Maxi Obexer

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Maxi Obexer, Teilnehmerin beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2017, vor dem ORF-Theater.

Maxi Obexer (eigentlich Margareth Obexer; * 1970 in Brixen, Südtirol) ist eine deutsch-italienische Schriftstellerin, Dramatikerin und Dozentin.

Maxi Obexer studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft in Wien und Berlin. Während ihres Studiums entstanden erste Theaterstücke und Hörspiele. Sie erhielt unter anderem Stipendien vom Literarischen Colloquium in Berlin, der Akademie der Künste sowie der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart.

Obexer unterrichtet regelmäßig am Literaturinstitut Leipzig und hielt Gastprofessuren am Dartmouth College, an der Georgetown University, der University of New Mexico und an der Universität der Künste Berlin. 2014 gründete sie gemeinsam mit der Schriftstellerin Sasha Marianna Salzmann das Neue Institut für Dramatisches Schreiben (NIDS) mit dem Ziel „die gesellschaftliche Bedeutung der Dramatischen Künste wieder ins Öffentliche Bewusstsein zu rücken“.[1]

Maxi Obexers schreibt Theaterstücke, Romane, Hörspiele, Erzählungen und Essays. Sie beschäftigt sich besonders mit politischen Fragen, mit der europäischen Idee und dem Themenkomplex Flucht und Migration.[2] Ihr besonderes Engagement gilt der Dramatik und deren politischen Bedeutung.[3]

Von 2007 bis 2015 schrieb Obexer regelmäßig für das Feuilleton der taz.[4] Sie ist Mitglied des PEN International[5] und war vom 16. Mai 2022 bis zu ihrem Rücktritt am 15. Juni 2022 Interims-Co-Präsidentin des PEN-Zentrum Deutschland.[6]

Obexer hat über zwanzig Theaterstücke verfasst, die im gesamten deutschsprachigen Theaterraum und in Übersetzung auch in Polen, Ungarn, Frankreich und in den USA aufgeführt wurden.

Mit Die Liebenden, ihrem zweiten Theaterstück, gelang ihr 2000 ein erster Erfolg. Das Stück wurde am Landestheater Tübingen uraufgeführt, an drei Bühnen nachgespielt und vom WDR als Hörspiel produziert. Bei den Österreichische Hörspieltagen wurden Die Liebenden in zwei Kategorien ausgezeichnet. Im Stück Das Geisterschiff von 2007 thematisiert Obexer eine Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeerraum. Auf Nachtkritik hieß es lobend: „Ein starkes Thema, ein solides, politisches, vielseitiges, teils sehr komisches Stück“.[7] In Lotzer. Eine Revolution von 2009 schreibt Obexer über den Revolutionär und Schriftsteller Sebastian Lotzer und seinen Freiheitskampf 1525 während der Bauernkriege.[8] 2015 erschien Obexers HörspielIllegale Helfer auf Basis von Interviews mit Helfern von illegalen Einwanderern und Flüchtlingen, die sich durch ihr Engagement mitunter straffällig gemacht haben. 2016 wurde das Hörspiel auch als Theaterstück adaptiert und war als szenische Lesungen international zu sehen, etwa in Washington, New York, Paris und Prag. In der Frankfurter Allgemeine Zeitung hieß es, Obexer gelänge mit dem Text „den Blick wieder von den Massen auf die Individuen, von der Menschheit auf den Menschen zu lenken“[9]. Illegale Helfer erhielt 2015 den Eurodramapreis, das Hörspiel wurde mit dem Robert-Geisendörfer-Preis ausgezeichnet. Auch in Gehen und Bleiben beschäftigt sich Obexer wieder mit Migration und Flucht. Das mehrsprachige Stück entstand in Zusammenarbeit mit Geflüchteten und basiert auf deren Erfahrungen. Es wurde mit dem Potsdamer Theaterpreis 2017 ausgezeichnet. 2018 wurde im Nationaltheater Mannheim Wenn wir lieben uraufgeführt, 2020 das gleichnamige Hörspiel im WDR urgesendet,[10] 2019 prämierte das Stück Verlorene Kämpfer. Vom Ende der Roten Armee Fraktion am Staatstheater Wiesbaden über die RAF-Terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld.[11]

Neben ihrer Arbeit fürs Sprechtheater entstanden auch Performances. So erarbeitete sie gemeinsam mit dem Posaunisten Hannes Hölzl die Klanginstallation Defending Europe, die bei der europäischen Kunstausstellung Manifesta07 in Triest gezeigt wurde. Es handelt sich um eine Sammlung von geschönten Briefen, die eine afrikanische Migrantin an ihre Eltern schreibt. Auf Basis dieser Performance entstand Obexers Roman Wenn gefährliche Hunde lachen.

2012 entstand gemeinsam mit der Musikerin Bernadette La Hengst die „Kampfoperette“ Planet der Frauen am Theater Freiburg.[12]

2011 erschien Obexers Debütroman Wenn gefährliche Hunde lachen im Folio Verlag. Das Buch erzählt von der zwanzigjährigen Nigerianerin Helen, die versucht nach Europa zu flüchten. Das Buch wurde positiv besprochen, so hieß es bei Radio Bremen, Obexer „gibt mit ihrer Protagonistin Helen unzähligen Flüchtlingsfrauen ein Gesicht“[13], und die Süddeutsche Zeitung urteilte, der Roman sei „auf unaufdringliche Weise packend“[14].

