Morphosys

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MorphoSys AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006632003
Gründung 1992
Sitz Planegg, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Arkadius Pichota (CEO)
  • Lukas Gilgen (CFO)[1]
Mitarbeiterzahl 524 (2023)[2]
Umsatz 283,3 Mio. Euro (2023)[2]
Branche Biotechnologie
Website www.morphosys.de
Stand: 31. Dezember 2023

Die Morphosys AG (Eigenschreibweise MorphoSys) ist ein 1992 gegründetes biopharma­zeutisches Unternehmen mit Sitz in Planegg bei München. Es wurde 2024 durch den Schweizer Pharmakonzern Novartis übernommen,[3][4] der im Dezember 2024 bekannt gab, alle Morphosys-Standorte bis Ende 2025 aufzugeben und verbleibende Aktivitäten unter dem eigenen Namen zu führen.[5]

Das Unternehmen verfügt über verschiedene Antikörper-, Protein- und Peptid-Technologien, die es zur Erforschung und Entwicklung sowohl eigener als auch verpartnerter Arzneimittelkandidaten einsetzt.[6][7] Zur Gesellschaft gehört ein hundertprozentiges Tochterunternehmen in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts.[8]

Die Aktie der Gesellschaft war Bestandteil von SDAX und TecDAX und an der Frankfurter Wertpapierbörse wie auch an der US-amerikanischen Börse NASDAQ notiert.[9]

Die wichtigste Technologie von Morphosys ist eine Antikörper-Bibliothek namens HuCAL®, die von Wissenschaftlern zur Herstellung von menschlichen Antikörpern genutzt wird. Diese Sammlung umfasst mehr als zehn Milliarden verschiedene humane Antikörper in Form einer Phagen-Display-Bank. Morphosys stellt mehreren Partnerunternehmen gegen Lizenzgebühren die HuCAL®-Bibliothek entweder für die Entwicklung therapeutischer Wirkstoffe auf Basis monoklonaler Antikörper oder zu Forschungszwecken zur Verfügung. Mit Tremfya® (Guselkumab) befindet sich ein Medikament auf Basis der HuCAL®-Technologie auf dem Markt. Tremfya wurde unter Verwendung von MorphoSys' firmeneigener Antikörpertechnologie HuCAL® generiert und erhielt im Jahr 2017 die Marktzulassung zur Behandlung von Schuppenflechte.

Morphosys erhält bei den der Medikamentenentwicklung dienenden Partnerschaften zudem Meilensteinzahlungen bei der Erreichung bestimmter Entwicklungsziele (beispielsweise Lieferung eines Antikörpers gegen ein vorgegebenes Zielmolekül, Beginn der klinischen Prüfung mit einem HuCAL®-Antikörper, Zulassung als Medikament). Diese Meilensteinzahlungen summieren sich je Wirkstoff-Projekt auf insgesamt rund 10 Mio. US-Dollar. Je weiter fortgeschritten ein Projekt in der Entwicklung ist, desto höher fallen die einzelnen Zahlungen üblicherweise aus. An den Umsätzen mit fertig entwickelten Medikamenten aus den Projekten wird Morphosys ebenfalls beteiligt.

Zu Morphosys’ Partnerunternehmen gehörten folgende internationale Pharmakonzerne:

Im Januar 2005 übernahm Morphosys die britische Biogenesis-Gruppe für 5,25 Mio. GBP (etwa 6,3 Mio. Euro). Im Januar 2006 übernahm Morphosys die britische Serotec-Gruppe für 20 Mio. GBP (etwa 24 Mio. EUR). Mit der Verschmelzung der beiden Marken zu AbD Serotec stieg Morphosys nach eigenen Angaben zum größten Anbieter von Antikörpern für die Forschung in Europa auf. Im Dezember 2012 übernahm die kalifornische Biotechnologiefirma Bio-Rad Laboratories die Forschungs- und Diagnostik-Sparte AbD Serotec gegen Zahlung von 48 Mio. Euro plus einer Lizenzzahlung für den Einsatz der HuCAL®-Technologie.[10] Im Oktober 2010 übernahm Morphosys die in Puchheim ansässige private Sloning Biotechnologie GmbH für 19 Mio. Euro. Im Mai 2015 übernahm Morphosys das niederländische Unternehmen Lanthio Pharma BV. Lanthio war das erste Unternehmen, an welchem sich Morphosys zuvor mit Eigenkapital beteiligt hatte. Im Rahmen einer Serie-A-Finanzierungsrunde hatte Morphosys 2012 rund 20 % von Lanthio erworben.[11] Am 2. Juni 2021 wurde bekannt gegeben, dass Morphosys den amerikanischen Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals für 1,7 Mrd. Dollar übernehmen wird.[12] Das Volumen dieser Übernahme entsprach gut 70 % der Marktkapitalisierung von Morphosys zu diesem Zeitpunkt.

2024 übernahm Novartis Morphosys für 2,7 Milliarden Euro, entsprechend 68 Euro pro Aktie. Im Juni 2024 gab Novartis bekannt, knapp 90 % der Morphosys-Anteile erworben zu haben.[13] Ende August 2024 wurde die Übernahme abgeschlossen.[4] Im Herbst 2024 nahm Novartis eine Wertberichtigung um 800 Millionen Euro vor und kündigte an, Morphosys bis Ende 2025 schließen zu wollen.[5]

Forschung und Entwicklung

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Im Dezember 2019 verfügte Morphosys über 116 Medikamentenkandidaten (zwölf firmeneigene und 104 mit Partnern betriebene Programme), von denen sich 28 in der klinischen Entwicklung befanden.[9][7]

Tafasitamab (MOR208, Minjuvi®) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen CD19, klinisch für die Behandlung von B-Zell-Malignomen untersucht wurde[14][15] und 2021 seine Zulassung als Arzneimittel in der Europäischen Union erhielt.[16] Tafasitamab wird oder wurde in mehreren klinischen Studien allein und in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten geprüft.[9][7][15]

Insgesamt wurden mit Stand 2010 sechs eigene Medikamente und über 65 von Partnerunternehmen auf Basis der HuCAL-Technologie entwickelt.[17]

Am 2. März 2023 gab die Morphosys AG bekannt, dass das Unternehmen seine präklinischen Forschungsprogramme beenden und alle damit verbundenen Aktivitäten einstellen werde. Begründet wurde dieser Schritt mit Herausforderungen des Pharma-Marktes, durch den das Unternehmen gezwungen sei, seine Kostenstruktur zu optimieren und alle Ressourcen stärker auf Onkologie-Produkte im mittleren bis späten Entwicklungsstadium zu konzentrieren.[18]

Die Produktprogramm Tafasitamab wurde im Februar 2024 an die Firma Incyte verkauft.[2]:58 Das 2024 noch in Entwicklung befindliche Myelofibrose-Medikament Pelabresib soll sich als nicht so wirksam erwiesen haben wie erhofft.[5]

Morphosys entwickelte eine Reihe von Antikörpertechnologien, die es sowohl für seine firmeneigenen Programme als auch für Partnerprogramme einsetzte.

Die wichtigste Technologie von Morphosys war HuCAL (Human Combinatorial Antibody Library), eine Sammlung von mehr als zehn Milliarden ausschließlich menschlicher Antikörper in Form einer Phagen-Display-Datenbank und eines Systems zu deren Optimierung.[19]

Geschäftszahlen

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Mehrjahresvergleich
Jahr 2012
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2013
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2014
[20]
2015
[21]
2016
[22]
2017
[23]
2018
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2019
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2020
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2021
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2022
[2]
2023
[2]
Umsatz (Mio. Euro) 64,9 78,0 64,0 106,2 49,7 66,8 76,4 71,8 327,7 179,6 278,3 283,3
Konzernergebnis (Mio. Euro) 1,9 13,3 −3,0 17,2 −59,9 −67,6 −59,1 −107,9 27,4 −514,5 −151,1 −189,7
Mitarbeiter am Jahresende (Anzahl) 421 299 329 365 345 326 329 426 615 732 629 524

Einzelnachweise

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  1. Ad hoc: Arkadius Pichota und Lukas Gilgen unter Ersetzung des bisherigen CEO und CFO zum Vorstand der MorphoSys AG ernannt. In: morphosys.com. 6. Juni 2024, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juni 2024; abgerufen am 19. Dezember 2024: „Amtsniederlegung … Aufsichtsratsmitglied[er] Marc Cluzel … Vorstandsmitgliedschaft von Jean-Paul Kress und Lucinda Crabtree hat heute geendet“
  2. a b c d e f Geschäftsbericht 2023. (PDF; 10 MB) In: morphosys.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2024; abgerufen am 16. August 2024.
  3. Novartis to strengthen oncology pipeline with agreement to acquire MorphoSys AG for EUR 68 per share or an aggregate of EUR 2.7bn in cash, Corporate Site Novartis vom 5. Februar 2024, abgerufen am 24. Februar 2024
  4. a b MorphoSys-Übernahme abgeschlossen, Münchner Merkur vom 1. September 2024, abgerufen am 21. November 2024
  5. a b c Jürgen Salz: Hunderte Arbeitsplätze betroffen: Novartis schließt Morphosys. In: WirtschaftsWoche. 19. Dezember 2024, abgerufen am 20. Dezember 2024.
  6. Pipeline. In: morphosys.de. 9. Oktober 2014, abgerufen am 7. Mai 2020.
  7. a b c 20-F 2019. In: sec.gov. Abgerufen am 7. Mai 2020 (englisch).
  8. MorphoSys US Inc. 24. Juli 2018, abgerufen am 7. Mai 2020.
  9. a b c d e Geschäftsbericht 2019. (PDF) In: morphosys.de. Abgerufen am 13. August 2021.
  10. Bio-Rad übernimmt AbD Serotec. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2013; abgerufen am 10. Januar 2013.
  11. BIOCOM AG: Transkript: Morphosys kauft Lanthio. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. September 2015; abgerufen am 28. September 2015.
  12. Morphosys will US-Krebsspezialisten für 1,7 Milliarden Dollar übernehmen. In: handelsblatt.com. 2. Juni 2021, abgerufen am 2. Juni 2021.
  13. Acquisition > MORPHOSYS AG. Solactive AG, Frankfurt, 5. Juni 2024, abgerufen am 20. Dezember 2024 (englisch).
  14. Firmeneigene Antikörper. In: morphosys.de. Abgerufen am 8. Mai 2020.
  15. a b MOR208 (Tafasitamab). In: morphosys.de. Abgerufen am 8. Mai 2020.
  16. Pharm. Ztg. (online), Arzneistoffprofil Tafasitamab. Abgerufen am 14. Oktober 2024.
  17. Antikörper-Pipeline: Überblick. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2010; abgerufen am 20. Mai 2010.
  18. Morphosys beendet präklinische Forschungsaktivitäten. Abgerufen am 2. März 2023.
  19. HuCaL. MorphoSys, abgerufen am 7. Mai 2020.
  20. a b c MorphoSys AG: Geschäftsbericht 2014. (PDF) Abgerufen am 30. Dezember 2015.
  21. MorphoSys AG: Geschäftsbericht 2015. (PDF) Abgerufen am 8. April 2016.
  22. Geschäftsbericht 2016. (PDF pfd) Morphosys AG, abgerufen am 15. November 2018.
  23. Geschäftsbericht 2017. (PDF) MorphoSys AG, abgerufen am 15. November 2018.
  24. Geschäftsbericht 2020. Abgerufen am 18. August 2021.