Mimik-Oktopus

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Mimik-Oktopus

Mimik-Oktopus (Thaumoctopus mimicus)

Systematik
Stamm: Weichtiere (Mollusca)
Klasse: Kopffüßer (Cephalopoda)
Ordnung: Kraken (Octopoda)
Familie: Echte Kraken (Octopodidae)
Gattung: Thaumoctopus
Art: Mimik-Oktopus
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Thaumoctopus
Norman & Hochberg, 2005
Wissenschaftlicher Name der Art
Thaumoctopus mimicus
Norman & Hochberg, 2005

Der Mimik-Oktopus (Thaumoctopus mimicus), auch als Karnevalstintenfisch bezeichnet, ist ein Kopffüßer aus der Gattung Thaumoctopus in der Familie der Echte Kraken. Er ist die einzige Art der damit monotypischen Gattung Thaumoctopus. Er lebt im Indischen Ozean und dem Pazifischen Ozean.

Seine Fähigkeit die Form zu wechseln und andere Spezies zu imitieren verschaffte ihm den Namen Mimik-Oktopus.[1][2]

Ein bei Lizard-Island gesichtetes Exemplar hatte eine Mantellänge von etwa 21 cm, die ursprünglich beschriebenen Exemplare hatten eine Mantellänge von bis zu 5,8 cm. Die Augen treten nur etwas hervor, über den Augen befinden sich jeweils ein Paar „Hörner“ (Papillen). Das Trichterorgan (Funnel) ist W-förmig und klein. Die Arme sind lang, dünn, muskulös und etwa 7 bis 10 mal so lang wie die Mantellänge. Die Schwimmhäute sind dünn und einziehbar. Sie reichen bis etwa 5,5 % am längsten Arm und säumen alle Arme entlang des ventralen Randes bis zu den Armspitzen.[3]

Die dorsalen Arme sind am kürzesten. die Armformel lautet 4>3>2>1. Autotomie ist ab dem 12. bis 13. proximalen Saugnapf möglich. Die normalen Arme tragen bis zu 283 Saugnäpfe in zwei Reihen. Vergrößerte Saugnäpfe sind weder beim Männchen, noch beim Weibchen vorhanden. Der Hectocotylus des Männchens, der dritte rechte Arm, erreicht etwa 50 % der Länge des gegenüberliegenden Armes und trägt 146 Saugnäpfe.[3]

Die Kiemen besitzen neun Lamellen pro Demibranch, plus eine terminale Lamelle. Tintenbeutel und anale Klappen sind vorhanden. Die Stylets (reduzierte Überbleibsel einer Schale innerhalb des Mantels) sind kurz und nicht mineralisiert. Die Haut ist glatt, mit sekundären (kleineren) Papillen auf dem seitlichen und hinteren Mantel. Die dorsale Mantelseite ist frei von primären (größeren) Papillen.[3]

Die natürliche Farbe des Mimik-Oktopus ist dunkelbraun[3] bis hell-braun/beige[1][2] mit verstreuter, weißer, längs verlaufender Musterung. Auf dem mittleren Mantelrücken befinden sich ein Ring weißer, tränenförmiger Flecken, auf dem hinteren Mantelrücken hat er deutlichen, weißen U-förmigen Fleck. Auf den braunen Armen befinden sich cremefarbene bis weiße Bänder. Entlang der Armränder verläuft ein weißes Band. Kleine weiße frontale Flecken sind ebenfalls vorhanden.[3]

Das Verbreitungsgebiet des Mimik-Oktopus umfasst im tropischen Indo-West-Pazifik Raum von Neukaledonien, nordöstliches Australien (Lizard Island und Great Barrier Reef), Papua-Neuguinea, nach Norden bis Philippinen und westlich über den Indomalaiischen Archipel bis ins Rote Meer und den Golf von Thailand. Vorkommen im Roten Meer und im West-Indischen Ozean basieren auf fotografischen Aufzeichnungen. Fotografisch belegte Sichtungen gibt es auch aus der Andamanensee (Östlicher Indischer Ozean).[4] 2018 wurde das Tier zum ersten Mal im Arabischen Meer an der Küste des indischen Bundesstaates Kerala aufgezeichnet.[5]

Lebensraum und Lebensweise

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Der Mimik-Oktopus kommt in flachem Wasser in Tiefen von 0,5 bis 7 Meter[2] in offenen Sand- oder Schlammgebieten, häufig in der Nähe von Einmündungen Schlamm beladene Flüsse vor.[6] Die Art ist tagaktiv und ernährt sich von kleinen Fischen und Krebstieren.[2] Die Art besetzt oft leere Höhlen anderer Tiere, vorübergehend oder als Netzwerk von regelmäßig besuchten Höhlen innerhalb seines Reviers.[6]

