Miriam Liedvogel

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Miriam Liedvogel (* 23. Februar 1977 in Freiburg im Breisgau) ist eine deutsche Zoologin und Evolutionsbiologin mit dem Schwerpunkt Variabilität und (epi)genetische Grundlagen des Vogelzugs. Sie ist seit 2020 Professorin für Ornithologie am Institut für Biologie und Umweltwissenschaften (IBU) der Universität Oldenburg und Direktorin des Instituts für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ in Wilhelmshaven.

Miriam Liedvogel studierte Biologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Oxford, wo sie mit einem Master in Integrative Biosciences abschloss. Nach ihrer Promotion an der Universität Oldenburg zu Orientierungsmechanismen bei Zugvögeln im Jahr 2006 fokussierte sie ihre Forschung auf die Wahrnehmung des Erdmagnetfeldes (Magnetsinn). Sie erhielt Stipendien für Forschungsaufenthalte am Edward Grey Institute of Field Ornithology der Universität Oxford (Marie Skłodowska-Curie Maßnahme) und an der Universität Lund in Schweden (Feodor Lynen Stipendiatin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung). 2014 ging sie an das Max-Planck-Institut (MPI) für Evolutionsbiologie in Plön und baute dort die Forschungsgruppe Verhlaltensgenomik auf, die sie auch leitete. Ihre Habilitation an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel mit dem Thema Bird migration: The genetic architecture of seasonal traits erfolgte im Jahr 2019.[1]

Liedvogel ist als Professorin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Direktorin des Instituts für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ die erste Frau in dieser Position.

Liedvogel untersucht die Variation und die Determinanten des Zugverhaltens von Vogelarten wie der Mönchsgrasmücke mit dem Ziel, dessen genetischen Grundlagen und Evolutionsgeschichte zu verstehen.[2][3] Dazu verknüpft sie exakte Informationen über das Zugverhalten von Vögeln – im Freiland sowie unter Laborbedingungen – mit modernen Methoden der Genetik sowie mit physiologischen und molekularen Daten.[1][4] Die Mönchsgrasmücke ist dabei ein besonders geeigneter Modellorganismus. Denn diese Vogelart ist im Hinblick auf ihr Verhalten gut untersucht und bezüglich Zugneigung, Zugdistanz und Zugrichtung ausreichend variabel, um molekulare und genetische Unterschiede bei den Individuen zu analysieren.[1][5][6][7]

Um die Ursachen von unterschiedlichen Zugwegen und das Timing des Abflugs in die Überwinterungsgebiete zu erfassen, werden die Vögel mit Hell-Dunkel Geolokatoren besendert.[4][8] Das ermöglicht Unterschiede in der Zugstrategie mit genomischen Unterschieden zu korrelieren und so jene Bereiche im Genom zu identifizieren, die für Variblität im Zugverhalten ausschlaggebend sind.[7][9]

Neben der Forschung engagiert sich Liedvogel für die Verbreitung von ornithologischem Wissen, indem sie öffentliche Vorträge hält, populärwissenschaftliche Artikel verfasst und Kinderbücher schreibt und illustriert.[5][10]

  • 2009 Preis für die beste Veröffentlichung zur Tiernavigation durch das Royal Institute of Navigation (RIN)
  • 2018 Norddeutscher Wissenschaftspreis zusammen mit Sandra Bouwhuis
  • 2021 JED Williams Medaille des RIN für das Engagement in der Animal Navigation Interest Group und der Leitung des Animal Navigation Forums[11]
  • 2023 Preis für hervorragende Promotionsbetreuung der Universitätsgesellschaft Oldenburg[12]

Einzelnachweise

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  1. a b c Liedvogel, Miriam: Bird migration – the genetic architecture of seasonal traits. 2019 (mpg.de [abgerufen am 7. Januar 2021]).
  2. Miriam Liedvogel, Susanne Akesson, Staffan Bensch: The genetics of migration on the move. In: Trends in Ecology and Evolution. Band 26, 2011, ISSN 0169-5347, S. 561–569.
  3. Christine Merlin, Miriam Liedvogel: The genetics and epigenetics of animal migration and orientation: birds butterflies and beyond. In: Journal of Experimental Biology. Band 222, 2019, ISSN 0022-0949.
  4. a b Miriam Liedvogel u. a.: Individual variability and versatility in an eco-evolutionary model of avian migration. In: Proceedings of the Royal Society. B 287, 2020, ISSN 0962-8452.
  5. a b Corinna Langebrake, Britta S. Meyer, Miriam Liedvogel: Molekulare Grundlagen des Vogelzugs. In: BIOspektrum. Band 27, Nr. 1, Februar 2021, ISSN 0947-0867, S. 28–30, doi:10.1007/s12268-021-1511-y.
  6. Kira E. Delmore, Benjamin M. Van Doren, …Miriam Liedvogel: Individual variability and versatility in an eco-evolutionary model of avian migration. In: The Royal Society (Hrsg.): Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. Band 287, Nr. 1938, November 2020, doi:10.1098/rspb.2020.1339.
  7. a b Kira Delmore, Juan Carlos Illera, … Miriam Liedvogel: The evolutionary history and genomics of European blackcap migration. In: eLife. Band 9, Nr. 21, April 2020, doi:10.7554/eLife.54462.
  8. Benjamin M. Van Doren, Greg J. Conway, ... Miriam Liedvogel, Ben C. Sheldon: Human activity shapes the wintering ecology of a migratory bird. In: Global Change Biology. Band 27, Nr. 12. Wiley, Juni 2021, ISSN 1354-1013, S. 2715 - 2727, doi:10.1111/gcb.15597.
  9. Kira E Delmore, Benjamin M Van Doren, ... Miriam Liedvogel: Structural genomic variation and migratory behavior in a wild songbird. In: Evolution Letters. Band 7, Nr. 6, Dezember 2023, S. 401–412, doi:10.1093/evlett/qrad040.
  10. Miriam Liedvogel: Handbuch für kleine Wattforscher. ESE, Esens 2016, ISBN 978-3-941163-22-5.
  11. Natalie Kelsey: Prof. Dr. Miriam Liedvogel erhält die JED Williams Medaille. In: Deutsche Ornithologen-Gesellschaft und die drei deutschen Vogelwarten (Hrsg.): Vogelwarte. Band 59, Nr. 2, ISSN 0049-6650, S. 168.
  12. Preisträger/innen. Universitätgesellschaft Odenburg e.V., abgerufen am 15. August 2024.