Im Verbrecher Verlag erschien 2017 Obexers Roman Europas längster Sommer, mit dem sie im selben Jahr auch beim Bachmannpreis antrat. In dem autobiografischen Text erzählt die Autorin von ihrer Reise von Südtirol nach Berlin, wo sie ihren deutschen Pass abholen will, und sie hinterfragt ihre eigenen Konzepte von Zugehörigkeit und Migration auf. In einer Rezension in der FAZ hieß es, das Buch werfe „grundlegende Fragen zur Krise der europäischen Identität“ auf und sei ein „gelungener, relevanter Text“.[15]

2024 erschien ihr dritter Roman Unter Tieren im Weissbooks Verlag. Das Buch erzählt von der Rückkehr einer Frau in ihren Heimatort in Südtirol, wo sie sich mit dem vorherrschenden bäuerlichen System und der ständigen Gewalt gegen Tiere konfrontiert sieht.

Theatertexte (Auswahl)

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  • Gelbsucht, UA: Berlin 2001
  • Von Kopf bis Fuß, Theaterstück, UA: Osnabrück 2004
  • Die Liebenden, Theaterstück, UA: Tübingen/Stuttgart 2004
  • Der Zwilling, Theaterstück, UA: Dresden 2006
  • Das Geisterschiff, Theaterstück und Hörspiel, UA; Jena 2007
  • Gletscher, Theaterstück, UA: Stuttgart 2008
  • Lotzer. Eine Revolution, Theaterstück, UA: Memmingen 2009
  • Planet der Frauen, Kampfoperette, UA: Freiburg 2012
  • Illegale Helfer, Theaterstück und Hörspiel, UA: Potsdam 2016
  • Gehen und Bleiben, Theaterstück, UA: Potsdam 2017
  • Wenn wir lieben, Theaterstück und Hörspiel, UA: Mannheim 2018
  • Verlorene Kämpfer. Vom Ende der RAF, Theaterstück, UA: Wiesbaden 2019
  • 1999 Die Liebenden, Regie: Claudia Johanna Leist (WDR)
  • 2005 Hidden See, Regie: die Autorin (WDR)
  • 2006 Das Geisterschiff, Regie: Martin Zylka (WDR)
  • 2006 Liberté toujours, Regie: Anouschka Trocker (Autorenproduktion)
  • 2008 F.O.B. – Free on Board, Regie: Anouschka Trocker (Autorenproduktion)
  • 2011 Gletscher, Regie: Barbara Plensat (Autorenproduktion), 2011 mit dem Hörspielpreis Slabbèsz ausgezeichnet.
  • 2018 Europas längster Sommer, Regie: Gerrit Booms (WDR)
  • 2023 Mit Tieren gehen, Regie: Gerrit Booms (WDR)[21]
  • 2024 Im Auge des Sturms – Das Kapitol am 6. Januar 2021, Regie: Gerrit Booms (WDR)
  • Friederike Eigler: „Refugee and Migrant Voices On and Off the Documentary Theater Stage: Recent Works by Maxi Obexer“, in: The Many Voices of Europe, Hg. Gisela Brinker-Gabler, Nicole Shea, Culture & Conflict Band 15, De Gruyter 2020.
Commons: Maxi Obexer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Neues Institut für Dramatisches Schreiben. Abgerufen am 16. April 2020.
  2. Maxi Obexer. Abgerufen am 14. April 2024.
  3. Affective Societies: „Was, wenn mein Staat nicht menschlich ist?“ Die Autorin Maxi Obexer im Gespräch mit Anne Fleig über Engagement und dramatisches Schreiben
  4. taz Archiv, Maxi Obexer. Abgerufen am 19. März 2022.
  5. Mitglieder. PEN Deutschland, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. März 2022; abgerufen am 20. März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pen-deutschland.de
  6. Miryam Schellbach: Maxi Obexer tritt als Co-Präsidentin des PEN Deutschland zurück. In: sueddeutsche.de. 16. Juni 2022, abgerufen am 28. Januar 2024.
  7. Lena Schneider: Das Gewissen schlägt mit Gummiflügeln. In: Nachtkritik. 13. Dezember 2007, abgerufen am 16. April 2020.
  8. Lotzer. Abgerufen am 16. April 2020.
  9. Irene Bazinger: Illegale Helfer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. Juni 2006, abgerufen am 16. April 2020.
  10. Hörspiel Wenn wir lieben von Maxi Obexer. Abgerufen am 16. April 2020.
  11. Dagmar Fulle: Das Ende der RAF auf der Theaterbühne. Ein Gespräch mit Maxi Obexer. In: hr info. 11. Juni 2006, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. April 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.hr-inforadio.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Dorothee Annette Kreuzer: „Wir brauchen dringend ein regelmäßiges Shuttle“ – Die Kampfoperette „Planet der Frauen“ am Theater Freiburg. In: Missy Magazine. 12. März 2012, abgerufen am 16. April 2020.
  13. Funkhaus Europa. In: Radio Bremen. 11. Juni 2006, abgerufen am 16. April 2020.
  14. Cornelia Fiedler: Kontinentalverschiebung. In: Süddeutsche Zeitung. 22. August 2011, abgerufen am 16. April 2020.
  15. Florian Kölsch: Fremd bin ich ausgezogen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. August 2017, abgerufen am 16. April 2020.
  16. https://www.geisendoerferpreis.de/node/90
  17. https://www.berlin.de/sen/kulteu/aktuelles/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.893486.php
  18. https://bachmannpreis.orf.at/v2/stories/2843534/index.html
  19. https://www.berlin.de/sen/kulteu/aktuelles/pressemitteilungen/2020/pressemitteilung.893486.php
  20. https://www.theaterderzeit.de/blog/meldungen/auszeichnung/berlin%3A_alice_salomon_poetik_preis_f%C3%BCr_maxi_obexer/
  21. Mit Tieren gehen - Auf den Spuren der Mensch-Tier-Beziehung. In: ARD Audiothek. Abgerufen am 23. März 2023.