Mistral (Rakete)

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Mistral
Allgemeine Angaben
Typ Flugabwehrrakete
Heimische Bezeichnung Mistral
Herkunftsland Frankreich Frankreich
Hersteller MBDA
Entwicklung 1974[1]
Indienststellung 1988
Technische Daten
Länge 1,86 m
Durchmesser 90 mm
Gefechtsgewicht 18,7 kg
Spannweite 180 mm[1]
Antrieb Feststoff-Raketentriebwerk
Geschwindigkeit Mach 2,5
Reichweite 0,5–6 km[1]
Dienstgipfelhöhe 10–3000 m
Ausstattung
Zielortung passiv IR
Gefechtskopf 3-kg-Splittergefechtskopf
Zünder Laser-Annäherungszünder und Aufschlagzünder
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Die Mistral-Rakete ist eine Fire-and-Forget-Flugabwehrrakete mit zweistufigem Feststoff-Raketenmotor. Sie kann von boden-, luft- und seegestützten Systemen abgefeuert werden. Mistral steht für Missile Transportable Antiaérien Léger.

Das Projekt wurde 1974 in Frankreich durch Matra, Aérospatiale und TDA gestartet, die ersten Prototypen wurden bereits sechs Jahre später getestet. 1988 wurde die „Mistral 1“ bei den französischen Streitkräften in Dienst gestellt. Seit 2000 wurden „Mistral-2“-Raketen gebaut und ausgeliefert und seit 2014 „Mistral-3“-Raketen. Aktuell wird die Weiterentwicklung bzw. Herstellung der Mistral-Raketen vom MBDA Konzern realisiert. Entwickelt wurde die Rakete für den Einsatz gegen alle Arten von Luftzielen in niedrigen Höhen.

Technische Daten

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  • Länge: etwa 1,9 m
  • Durchmesser, Korpus: 9,25 cm
  • Durchmesser mit Stabilisatoren: 18 cm
  • Gewicht: 19 kg
  • Antrieb: zweistufiger Feststoff-Raketenmotor (Booster und Marschtriebwerk)
  • Booster: von 0 auf 40 m/s in 0,4 Sekunden
  • Marschtriebwerk: 2,5 Sekunden Brenndauer
  • Gefechtskopf: 3 kg mit etwa 1800 Wolfram-Kugeln (Splitter), gezündet durch einen Aufschlag- und/oder einen Laser-Annäherungszünder
  • Geschwindigkeit: Mach 2,5 (ca. 3063 km/h bzw. 851 m/s)
  • Reichweite: 5 km (bis maximal 3 km Bekämpfungshöhe)

wie Mistral 1, jedoch:

  • Gewicht: leichter als der Vorgänger
  • Geschwindigkeit: Mach 2,6 (ca. 3185 km/h bzw. 885 m/s)
  • Reichweite: 6 km (bis maximal 3 km Bekämpfungshöhe)

wie Mistral 2, jedoch:

  • Suchkopf: Infrarotsuchkopf mit digitaler Bildverarbeitung[2]
  • Länge: etwa 1,86 m
  • Durchmesser, Korpus: 9,0 cm
  • Gewicht: 19,7 kg
  • Geschwindigkeit: bis Mach 2,71 (ca. 3319 km/h bzw. 922 m/s)[2]
  • Reichweite: 7 km[2]
  • Wendigkeit: bis 30g
  • Info – Mach 2,93867 = 1000 m/s = 1 km/s = 3600 km/h

Mistral-Systeme

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Tragbare Systeme

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Mistral-MANPADS im Einsatz

Die bekannteste Verwendung der Mistral ist die tragbare Infanterieversion, das Mistral MANPADS (kurz für Mistral Man Portable Air Defense System). Es besteht aus der Rakete mit dem Startrohr (Container), einem Dreibeinstativ mit Sitz und Griffen, einer Elektronikbox, Batterien/Kühlmittel und diversen Objektiven für Tag- und Nachteinsatz.

Die komplette Ausrüstung kann von einem Mann bedient werden. Für den Transport werden, bedingt durch die Größe und das Gewicht, zwei bis drei Mann benötigt:

  • Container: 24 kg
  • Stativ: 22 kg
  • Zubehör: 16 kg

Das Ziel kann auf zwei Arten aufgefasst werden:

  • mündlich, durch die Angaben eines außenstehenden Kommandanten
  • per Tonsignal im Helm, erzeugt durch ein Zielzuweisungsradar (ZZR bzw. AZR)

Die Rakete benötigt ein Kühlmittel, um den Infrarotsuchkopf der Rakete abzukühlen; mit einem Kühlmittelbehälter kann das System so bis zu 45 Sekunden betriebsbereit gehalten werden.

Mistral Simbad-/Sadral-System

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Das Mistral-Simbad-System auf einem Schiff

Das Simbad- bzw. Sadral-System ist die marinegestützte Variante der Mistral. Sie wird aus einem Zwei- (Simbad) oder Sechsfachstarter (Sadral) abgefeuert, um niedrig fliegende Seezielflugkörper (sogenannte Seaskimmer) zu bekämpfen. Das System gilt als sehr treffsicher und hat mittlerweile weltweit Abnehmer gefunden. Die französische Marine setzt es auf ihren neuesten Schiffen ein, wie beispielsweise auf dem Flugzeugträger Charles de Gaulle. Der Sechsfachstarter kann innerhalb von sechs Minuten per Hand nachgeladen werden. Beide Systeme verwenden die Mistral-2-Raketen. Die neueste Version ist ein ferngesteuerter Tetral-Starter (4 Raketen), der sich leichter auf kleinere Einheiten adaptieren lässt.

2 Mistral ATAM zusammen mit 4 Hellfire-Raketen

ATAM (air-to-air Mistral) ist das auf Hubschraubern eingesetzte Luft-Luft-System. Die französische Bezeichnung lautet air-air très courte portée (AATCP).[3]

Mistral-MANPADS des brasilianischen Marine Corps
Commons: Mistral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Mistral – Air Defence Missile System. In: army-technology.com. GlobalData Plc, 26. Oktober 2020, abgerufen am 20. April 2022 (englisch).
  2. a b c Mistral 3 gegen bewegliche Ziele. In: esut.de. Europäische Sicherheit & Technik, 18. November 2019, abgerufen am 20. April 2022.
  3. Mistral Air Defence Missile System, France. In: army-technology.com. GlobalData Plc, archiviert vom Original am 18. Juli 2010; abgerufen am 20. April 2022 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag SIPRI Arms Transfers Database. In: sipri.org. Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 25. November 2020 (englisch).
  5. Matthias Jauch: Norwegen liefert mehr Waffen – und streitet über Importe aus Russland. In: Der Tagesspiegel. Verlag Der Tagesspiegel GmbH, 20. April 2022, abgerufen am 22. April 2022.