Mirage-Verein Buochs
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Der Mirage-Verein Buochs ist ein Verein, der eine umfangreiche Sammlung über die Schweizer Mirage besitzt und Mitglied im Verband der Museen der Schweiz ist.[1] Er bietet Einblick in die für die wirtschaftliche Entwicklung Nidwaldens wichtige Militärfliegerei mit einem Fokus auf die Geschichte der Mirage.[2]
Die Ziele des Mirage-Vereins Buochs (MVB)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus den Statuten geht hervor, dass der Verein den Erhalt von Mirage III Flugzeugen und die ideelle Weiterführung der Mirage-Ära in der Zentralschweiz bezweckt. Dies soll erreicht werden durch:
- Erwerb, Pflege und Erhalt von Mirage III Flugzeugen, Waffen, Bodenmaterial, Simulatoren und deren Infrastrukturen.
- Erstellung einer Dokumentation über das Flugzeug und dessen Umfeld.
- Erhalt und Pflege weiteren Materials der Militäraviatik, das auf dem Flugplatz Buochs unterhalten wird.
- Präsentation der Sammlung und Einrichtungen in der Öffentlichkeit.
- Zusammenarbeit mit Museen und Vereinen mit ähnlicher Zielsetzung sowie anderen interessierten oder örtlichen Organisationen.
- Erbringung von Dienstleistungen im Umfeld ehemaliger Schweizer Mirage-Flugzeuge.
- Pflege der Kameradschaft und des Gedankenaustausches mit Mirage- und Militäraviatik-Interessierten.
Ersteigerung der Mirage III RS – R-2109
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 26. November 2004 kamen etwa 180 Vertreter aus der ganzen Welt auf dem Flugplatz Buochs zusammen, um an den Auktionen teilzunehmen. Zwei Doppelsitzer gingen nach Frankreich. Ein Aufklärer, die Mirage III RS R-2109, wurde für CHF 29.800 plus Mehrwertsteuer vom Mirage-Verein Buochs erworben. Bis zu einem Machtwort des damaligen Kommandanten und des Chefs Operationen der Luftwaffe musste das Flugzeug einige Monate im Freien abgestellt werden, ab dieser Intervention war die Nutzung des «Bremshauses», eines geschlossenen Triebwerkstestgebäudes, möglich. Dieses bietet Lagerraum, Sitzungszimmer, Archiv, Ausstellungsraum und die Möglichkeit zu Standläufen mit der Mirage III RS R-2109[3] sowie des ebenfalls vom Verein betriebenen Triebwerks Ghost aus der Venom.
Das ATAR 09C Triebwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Armasuisse versprach ein ATAR, doch wegen der leichten radioaktiven Strahlung durch das Thorium im Kompressorgehäuse wurde die Übernahme zunächst verweigert. Nach 40 Jahren Betrieb bei der Luftwaffe ohne Probleme war dies schwer nachzuvollziehen. Dank des Kommandanten der Luftwaffe konnte das Triebwerk schließlich unter strengen Auflagen übernommen und eingebaut werden:
- Ernennung eines zertifizierten Strahlenschutz-Verantwortlichen.
- Aus- und Einbauten durften nur von wenigen Fachpersonen in einem abgesperrten Bereich durchgeführt werden.
- Bildung eines Entsorgungsfonds von CHF 75.000 über 50 Jahre, was die Kasse jährlich mit CHF 1.500 belastete.[4]
Im Herbst 2021 erhielt der Verein vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Nachricht, dass die Entsorgungskosten neu auf CHF 300.000 festgesetzt wurden und ein entsprechendes Finanzierungskonzept eingereicht werden müsse.[5] Dies führte zu umfangreichen Arbeiten im Vorstand und bei Vereinsmitgliedern sowie externen Spezialisten, um eine Lösung zu finden. Ein Konzept für ein neues Endlagergebinde wurde entwickelt, das jedoch noch finalisiert und genehmigt werden musste.
