Marcus Pomponius

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Marcus Pomponius (* 2. Jahrhundert v. Chr.; † 121 v. Chr. in Rom) war ein Mitglied des römischen Ritterstandes (lateinisch: ordo equester) und enger Freund (lateinisch: amicus) des Gaius Sempronius Gracchus.

Über Marcus Pomponius ist wenig bekannt. In der überlieferten antiken Literatur wird er stets als Freund des Gaius Gracchus genannt. Ihm ist eine, wie Michael von Albrecht vermutet[1], annalistische Schrift (Ad Pomponium) des Gaius Gracchus über das Lebenswerk seines Bruders Tiberius Sempronius Gracchus gewidmet, die Cicero in De divinatione erwähnt.[2]

Zur Freundschaft[3] des Marcus Pomponius gehörte auch die praktische politische Unterstützung des Gaius Gracchus. Als Beispiel treuer Freundschaft hoben zwei antike Autoren sein Verhalten 121 v. Chr. am letzten Tag von Gracchus’ Kampf für Reformen hervor. Bei Velleius Paterculus heißt es: „Quo die singularis Pomponii equitis Romani in Gracchum fides fuit, qui more Coclitis sustentatis in ponte hostibus eius, gladio se transfixit.“ (deutsch: „An diesem Tag ereignete sich ein einzigartiges Beispiel an Treue des römischen Ritters Pomponius gegenüber Gracchus, der nach Art des Horatius Cocles nach dem Aufhalten des Gegners auf der Brücke sich mit dem Schwert tötete.“)[4][5]

Gaius Gracchus auf der Flucht über den Pons Sublicius; Porta Trigemina und Stadtmauer im Hintergrund. Buchillustration von 1890 mit fiktiver Lokalisierung der Bauwerke. Der unbekannte Illustrator könnte sich an Valerius Maximus orientiert haben.

Valerius Maximus schreibt ähnlich von „kräftigen Beispielen einer standhaften Freundschaft, robusta constantis amicitiae exempla“.[6] Er hebt allerdings zwei amici hervor. Pomponius und Laetorius schützten Gracchus beim Angriff der consularischen Truppen mit ihrem Körper und ermöglichten durch ihren todesmutigen Widerstand an der porta Trigemina (Pomponius) und am pons sublicius (Laetorius) Gracchus die Flucht über die Brücke auf die andere Tiber-Seite.[6] Catherine Hoggarth weist darauf hin, dass beider Leben im Unterschied zu Horatius Cocles „nicht für das kollektive Wohl der res publica, sondern für amicitia geopfert“[7] wurde.

Weitere Quellen und Informationen ergänzen diesen Bericht. Am letzten Tag des Kampfes hatten sich Marcus Fulvius Flaccus, Gracchus und ihre Anhänger auf den Aventin, „das alte Zentrum der Plebs“,[8] in den Diana-Tempel zurückgezogen, konnten aber den überlegenen militärischen Verbänden des Senats, die sogar über kretische Bogenschützen[9] verfügten, keinen Widerstand entgegensetzen.[10] Gracchus flüchtete, begleitet von seinen engsten Freunden, in den benachbarten Minerva-Tempel. Dort wollte er Suizid begehen, wurde aber von Pomponius und Laetorius[11] daran gehindert.[12] Die beiden versuchten, mit ihm den Aventin hinab zum Tiber auf dem Clivus Publicius[13] Richtung porta Trigemina zum pons sublicius zu entkommen.[14] Um Gracchus Zeit zur Überquerung des Tiber zu verschaffen, stellten sich Pomponius bei der porta Trigemina,[15] Laetorius am Brückenanfang den überlegenen Verfolgern entgegen.[16] Beide fanden mit weiteren 250 Anhängern des Gaius Gracchus an diesem Tag den Tod.[5][17] Gracchus gelangte zwar ans andere Tiber-Ufer, aber suchte angesichts der aussichtslosen Lage mit Hilfe eines Sklaven den Tod.[18][19]

