 1938 Alois Blaschke
  • 1938 bis 1945 Hans Kaulich

Städtepartnerschaften

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Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt
Im Ort wirkten
  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 358–361.
  • Franz Harrer: Geschichte der Stadt Mährisch-Schönberg. Öffentliche Deutsche Gemeindebücherei, Mährisch-Schönberg 1923.
  • Eva Hudcová: Der Bürger und sein Theater in einer mährischen Kleinstadt. Aus der Kulturgeschichte von Mährisch-Schönberg (= Beiträge zur deutschmährischen Literatur. Bd. 10). Univerzita Palackèho, Olomouc 2008, ISBN 978-80-244-2114-8.
  • Karl Umlauff, Friedrich Ritter von Tersch: Chronik der Stadt Mähr.-Schönberg. Von der Gründung der Stadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Emmer, Mähr.-Schönberg 1901 (online).
  • Jan Šícha, Eva Habel, Peter Liebald, Gudrun Heissig: Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen. Dokumentation zu Ursachen, Planung und Realisierung einer „ethnischen Säuberung“ in der Mitte Europas 1945/46. Sudetendeutsches Archiv, München 1995, ISBN 3-930626-08-X.
Commons: Šumperk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Obec Šumperk: podrobné informace, auf uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Základní sídelní jednotky, auf uir.cz
  4. Katastrální území, auf uir.cz
  5. Genealogie
  6. Rudolf Hemmerle: Sudetenland Lexikon. Band 4. Adam Kraft Verlag, 1985, ISBN 3-8083-1163-0, S. 284.
  7. Geschichte der Stadt Šumperk (Mährisch Schönberg). Abgerufen am 31. August 2016.
  8. Carl Kořistka: Die Markgrafschaft Mähren und das Herzogthum Schlesien in ihren geographischen Verhältnissen. Wien und Olmütz 1861, S. 268–269.
  9. Gregor Wolny: Kirchliche Topographie von Mähren. Teil II: Brünner Diöcese, Band 4, Brünn 1861, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  10. a b Karl Umlauff, Friedrich Ritter von Tersch: Chronik der Stadt Mähr.-Schönberg. Von der Gründung der Stadt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Hrsg.: Josef Emmer. 2. Auflage. Josef Emmer, Mährisch Schönberg Mai 1901.
  11. a b Michael Rademacher: Landkreis Mährisch Schönberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Database of Demographic Indicators for Selected Towns of the Czech Republic. Tab. 193. In: www.czso.cz. Abgerufen am 26. Oktober 2023.
  13. Angabe hier nach Drahomír Polák: Historie mariánského sloupu v Šumperku. Město Šumperk, Šumperk 1996, S. 53; im Handbuch der historischen Stätten. Böhmen und Mähren. 1998, S. 360, wird das Werk Johann Wenzel Sturmer zugeschrieben.
  14. a b szlakczarownic.eu (Memento des Originals vom 6. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.szlakczarownic.eu
  15. Listář: přepis pořadu vom 3. Januar 2006
  16. Auf den Spuren von Klein-Wien (abgerufen am 18. September 2018)
  17. Jindřich Vybíral: Junge Meister - Architekten aus der Schule Otto Wagners in Mähren und Schlesien. Böhlau, Wien 2007, ISBN 978-3-205-77573-7, S. 319, S. 100.
  18. Peter Schmidt Schönberg. Abgerufen am 19. August 2018.