Während Forschungstauchgängen 2001 in Indonesien (Sulawesi und Bali) filmten Mark D. Norman, Julian Finn und Tom Tregenza einen charakteristischen, langarmigen, für die Wissenschaft neuen Kraken. Sie beobachteten neun Individuen dieser Art, die ein Repertoire an Körperhaltungen und Körpermustern zeigten, von denen einige eindeutig Imitationen giftiger Tiere waren, die in diesem Lebensraum vorkommen. Sie dokumentierten die Art über 16 Tage mit Fotos und über 6 Stunden Filmaufnahmen, die das Tier bei seinen Verwandlungen in einen Plattfisch, einen Feuerfisch oder eine Seeschlange zeigen. Andere Haltungen erinnerten an Seeanemonen oder große Quallen, die in dieser Gegend vorkommen. Diese Veränderungen stellten ihrer Meinung nach eine variable Form der Mimikry dar. Darüber legen ihre Beobachtungen nahe, dass der Mimik-Oktopus Entscheidungen über die am besten geeignete Form der Mimikry trifft.[7] Im tropischen Indonesien soll die Art bis zu 13 hier vorkommende Arten darstellen können.[3]

Die Art und Weise der Mimikry des Mimik-Oktopus deuten darauf hin, dass er die Fähigkeit zur kognitiven Empathie besitzt, d. h. er kann zwischen Objekt und Subjekt unterscheiden und sich in das Objekt hineinversetzen. Er verfügt also über die Fähigkeit der objektiven Selbstaufmerksamkeit. Die Mimikry des Mimik-Oktopus kann als intentionale Täuschung beschrieben werden. So wendet er seine Verwandlung in eine Seeschlange nur bei der Begegnung mit Riffbarschen an, übt diese Verwandlung je nach Situation nur teilweise und in verschiedenen Formen aus. Dabei wendet der Mimik-Oktopus Täuschungen an, die sich aufgrund von entsprechend gemachten Erfahrungen als wirksam erwiesen haben. Seine Schemata der Mimikry sind nicht vorgegeben und sind kein Reflex, sondern werden durch einfaches Reflektieren erlernt und verbessert.[8]

Haltung in Menschenobhut

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Einige Male wurde versucht, die Tiere in Aquarien zu halten. Die meisten Versuche waren jedoch erfolglos, da das Tier in Gefangenschaft zumeist keine Nahrung zu sich nimmt und entsprechend schnell stirbt. Ein Exemplar lebt seit Juni 2017 im Haus des Meeres in Wien.[9]

  • Mark D. Norman, Julian Finn, Tom Tregenza (2001): Dynamic mimicry in an Indo-Malayan octopus. In: Proceedings of the Royal Society. 268, S. 1755–1758. (Online)
  • Mark D. Norman & F. G. Hochberg (2005): The "Mimic Octopus" (Thaumoctopus mimicus n. gen. et sp.), a new octopus from the tropical Indo-West Pacific (Cephalopoda: Octopodidae). In: Molluscan Research 25(2), S. 57–70. (Abstract, engl.)

Einzelnachweise

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  1. a b Darren J. Coker: Documentation of the mimic octopus Thaumoctopus mimicus in the Great Barrier Reef, Australia. In: Marine Biodiversity Records. Band 6, Januar 2013, ISSN 1755-2672, S. e14, doi:10.1017/S175526721200125X (cambridge.org [abgerufen am 17. Februar 2021]).
  2. a b c d Mark D. Norman & F. G. Hochberg (2005): The "Mimic Octopus" (Thaumoctopus mimicus n. gen. et sp.), a new octopus from the tropical Indo-West Pacific (Cephalopoda: Octopodidae). In: Molluscan Research 25(2), S. 57–70. (Abstract, engl.)
  3. a b c d e f Amanda Reid: Cephalopods of Australia and Sub-Antarctic Territories. CSIRO, 2016, ISBN 978-1486303939, S. 401–403.
  4. Jaruwat Nabhitabhata, Teeranun Mitrpanont: First Photographic Record of Mimic Octopus, Thaumoctopus mimicus Norman and Hochberg, 2005 in the East Andaman Sea, Eastern Indian Ocean. 2017 in Phuket Marine Biological Center Research Bulletin 74:45-50.(Online)
  5. Kurichithara K. Sajikumar, Rajapandiyan Jeyabaskaran, Chemmancherry P. Binesh, Kolliyil S. Mohamed: First Record of the Mimic Octopus Thaumoctopus mimicus (Cephalopoda: Octopodidae) from the Arabian Sea: Range Extension and Genotyping. In: Malacologia. Band 63, Nr. 1, 10. September 2020, ISSN 0076-2997, S. 115, doi:10.4002/040.063.0111 (bioone.org [abgerufen am 17. Februar 2021]).
  6. a b IUCN
  7. Mark D. Norman, Julian Finn, Tom Tregenza, 2001
  8. José Manuel Ureña Gómez-Moreno: The ‘Mimic’ or ‘Mimetic’ Octopus? A Cognitive-Semiotic Study of Mimicry and Deception in Thaumoctopus Mimicus. In: Biosemiotics. Band 12, Nr. 3, Dezember 2019, ISSN 1875-1342, S. 441–467, doi:10.1007/s12304-019-09362-y (springer.com [abgerufen am 17. Februar 2021]).
  9. Haus des Meeres: Schauspielender Tintenfisch im HdM. Abgerufen am 25. Januar 2018.
Commons: Mimik-Oktopus (Thaumoctopus mimicus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien