Psalter Ludwigs des Deutschen
Der Psalter Ludwigs des Deutschen ist eine karolingische Bilderhandschrift, die zwischen 820 und 826 im nordfranzösischen Kloster Saint-Bertin im Auftrag des Kaisers Ludwig I. (des Frommen) (778–840) anlässlich der Königserhebung seines Sohnes Ludwig II. (des Deutschen) (um 806–876) im Osten des Reiches entstand. Der Rat, diese Handschrift anzufertigen, kam mit großer Sicherheit von Fridugisus († 834), Erzkanzler des Kaisers und gleichzeitig Abt der bedeutenden Reichsklöster Sankt Martin in Tours und Saint-Bertin.
Der Buchschmuck des Psalters ist stark von der insularen Buchmalerei beeinflusst. Der Codex ist der früheste Vertreter der sogenannten franko-sächsischen Schule, die sich im heutigen Nordfrankreich entwickelte und von der höfischen karolingischen Buchmalerei deutlich unterschied.
Der Codex umfasst 120 Pergamentblätter, sein Format beträgt 29,5 × 23,5 cm. Für die Anfertigung wurden die Häute von 60 Lämmern oder jungen Schafen verwendet. Die mehrfarbigen Rahmen und Initialen der durchgängig als Zierseiten gestalteten Blätter sind opulent mit Gold verziert. Die Farben sowie Tier- und Pflanzenmotive (Adler, Drachen, Bäume, Blumen und Blätter) sind ebenso wie die Auswahl des Textes – der Psalter des alttestamentlichen Königs David – auf das Sakralkönigtum des jungen Regenten abgestimmt.
Im neu entstehenden Ostfrankenreich (nach der Reichsteilung 843) spielte der repräsentative Codex eine bedeutende Rolle als „Königsbuch“ der Karolingerdynastie. Er befand sich Ende des 9. Jahrhunderts in Händen des ostfränkischen Königs und späteren Kaisers Arnolf von Kärnten (um 850–899) in Regensburg. 1536 wurde das wertvolle Buch im Umfeld der ottonischen Damenstifte Rellinghausen (bei Essen) oder Vreden (Münsterland) aufgefunden. Anfang des 17. Jahrhunderts kam es in den Besitz der Kurfürsten von Brandenburg und befindet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Florentine Mütherich, Joachim E. Gaehde: Karolingische Buchmalerei. Prestel, München 1979, ISBN 3-7913-0395-3, S. 66–67.
- Peter van den Brink, Sarvenaz Ayooghi (Hrsg.): Karl der Große – Charlemagne. Karls Kunst. Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20. Juni bis 21. September 2014 im Centre Charlemagne, Aachen. Sandstein, Dresden 2014, ISBN 978-3-95498-093-2, S. 253–255 (m. Lit.).
- Jürgen Geiß-Wunderlich: Der Psalter Ludwigs des Deutschen. Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Ms. theol. lat. fol. 58. Kommentar. ADEVA, Graz 2021 (Codices selecti 124), ISBN 978-3-201-02057-2 (m. Lit.).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Digitalisat in der Bibliotheca Laureshamensis digital
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ms. theol. lat. fol. 58