Im April 2024 fand das VBS, vertreten durch die Zentralstelle Historisches Armeematerial (ZSHAM), eine Lösung, die den Verein und das Museum Musée de l’aviation militaire de Payerne (Clin d’Ailes) entlastete. Sollten die Museen ihre ATAR-Triebwerke jemals weitergeben wollen oder müssen, würden diese in den Bestand der schützenswerten Militärexponate der ZSHAM integriert und der Nachwelt erhalten, zusammen mit einem Triebwerk im Flieger-Flab-Museum in Dübendorf.[6]
Geschichte der Vereinsgründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 5. November 2004 versammelten sich etwa zwei Dutzend Interessierte im damaligen Restaurant Flugfeld in Ennetbürgen. Während der Versammlung wurden mögliche Tätigkeiten formuliert:
- Vorführen eines Mirage-Flugzeugs bei dessen Bereitstellung und bei Standläufen.
- Ein- und Ausrückdemonstrationen ab der Kaverne.
- Demonstrationen von Alarmstarts (Zeit vom Startbefehl bis zum Start in 2 Minuten).
- Aufbau eines Kavernenmuseums im Falle einer endgültigen Stilllegung der Flugzeugkaverne.
Die zusätzliche und ursprüngliche Idee, einen Doppelsitzer zu betreiben, musste jedoch damals verworfen werden. Technische Experten betonten einhellig den schlechten Zustand des Mirage-Doppelsitzers, dessen Wiederinstandsetzung als sehr kostspielig angesehen worden war, Ersatzteile hätten teuer über Drittfirmen bezogen werden müssen. Später wurde in Payerne ein Doppelsitzer bis 2023 betrieben.[7]
Zu seinem 20-jährigen Bestehen am 15. September 2024 stellte der Verein MVB der Öffentlichkeit eine von ihm herausgebrachte Festschrift vor, in der an die denkwürdige Mirage III und ihre Bedeutung für das kulturelle Erbe der Schweiz erinnert wurde.[8]
Die Sammlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Ersteigerung des Flugzeugs konnte auch ein grösserer Teil von Boden- und Flugmaterial leihweise übernommen werden. Dies geschah mit der Auflage, die Besitzer einer Mirage fachlich und materiell zu unterstützen. So wurden unter anderem die private Mirage J-2314 von ihrem Ausstellungsort am Flughafen Genf nach Glattbrugg am Ende der Piste 34 des Flughafens Zürich transportiert und die Mirage R-2114 im Auftrag der Schweizer Luftwaffe von Sion nach Payerne.[9]
Neben den beiden Flugzeugen Mirage III RS-2109 mit dem Triebwerk und Mirage IIIS J-2313 als statischem Exponat umfasst die Sammlung auch die dazugehörigen Flugzeugschlepper, Bodenmaterial, Flug- und Lenkwaffen. Zudem wird eine umfangreiche Reihe von Fachschriften und Dokumenten präsentiert, die die Geschichte und den Betrieb der Mirage-Flugzeuge dokumentieren. Die Ausstellung bietet nicht nur Einblicke in die technische Entwicklung, sondern zeigt auch einige Exponate im funktionsfähigen Zustand, die grössten davon die funktionsfähigen Triebwerke SNECMA Atar der Mirage und De Havilland Ghost der Venom.
Mirage III in der Zentralschweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Übergang vom DH-112 Venom zur Mirage III war eine enorme Herausforderung für die Betriebsgruppe Buochs-Ennetbürgen. Der Militärflugplatz wurde angepasst und zwei Staffeln der Mirage-Flotte wurden hier stationiert: die Fliegerstaffel 10 (Aufklärer) mit der Mirage III RS und die Fliegerstaffel 16 mit dem Jagdflugzeug Mirage III S.
Der Betrieb dieser beiden Staffeln erforderte eine entsprechende Bodenorganisation, die Flugplatzabteilung 10, bestehend aus insgesamt sieben Kompanien. Diese Formation bestand bis Ende 2003, also praktisch 40 Jahre lang (die Fliegerstaffel 16 mit der Mirage III S wurde bereits Ende 1999 aufgelöst).
Die Einführung des Kampfflugzeugs Mirage III in den 1960er Jahren führte zum Aufbau eines Kompetenzzentrums in Nidwalden und der Zentralschweiz. Die Pilatus Flugzeugwerke konstruierten und bauten die Flugzeugrümpfe dieses neuen Fluggeräts. In Emmen bei den Eidgenössischen Flugzeugwerken erfolgte der Zusammenbau, wobei die Lizenzbauteile aus der ganzen Schweiz stammten. Ein wichtiger und bedeutender Aspekt war der Aufbau der Unterhaltsstelle bis zum Industrielevel bei der damaligen Direktion der Militärflugplätze (DMP). Die Triebwerkprüfstelle befand sich „in Sichtweite“ des Flugplatzes Buochs und wurde ab 1998 zusammen mit dem Ruag-Betrieb Stans für den Unterhalt der Triebwerke der F/A-18-Flugzeuge der Luftwaffe ausgewählt.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verein hat zwei Fachbücher veröffentlicht. Ein Mitautor des Buches mirage - das fliegende dreieck ist der aktuelle Vereinspräsident Olivier Borgeaud (Stand 2024).
- Olivier Borgeaud, Peter Gunti: mirage – das fliegende dreieck. Baden-Verlag, 2011, ISBN 978-3-85545-157-9 (416 S.).
- Bruno Lurati: 40 Jahre Kompetenz-Zentrum Mirage III in Buochs / 20 Jahr Mirage-Verein Buochs. Selbstverlag, 2024 (82 S., Festschrift).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mirage Suisse: Die Mirage-Affäre
- Schweizer Peacekeeper in Ennetbürgen für ihre Auslandeinsätze ausgezeichnet. In: nidwaldnerzeitung.ch. 12. Oktober 2024 .
- Erich Aschwanden: Lieber teuer verschrotten als verschenken. (PDF) In: mirage-buochs.ch. (Artikel aus: Neue Zürcher Zeitung, 23. Mai 2023).
- Ulrich Wenger: Illustre Besucher bei uns im Bremshaus. In: mirage-buochs.ch. 30. August 2018 .
- Mirage Buochs: SF bi de Lüt MVB auf YouTube, 31. August 2013, abgerufen am 9. November 2024 (deutsch).
- Mirage Buochs: Tele 1 unterwegs: Zu Besuch in Buochs, auch beim Mirage Verein auf YouTube, 31. August 2013, abgerufen am 9. November 2024 (deutsch).
- Mirage Buochs: U80 Alarmstart auf YouTube, 19. Oktober 2015, abgerufen am 9. November 2024 (deutsch).
- Mirage Buochs: Mirage III Fahrwerk auf YouTube, 31. März 2013, abgerufen am 9. November 2024 (deutsch).
- Mirage Buochs: Ghost 48 Mk 1 auf YouTube, 6. Juni 2020, abgerufen am 9. November 2024 (deutsch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mirage-Verein Buochs. In: museums.ch. Abgerufen am 4. November 2024.
- ↑ Nidwalden Amtsblatt 2024 Nr. 36. (PDF) In: nw.ch. S. 1702, abgerufen am 17. November 2024.
- ↑ Mirage-Versteigerung in Buochs. In: srf.ch. Abgerufen am 9. November 2024.
- ↑ Erich Aschwanden: Skandale von der Beschaffung bis zur Entsorgung: Radioaktive Triebwerke der Mirage-Kampfjets sorgen für Probleme. In: nzz.ch. Neue Zürcher Zeitung, 10. September 2022, abgerufen am 13. November 2024.
- ↑ Erich Aschwanden: Das strahlende Erbe der Armee: Radioaktive Mirage-Triebwerke sollen teuer verschrottet statt verschenkt werden. In: nzz.ch. Neue Zürcher Zeitung, 23. Mai 2023, abgerufen am 13. November 2024.
- ↑ Franz Wegmann: Drei Mirage-Triebwerke der Flotte bleiben erhalten. In: nidwaldnerzeitung.ch. 14. April 2024, abgerufen am 13. November 2024.
- ↑ Der Doppelsitzer. In: clindailes.ch. Abgerufen am 9. November 2024.
- ↑ 20 Jahre Mirage-Verein Buochs. In: skynews.ch. 15. September 2024, abgerufen am 9. November 2024.
- ↑ R-2114 Verschiebung Sion - Payerne. In: mirage-buochs.ch. 19. November 2018, abgerufen am 10. November 2024.