Michael Egidius Luthardt

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Michael Egidius Luthardt (* 13. Dezember 1957 in Meiningen) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen, ehemals Die Linke) und war von 2009 bis 2014 direkt gewählter Abgeordneter im Landtag Brandenburg für die Fraktion Die Linke und deren agrarpolitischer Sprecher. Luthardt gilt wegen seines Wehrdienstes im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ als hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit.[1][2][3]

Aufgewachsen in der südthüringischen Stadt Meiningen besuchte Michael Luthardt von 1964 bis 1974 die Polytechnische Oberschule „Friedrich Schiller“. Anschließend absolvierte er von 1974 bis 1977 eine Berufsausbildung mit Abitur zum Forstfacharbeiter in Bad Doberan. Er leistete von Oktober 1977 bis Oktober 1980 einen Wehrdienst im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“, das dem MfS unterstand.[2] Dort gehörte er einer Sondereinheit der Arbeitsgruppe des Ministers/Sicherheit (AGM/S) an. Sein Dienst im Wachregiment bestand in der Bewachung eines im Wald stehenden ehemaligen Gutshofes, der meist leer stand und vom MfS für die Durchführung von Kursen verwendet wurde. Er führte dort Pförtnerdienste und Streifengänge aus.[1] Ab 1. April 1978 bis einschließlich 30. September 1980 wurde er zur Arbeitsgruppe des Ministers „Sicherheit“ versetzt. Diese war für die Einsatz- und Kampfgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Krisen- und Verteidigungsfall zuständig. Damit war er ein hauptamtlicher Angehöriger des Ministeriums für Staatssicherheit.[1]

Luthardt studierte von 1980 bis 1985 Forstwirtschaft an der Technischen Universität Dresden. 1985 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Forstwirtschaft in Eberswalde (heutige Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde). 1989 wurde Luthardt zum Doktor rerum silvaticarum promoviert. Nach der Wende war er im Biosphärenreservat Schorfheide und später bis 2014 im Brandenburgischen Landwirtschaftsministerium tätig. Seit November 2014 ist Luthardt Leiter des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) im Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB).[4]

Luthardt hat zwei Kinder.

Er wurde am 17. Januar 1977 Mitglied der SED[1] und verließ die Partei in der Wendezeit. Im Jahr 2003 begann er sich wieder in einer Wählergemeinschaft auf Kommunalebene politisch zu engagieren. Ab 2008 war Luthardt Mitglied des Barnimer Kreistages für Die Linke. Ab Oktober 2009 war er Mitglied der Brandenburgischen Linksfraktion und dort agrarpolitischer Sprecher. Er gewann sein Direktmandat im Wahlkreis Barnim III mit 31,4 Prozent abgegebenen Erststimmen.[5] Nach der Landtagswahl in Brandenburg 2014 schied er aus dem Landtag aus. Im Jahr 2017 trat Luthardt aus der Linken aus.[6] Er trat daraufhin Bündnis 90/Die Grünen bei.[7] Bei der Brandenburger Landtagswahl am 1. September 2019 trat er für seine Partei im Landtagswahlkreis Barnim III an, verpasste jedoch den direkten Einzug in den Landtag. Im Januar 2020 verzichtete er zugunsten von Ricarda Budke aus gesundheitlichen Gründen darauf, als Nachrücker für Axel Vogel in den Landtag einzuziehen.[8]

Wehrdienst im Wachregiment „Feliks Dzierzynski“

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Nach dem Stasi-Unterlagen-Gesetz gelten Angehörige des Wachregiments als hauptamtliche Mitarbeiter der Staatssicherheit.[3] In seiner 39-seitigen Akte[9] bei der BStU befindet sich auch eine handschriftliche Verpflichtungserklärung aus dem Jahr 1978. Darin erklärte Luthardt sich bereit, alle „Kräfte und Fähigkeiten einzusetzen“, um die Pflichten und Aufgaben des MfS zu erfüllen,[10] was dem üblichen Normtext entspricht.[1] Luthardt verweigerte nach eigener Aussage eine Verpflichtungserklärung als inoffizieller Mitarbeiter nach dem Ende des Wehrdienstes. Seinen Wehrdienst im Wachregiment hatte Luthardt vor der Landtagswahl in Brandenburg parteiintern bekannt gegeben. Aufmerksamkeit der Medien erregte jedoch, dass er auf seiner Website nicht ausgewiesen hatte, wo dieser abgeleistet wurde. Daraufhin war von einem „neuen Stasi-Fall bei der Brandenburger Linksfraktion“ die Rede.[9][10]

  • Literatur von und über Michael Egidius Luthardt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Luise Fröhlich: Die Kommissare des Waldes. In: Märkische Allgemeine. 25. August 2015, S. 13, archiviert vom Original;.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Der Sonderfall Michael Egidius Luthardt (Linke). Der Wortlaut des Berichts der unabhängigen Expertenkommission zur Überprüfung der Abgeordneten des brandenburgischen Landtags zum Fall. 13. Januar 2012, archiviert vom Original am 30. Dezember 2022; abgerufen am 31. Dezember 2018.
  2. a b Uwe Müller: Neuer Stasi-Fall bei Brandenburger Linksfraktion. In: Die Welt. 2. Dezember 2009, abgerufen am 30. März 2024.
  3. a b § 6 Abs. 4 Nr. 1 StUG
  4. Luise Fröhlich: Die Kommissare des Waldes. In: Märkische Allgemeine. 25. August 2015, S. 13, archiviert vom Original; abgerufen am 30. März 2024.
  5. Gudrun Mallwitz, Uwe Müller: Neuer Stasi-Fall bei Brandenburger Linksfraktion. n der Brandenburger Linksfraktion im Landtag sitzt ein weiterer Abgeordneter mit einer bislang nicht bekannt gewesenen Stasi-Verstrickung: Laut Akten der Birthler-Behörde gehörte der Linke-Abgeordnete Michael Egidius Luthardt drei Jahre lang dem Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ an. Wer hier Dienst tat, war hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter. Das hatte Luthardt bislang verschwiegen - der siebte Stasi-Fall in der Brandenburger Linksfraktion. 2. Dezember 2009, abgerufen am 31. Dezember 2018.
  6. Umweltpolitiker verlässt die Linke. In: Märkische Oderzeitung. 30. August 2017 (moz.de).
  7. Landratswahl Barnim: Grüne/B90 nominieren Dr. Michael Luthardt. 7. Februar 2018, abgerufen am 30. März 2024.
  8. Marion Kaufmann: Ricarda Budke rückt für Axel Vogel nach. 7. Januar 2020, abgerufen am 30. März 2024.
  9. a b Constanze von Bullion, Julia Amalia Heyer: Stasi-Enthüllungen Da waren es schon sieben. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 30. März 2024.
  10. a b Neuer Stasi-Fall belastet Potsdams Linke. Neue Enthüllungen über ehemalige Stasi-Spitzel: Ein weiterer Abgeordneter der Linken in Brandenburg hat in der DDR für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet. Es ist bereits der siebte Fall von Stasi-Verstrickung in der Fraktion. Der Landeschef zeigt sich überrascht. 2. Dezember 2009, abgerufen am 31. Dezember 2018.