Aurichalcit

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Aurichalcit
Auricalcit (grün) auf Goethit (schwarz) aus Marokko
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ach[1]

Chemische Formel (Zn,Cu)5[(OH)6|(CO3)2][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Wasserfreie Carbonate mit fremden Anionen
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/C.01
V/C.01-110

5.BA.15
16a.04.02.01
Ähnliche Minerale Rosasit, Smithsonit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch 2/m[3]
Raumgruppe (Nr.) P21/m[2] (Nr. 11)
Gitterparameter a = 13,82 Å; b = 6,42 Å; c = 5,29 Å
β = 101,0°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1 bis 2
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,96; berechnet: 3,93 bis 3,94[4]
Spaltbarkeit vollkommen
Bruch; Tenazität blättrig
Farbe hellgrün, blaugrün, blau
Strichfarbe blaugrün
Transparenz durchscheinend
Glanz Seiden- bis Perlmuttglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,655
nβ = 1,740
nγ = 1,744[5]
Doppelbrechung δ = 0,089[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 1 bis 4°; berechnet: 22°[5]
Pleochroismus schwach: X = farblos; Y = Z = blaugrün[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten in Säuren unter CO2-Abgabe löslich

Aurichalcit, veraltet auch als Messingblüte, Kupferzinkblüte, Buratit, Messingit, Orichalcit oder Risseit bekannt[6], ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate (und Verwandte)“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Zn,Cu)5[(OH)6|(CO3)2][2] und entwickelt meist prismatische bis nadelige Kristalle, aber auch Überkrustungen.


Etymologie und Geschichte

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Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1788 von Eugène Louis Melchior Patrin im französischen Magazin „Le Journal de physique et le radium“ (Paris 33,81), der es als Calamine verdâtre bezeichnete.[5]

Seinen bis heute gültigen Namen Aurichalcit erhielt es allerdings erst 1839 nach der vollständigen Analyse von Theodor Boettger, der es nach altgriechisch ὀρείχαλκος oreíchalkos, deutsch ‚Bergerz‘, latinisiert Aurichalkum benannte, das allgemein auch für die Bezeichnung Messing (Legierung aus Kupfer und Zink) im Gebrauch war. Boettger wählte diese Bezeichnung in Anlehnung an die im Mineral vorherrschenden Metalle Kupfer und Zink, die auch die Legierung Messing ergeben.[7]

Erstmals entdeckt wurde Aurichalcit in der Loktevskoye (Loktevskii) Mine am Fluss Loktewka (Nebenfluss des Tscharysch) im Altaischen Erzgebirge (Erz-Altai, Rudny Altai) in der russischen Region Westsibirien, die auch als Typlokalität gilt.

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Aurichalcit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Carbonate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Azurit, Brianyoungit, Georgeit, Glaukosphärit, Hydrozinkit, Kolwezit, Loseyit, Mcguinnessit, Malachit, Nullaginit, Pokrovskit, Rosasit, Sclarit und Zinkrosasit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Aurichalcit in die Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden hier eine eigenständige Klasse) und dort in die Abteilung der „Carbonate ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen bzw. der chemischen Gruppe, der sie angehören, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Cu, Co, Ni, Zn, Mg, Mn“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Hydrozinkit die „Aurichalcit-Hydrozinkitgruppe“ mit der System-Nr. 5.BA.15 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aurichalcit wie die veraltete Strunz'sche Systematik in die Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“, dort allerdings in die Abteilung „16a Carbonate - Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 16a.04.02 innerhalb der Unterabteilung „Carbonate - Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO3)2Zq“ zu finden.

Bildung und Fundorte

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Auricalcit und Hemimorphit aus Arizona, USA
Aurichalcit und Wulfenit aus der 79th Mine, Chilito, Hayden, Dripping Spring Mts, Gila County, Arizona

Aurichalcit ist ein Sekundärmineral, das sich vorwiegend unter trockenen klimatischen Bedingungen in der Oxidationszone von Kupfer- und Zinklagerstätten bildet. Es tritt oft in kleinen Zusammenhäufungen nadelförmiger Kristalle mit Brauneisenstein und Calcit verwachsen auf. Weitere Begleitminerale sind unter anderem Azurit, Hemimorphit, Hydrozinkit, Linarit, Malachit und Wulfenit sowie Rosasit und Smithsonit, mit denen er aufgrund der Ähnlichkeit von Farbe und Habitus auch leicht verwechselt werden kann.

Insgesamt konnte Aurichalcit bisher (Stand: 2011) an rund 700 Fundorten nachgewiesen werden.[5] Neben seiner Typlokalität Loktevskoye Mine am Loktewka in Sibirien fand sich das Mineral in Russland noch bei Dalnegorsk in der fernöstlichen Region Primorje.

In Deutschland trat das Mineral bisher unter anderem an mehreren Orten im Schwarzwald in Baden-Württemberg, am Rudolfstein, bei Lichtenberg, Schmölz (Wallenfels) und am Rauschberg in Bayern, bei Richelsdorf und Langhecke in Hessen, bei Bramsche und an mehreren Orten im Harz in Niedersachsen; an mehreren Orten des Bergischen Landes, im Sauerland sowie in der Eifel und im Siegerland von Nordrhein-Westfalen bis Rheinland-Pfalz und im Erzgebirge in Sachsen auf.

In Österreich wurde Aurichalcit vor allem in Kärnten, Salzburg, der Steiermark und in Tirol sowie bei Annaberg in Niederösterreich gefunden. In der Schweiz trat er bisher nur in der Region Malcantone sowie an mehreren Orten im Kanton Wallis auf.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Belgien, Bulgarien, Chile, China, der Demokratischen Republik Kongo, Frankreich, Griechenland, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Namibia, Neukaledonien, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Sambia, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Schweden, Tschechien, der Türkei, in Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten (USA) und in Vietnam.[8]

Kristallstruktur

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Aurichalcit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/m (Raumgruppen-Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11 mit den Gitterparametern a = 13,82 Å; b = 6,42 Å; c = 5,29 Å und β = 101,0° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]


Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 295.
  3. Webmineral – Aurichalcite (englisch)
  4. a b Handbook of Mineralogy – Aurichalcite (englisch, PDF 66 kB)
  5. a b c d e Aurichalcite bei mindat.org (engl.)
  6. Mineralienatlas:Aurichalcit (Wiki)
  7. Theod. Boettger: Chemische Untersuchung des Aurichalcits, eines neuen Kupfererzes vom Altai, in: J. C. Poggendorff (Hrsg.): Annalen der Physik und Chemie, 8. und 40. Band, Leipzig 1839, S. 495 (PDF 311,4 kB)
  8. Mindat - Localities for Aurichalcite
Commons: Aurichalcit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien