Meckelscher Knorpel
Der (paarige) Meckelsche Knorpel (Meckel-Knorpel, die Cartilago Meckeli, benannt nach seinem Entdecker J. F. Meckel (1820)) ist der embryonale Vorläufer des Unterkieferknochens der Kiefermäuler. Traditionell setzt man ihn serial homolog einem Ceratobranchiale der Kiemenbogen (was nicht denknotwendig ist). Zum Teil wird er in der Ontogenese von Deckknochen (z. B. dem zahntragenden Dentale) umhüllt, z. T. durch Ersatzknochen (das größte ist das Articulare) verdrängt (Vorder- und Hinterende verknöchern sogar beim Menschen noch). Bei Knochenfischen bleibt der Knorpel zeitlebens ein funktionell wichtiges Element im Unterkiefer, das Elastizität einbringt.
Beim Säugetier bildet der Meckelsche Knorpel, sobald das Dentale als alleiniger Unterkiefer in Erscheinung tritt, nur mehr die Grundlage für die Serie der Gehörknöchelchen (das primäre Kiefergelenk zwischen Palatoquadratum und Meckelschem Knochen wurde zum Gelenk zwischen Amboss und Hammer). So bleibt nur der dorsale Anteil, des früheren primären Kiefergelenks, also das Hammer-Amboss-Gelenk, Articulatio incudomallearis erhalten und bildet später einen Teil des Schallleitungsapparates des Mittelohres.[1]
Aus dem Knorpel des proximalen Endes des zweiten Kiemenbogens wird der Steigbügel, Stapes. Der übrige distale Teil bildet zunächst eine lange Knorpelspange, den Reichertschen Knorpel – benannt nach Karl Bogislaus Reichert – der nach seiner chondralen Ossifikation zum Processus styloideus wird und sich mit dem Schläfenbein vereint. Der mittlere Anteil wird zum Ligamentum styloideum und der distalste Abschnitt ossifiziert zum kleinen Zungenbeinhorn, Cornu minus ossis hyoidei.
Der Meckel-Knorpel ist eine Knorpelspange des ersten Kiemenbogens, sie fungiert als embryonale und temporäre Leitstruktur für die Anlage des Unterkiefers (Mandibula), welcher sich lateral des Meckelknorpels über eine Ersatzknochenbildung, chondrale Ossifikation bildet hierzu baut sich der Knorpel vollständig ab und wird durch Knochen ersetzt.
In der embryologischen Entwicklung wird bis zur 24. Woche der Meckelsche Knorpel sukzessive abgebaut. An den beiden dorsalen Enden entwickeln sich beidseits ein Teil der Gehörknöchelchen, Ossicula auditus, genauer der Hammer, Malleus sowie der Amboss, Incus und das Ligamentum sphenomandibulare.[2]
Bei Entwicklungsstörungen kann sich eine Kraniofaziale Mikrosomie ausbilden.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- W. Westheide, R. Rieger (Hrsg.): Spezielle Zoologie. Band II: Wirbel- oder Schädeltiere. 2. Auflage. Springer, Berlin/ Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-2039-8.
- Jochen Fanghänel u. a.: Waldeyer Anatomie des Menschen. 18. Auflage. De Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-019353-4.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Grafik zur Entwicklung der Kiefergelenke und ihren Derivaten ( des vom 25. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jan Langmann: Medizinische Embryologie. Die normale menschliche Entwicklung und ihre Fehlbildungen. Thieme, Stuttgart/ New York 1980, ISBN 3-13-446606-6, S. 150.
- ↑ Roman C. Brands, Hartmut Böhm, Alexander Kübler, Stefan Hartmann, Tilmann Schweitzer, Felix Kunz, Christian Linz: Craniofacial microsomia. In: Deleted Journal. 2023, Band 16, Nummer 2, S. 173–182 doi:10.1007/s12285-023-00415-3.