Vielleicht ist Marcus Pomponius identisch mit dem bei Valerius Maximus erwähnten Autor Pomponius Rufus.[20][12]

Antike Quellen (Auswahl)

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Im Buch From the Gracchi to Sulla von David L. Stockton gibt es ein Kapitel zur Quellenkritik.[21]

Einzelnachweise

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  1. Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur. Von Andronicus bis Boethius. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Nr. 1. K. G. Saur, München, New Providence, London, Paris 1994, ISBN 3-598-11198-3, S. 306.
  2. Marcus Tullius Cicero: De divinatione 2,62.
  3. Karl Johannes Neumann: Amicus 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1831 f.
  4. Velleius Paterculus: Historia Romana. II,6,6. Abgerufen am 17. Februar 2024 (Latein).
  5. a b Kein Selbstmord bei Valerius Maximus: Facta et dicta memorabilia IV 7,2; Plutarch: Gaius Gracchus 16,17; Aurelius Victor: Liber de viris illustribus 65,5.
  6. a b Valerius Maximus: Facta ac dicta memorabilia IV 7,2.
  7. Catherine Hoggarth: Bridging the Tiber: Movement, Space and Experience. University of Kent, 2019, S. 164, abgerufen am 18. Februar 2024.
  8. Karl Christ: Krise und Untergang der römischen Republik. 4., durchgesehene und aktualisierte Auflage. WBG, Darmstadt 2000, S. 144.
  9. Bernhard Linke: Die römische Republik von den Gracchen bis Sulla. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Geschichte kompakt-Antike. WBG, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15498-3, S. 61: „Die schnelle Bereitstellung von kretischen Bogenschützen durch den Konsul Lucius Opimius spricht in jedem Fall für eine lang geplante Aktion.“
  10. Howard Hayes Scullard: From the Gracchi to Nero. A History of Rome 133 BC to AD 68. Routledge, London 2021, ISBN 978-0-415-58488-3, S. 53.
  11. Licinius bei Plutarch: Gaius Gracchus 16. Praetorius bei Aurelius Victor: Liber de viris illustribus 65.
  12. a b Hans Georg Gundel: Pomponius 24. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXI,2, Stuttgart 1952, Sp. 2332 f. (Digitalisat).
  13. Richard Förtsch: Clivus Publicius. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8, Sp. 35.
  14. Aurelius Victor: De viris illustribus 65.
  15. Valerius Maximus: Facta et dicta memorabilia IV 7,2; Aurelius Victor: Liber de viris illustribus 65,5. Porta Trigemina: Velleius Paterculus: Historia Romana IV 7,2.
  16. Plutarch: Gaius Gracchus 17,1. Plutarch stellt beide amici an die Brücke.
  17. Plutarch: Gaius Grachus 18, 1.; Appian: Historia Romana 117.; Valerius Maximus: Facta ac dicta memorabilia II 6, 6.; Velleius Paterculus: Historia Romana IV 7,3; Orosius: Historia adversum paganos V,12,9f.; Aurelius Victor: De viris illustribus 65, 5.
  18. Ernst Baltrusch: Caesar und Pompeius. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Geschichte kompakt-Antike. WBG, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-16490-3, S. 7.
  19. Bernhard Linke: Die römische Republik von den Gracchen bis Sulla. In: Kai Brodersen (Hrsg.): Geschichte kompakt-Antike. WBG, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15498-3, S. 61 f. „Im streng befriedeten Binnenraum der Politik kam es zum ersten Mal zum Einsatz regulärer Truppen, und die Gewaltausübung wurde sogar durch einen Senatsbeschluss legitimiert.“
  20. Valerius Maximus: Memorabilia IV,4, pr.
  21. David L. Stockton: From the Gracchi to Sulla. Sources for Roman History, 133-80 BC. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2023, ISBN 978-1-00-938305-9, S. 1–3, 8–12, doi:10.1017/9781009383042.