Mediävistik
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Die Mediävistik (lateinisch medium aevum ‚mittleres Zeitalter‘), auch Mediaevistik oder Mittelalterforschung, ist die Wissenschaft des europäischen Mittelalters.
Wesentliche Teilgebiete der Mediävistik:
- Die fachübergreifende Erforschung des europäischen Mittelalters durch Historiker, Philologen, Archäologen, Theologen und Wissenschaftler anderer Fächer. In Deutschland wird diese universelle Sichtweise durch den Mediävistenverband gefördert und in dessen Zeitschrift Das Mittelalter veröffentlicht.
- Die europäische mittelalterliche Geschichte in der Geschichtswissenschaft.
- Die Archäologie, insbesondere die sogenannte „Stadtarchäologie“ zur Erforschung der Lebensverhältnisse der mittelalterlichen Städte und Siedlungsformen.
- Die Germanistische Mediävistik („Altgermanistik“) ist als Teilgebiet der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaften die Wissenschaft der deutschen Sprache und Literatur des Mittelalters bis zur frühen Neuzeit (ca. 700–1500). Entsprechend sind auch die Sprach- und Literaturwissenschaften der anderen europäischen mittelalterlichen Volkssprachen sowie die Philologie des Mittellateins Teil der Mediävistik.
- Die kunstwissenschaftliche Erforschung der mittelalterlichen Buchkunst, Malerei, Plastik und Architektur.
Auch historische Hilfswissenschaften wie Paläografie, Kodikologie, Sphragistik, Numismatik und Heraldik sind für die Mediävistik bedeutsam. Bernd Schneidmüller stellte 2005 in der mediävistischen Geschichtswissenschaft eine Wendung von der Verfassungsgeschichte zur Geschichte politischer Ordnungen und Identitäten fest.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Borgolte: Europa im Bann des Mittelalters. Wie Geschichte und Gegenwart unserer Lebenswelt die Perspektiven der Mediävistik verändern. In: Jahrbuch für Europäische Geschichte. 6, 2005, S. 117–135.
- Philippe Buc, Hans W. Goetz, Anne M. Helvétius, Hans-Werner Goetz (Hrsg.): Die Aktualität des Mittelalters (= Herausforderungen, Historisch-politische Analysen. Band 10). Winkler, Bochum 2000, ISBN 3-930083-54-X.
- D. Buschinger (Hrsg.): Histoire et litterature au moyen age. Actes du colloque Amiens, mars 1985. Kümmerle Verlag, Göppingen 1991 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 546), ISBN 3-87452-787-5.
- Peter Dinzelbacher (Hrsg.): Sachwörterbuch der Mediävistik (= Kröners Taschenausgabe. Band 477). Kröner, Stuttgart 1992, ISBN 3-520-47701-7.
- Hans-Werner Goetz, Jörg Jarnut (Hrsg.): Mediävistik im 21. Jahrhundert. Stand und Perspektiven der internationalen und interdisziplinären Mittelalterforschung (= MittelalterStudien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens, Paderborn. Band 1). Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3888-9 (Digitalisat).
- Hans-Werner Goetz: Moderne Mediävistik. Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, ISBN 3-534-14121-0.
- Peter Moraw, Rudolf Schieffer (Hrsg.): Die deutschsprachige Mediävistik im 20. Jahrhundert (= Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte. Vorträge und Forschungen. Band 62). Thorbecke, Ostfildern 2005, ISBN 3-7995-6862-X (Digitalisat).
- Thomas Marschler: Aufgabe und Selbstverständnis theologischer Mediävistik aus der Perspektive katholischer Dogmatik. In: Archa Verbi. 7, 2010 S. 105–124.
- Anne Christine Nagel: Im Schatten des Dritten Reichs. Mittelalterforschung in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1970 (= Formen der Erinnerung. Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 978-3-525-35583-1.
- Hedwig Röckelein: Impulsreferat „Vormoderne“ („Mittelalter“). In: zeitenblicke. Band 4, Nr. 1, (9. März) 2005 (Link) – Abriß der Mittelalterforschung bis 2005.
- Meinolf Schumacher: Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-19603-6.
- Ruth Weichselbaumer: Mittelalter virtuell. Mediävistik im Internet. Hirzel, Stuttgart 2005, ISBN 3-7776-1361-4.
- Lexikon des Mittelalters. 9 Bände. München 1980–1998.
- Dictionary of the Middle Ages. 13 Bände. New York 1982–1989.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wiktionary: Mediävistik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Literatur von und über Mediävistik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- mediaevum.de
- Liste der Mediävistik-Forschungszentren
- Klaus Ridder (Hrsg.): Mediävistik Lernmodule: Informationshandbuch Mediävistik, Mittelhochdeutsche Grammatik und Metrik
- Handschriftenportal
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bernd Schneidmüller: Von der deutschen Verfassungsgeschichte zur Geschichte politischer Ordnungen und Identitäten im europäischen Mittelalter. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 53, 2005, 485–500.