Marie Urfus

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Marie Urfus, verheiratete Marie (auch: Maria) Moissi, (* 12. März 1874 in Teplitz, Österreich-Ungarn, als Maria Anna Franziska Urfus[1]; † 3. Mai 1943 in Berlin[2]) war eine österreichische Theaterschauspielerin.

Maria Urfus war die Tochter eines österreichischen Finanzrates und Landesinspektors. Sie hatte eine Schwester.[3]

Nach einer Prüfung vor Direktor Angelo Neumann trat sie, ohne dramatischen Unterricht erhalten zu haben, 1894 in den Verband der Prager Theater ein, wo sie als „Raphael“ im „Faust“ debütierte. Zunächst sang sie am Neuen deutschen Theater kleinere Opernpartien[4], später trat sie in Schauspielrollen am Deutschen Landes-Theater auf.[5] Vom Direktor gefördert, erzielte sie große Erfolge. 1899 wechselte sie ans Kaiser-Jubiläums-Stadttheater in Wien.[6] Im September 1901 wurde sie ans Hofburgtheater engagiert, das sie 1904 wieder verließ. Von 1904 bis 1907 war sie schließlich am Berliner Lessing-Theater tätig[7]

Im Juni 1910 heiratete sie in England Alexander Moissi (1879–1935).[8][9] Im Herbst 1913 gründete sie in Berlin die „Schauspielschule Maria Moissi“, an der auch ihr Mann unterrichtete.[10] Die Ehe mit Moissi wurde 1918 geschieden.[11] Moissi unterstützte Urfus nach der Scheidung finanziell, wie er es auch schon bei deren Schwester gehalten hatte, die nach dem Tod Alfred Breiderhoffs in Bedrängnis geraten war.[12]

Zu ihren Schülerinnen gehörten Dorothea Wieck und Olga Wojan.[13] Kontakte lassen sich ferner nachweisen zu Elisabeth Bergner[14] und Else Lasker-Schüler, in deren Interesse sie im Mai 1933 mit Gottfried Benn telefoniert haben soll.[15] Den Brief, den sie nach diesem Telefonat an die Dichterin schrieb, schickte sie aus Berlin ab.[16]

1943 starb Marie Urfus im Alter von 69 Jahren im Martin-Luther-Krankenhaus (Berlin) an den Folgen eines Schlaganfalls.[17] Ihr Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 35 D, Reihe 1, Nr. 30).[18]

Ihre Tochter Beatrice Moissi (später Beate von Molo; * 1906 München; † 1998),[19] begann als Diseuse[20], wurde später Theaterleiterin und Regisseurin[21] und heiratete 1942 den Filmeditor Conrad von Molo.[22]

  • Urfus Marie. In: Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 1061 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Moissi-Urfus, Marie. In: Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. 2. Band. Kleinmayr, Klagenfurt 1960, S. 1505 f.

Einzelnachweise

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  1. Pfarre Teplice, Geburtsbuch 1872–1875, fol. 175 (online abrufbar auf den Seiten des Staatlichen Gebietsarchivs Litoměřice).
  2. Landesarchiv Berlin, Sterberegister Standesamt Wilmersdorf, Nr. 1192/1943 (kostenpflichtig abrufbar auf Ancestry.com).
  3. Vgl. Bernhard Reich: Im Wettlauf mit der Zeit. Henschelverlag, 1970, S. 163 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Vermutlich handelte es sich bei dieser Schwester um die Schauspielerin Helene Urfus, die in zahlreichen Theaterprogrammen neben Alfred Breiderhoff genannt wird. Vgl. etwa die von der Universität Düsseldorf gesammelten Theaterzettel auf digital.ub.uni-duesseldorf.de.
  4. Neuer Theateralmanach für das Jahr 1895. Berlin 1895.
  5. Zahlreiche Treffer im Prager Tagblatt ab Februar 1894 (ANNO-Suche).
  6. Neues Wiener Journal vom 13. Mai 1899, S. 6.
  7. Nachweise im Neuen Theater-Almanach, Jahrgang 1900 bis 1907.
  8. Thomas Blubacher: Alexander Moissi. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1257 f.
  9. Alexander Moissi in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 4. April 2024.
  10. Berliner Tageblatt vom 8. Juli 1913, S. 25 (online).
  11. Rüdiger Schaper: Moissi.. Argon Verlag, 2000, ISBN 978-3-87024-513-9, S. 134 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Bernhard Reich: Im Wettlauf mit der Zeit. Henschelverlag, 1970, S. 163 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Hartmut Menzer: Zahlentheorie. Oldenbourg Verlag, 2010, ISBN 978-3-486-71148-6, S. 3508 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Diese schrieb in einem Brief vom 4. Februar 1922: „Frau Moissi findet ebenso wie ich [...]“; vgl. Alexandra Caruso: Erica Tietze-Conrat. Böhlau Verlag Wien, 2015, ISBN 978-3-205-79545-2, S. 156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Holger Hof: Gottfried Benn - der Mann ohne Gedächtnis. Klett-Cotta, 2011, ISBN 978-3-608-10215-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Sigrid Bauschinger: Else Lasker-Schüler. Wallstein Verlag, 2013, ISBN 978-3-835-30682-0, S. 356 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Sterbeurkunde Nr. 1192 vom 4. Mai 1943.
  18. Marie Urfus Moissi in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 4. April 2024.
  19. Beate Moissi von Molo in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 4. April 2024.
  20. Neues Wiener Tagblatt vom 1. Januar 1936, S. 12 (online bei ANNO).
  21. Beate von Molo bei spiegelonline.de
  22. Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Heiratsurkunde Nr. 339 vom 31. März 1942.