Abdul Ghani Baradar

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Abdul Ghani Baradar (2020)

Mullah Abdul Ghani Baradar (paschtunisch عبدالغني برادر; * 1968 in Weetmak, Deh Rahwod District, Uruzgan)[1], auch Mullah Baradar Akhund genannt, ist ein afghanischer Führer der Taliban und deren Mitbegründer.[2][3] Er war der Stellvertreter von Mullah Mohammed Omar und Mitglied der Quetta Shura. 2009 wurde er als der De-facto-Führer der Taliban angesehen.[4] Statt Regierungschef wurde er 2021 mit Abdul Salam Hanafi und Abdul Kabir Stellvertretender Regierungschef.

Baradar ist ein Durrani und Paschtune vom Stamm der Popalzai.[5] Baradar kämpfte im sowjetisch-afghanischen Krieg[6] und wurde später einer der Gründer der Taliban.[7]

Während der Zeit des Islamischen Emirats Afghanistan war er Gouverneur von Herat und Nimrus.[8][9]

Ein Dokument des Außenministeriums der Vereinigten Staaten listete ihn als Deputy Chief of Army Staff and Commander of Central Army Corps in Kabul[10], während Interpol behauptet, er sei stellvertretender Verteidigungsminister der Taliban gewesen.[1]

Berichte über seinen Tod bei einem Luftangriff in der Provinz Helmand am 30. August 2007[11][12] erwiesen sich als falsch. Er wurde am 8. Februar 2010 durch Inter-Services Intelligence und CIA in Karatschi, Pakistan festgenommen.[13] Ein Talibankommandeur bestätigte seine Gefangenschaft gegenüber der Presse, behauptete aber, er sei bei der Operation Muschtarak in Helmand gefangen genommen worden.[14] Ein anderer Sprecher widersprach der Gefangennahme.[15]

Am 10. September 2013 gab der pakistanische Nationale Sicherheits- und außenpolitische Berater Sartaj Aziz bekannt, dass Baradar freikommen werde, sich aber weiter in Pakistan aufhalten müsse. Damit sollte der „afghanische Versöhnungsprozess“ unterstützt werden.[16]

Am 25. Oktober 2018 wurde er schließlich auf Drängen der USA in Pakistan freigelassen.[17] Die US-Regierung sah in ihm einen moderaten Verhandlungsführer der Taliban, der zum Friedensprozess in Afghanistan beitragen könne. Am 29. Februar 2020 unterzeichnete er als Vertreter der Taliban in Doha, Katar, den Abzugsplan der US-Truppen aus Afghanistan. Direkte Verhandlungen mit der afghanischen Regierung sollten folgen.[18]

Im August 2021 eroberten die Taliban Afghanistan.[19] Nach der Flucht des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani am 15. August 2021 soll Baradar den Taliban zufolge am 17. August nach Afghanistan zurückgekehrt sein; er wurde als möglicher Präsident genannt.[20][21] Im September 2021 wurde Mohammed Hassan Achund zum Interimspremierminister ernannt.[22]

Am 7. Januar 2022 forderte Bardar „Die Welt muss die afghanische Bevölkerung ohne politische Voreingenommenheit unterstützen und ihre humanitäre Pflicht erfüllen“ und „An vielen Orten haben die Menschen jetzt keine Lebensmittel, Unterkunft, warme Kleidung oder Geld.“ Es war der erste Talibanführer, der sich mit einem Hilfsappell an die internationale Gemeinschaft wandte.[23]

Am 15. September 2021 befand sich Baradar auf der Liste der 100 Most Influential People in 2021 des Time Magazin.[24]

Commons: Abdul Ghani Baradar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Terror Cops. Simon and Schuster Pocket Books, 5. August 2010, abgerufen am 30. Januar 2014.
  2. Machtübernahme in Afghanistan: Was über die Anführer der Taliban bekannt ist. 17. August 2021, abgerufen am 17. August 2021.
  3. Profile: Mullah Abdul Ghani Baradar. 17. Februar 2010 (bbc.co.uk [abgerufen am 17. August 2021]).
  4. Ron Moreau: America’s New Nightmare. Newsweek, 25. Juli 2009, abgerufen am 16. Februar 2010.
  5. Antonio Giustozzi: Koran, Kalashnikov, and laptop: the neo-Taliban insurgency in Afghanistan. Columbia University Press, 2008, ISBN 978-0-231-70009-2, S. 47.
  6. Matthew Green: Taliban strategist was seen as future negotiator. Financial Times, 16. Februar 2010, abgerufen am 16. Februar 2010.
  7. Profile: Mullah Abdul Ghani Baradar. In: BBC News. 16. Februar 2010, abgerufen am 16. Februar 2010.
  8. The Hunt For Bin Laden. In: TIME. 26. November 2001, abgerufen am 16. Februar 2010.
  9. Ludwig W. Adamec: Volume 30 of Historical dictionary of Afghan wars, revolutions, and insurgencies. Rowman & Littlefield, 2005, ISBN 0-8108-4948-8, S. lxxxiii (Books [abgerufen am 30. Januar 2014]).
  10. B1, 1.4(D). (PDF; 827 kB) Außenministerium der Vereinigten Staaten, abgerufen am 16. Februar 2010.
  11. Top Taliban Commander Killed In Southern Afghanistan. Radio Free Europe/Radio Liberty, 30. August 2007, abgerufen am 16. Februar 2010.
  12. Top Taliban Leader Killed in Afghanistan. In: ABC News. 30. August 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2010; abgerufen am 16. Februar 2010.
  13. Mark Mazzetti, Dexter Filkins: Secret Joint Raid Captures Taliban’s Top Commander. In: The New York Times. 16. Februar 2010, abgerufen am 16. Februar 2010.
  14. Afghanistan’s Taliban Confirm Capture of Number-Two Commander. Bloomberg, 15. Februar 2010, abgerufen am 5. Januar 2014.
  15. Report: Taliban's top military commander captured. Associated Press, 15. Februar 2010, abgerufen am 5. Januar 2014.
  16. Pakistan will Vizechef der Taliban freilassen. derstandard.at, 10. September 2013, abgerufen am 30. Januar 2014.
  17. Pakistan frees Taliban co-founder. Abgerufen am 9. Mai 2020.
  18. Afghan conflict: Trump hails deal with Taliban. Abgerufen am 9. Mai 2020.
  19. Afghanistan: Außenminister Heiko Maas (SPD) räumt Fehler ein. In: Der Spiegel. Abgerufen am 16. August 2021.
  20. Axios: Taliban says co-founder Abdul Ghani Baradar has arrived in Afghanistan. Abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  21. Christian Meier: Afghanistan: Mullah Baradar ist wieder da. In: FAZ.NET. 18. August 2021, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 18. August 2021]).
  22. Hardliners get key posts in new Taliban government. In: BBC News. 7. September 2021 (bbc.com [abgerufen am 8. September 2021]).
  23. Vize-Chef der Taliban richtet Hilfsappell an internationale Gemeinschaft. In: Täglicher Anzeiger. (tah.de [abgerufen am 8. Januar 2022]).
  24. Ahmed Rashid: Abdul Ghani Baradar: The 100 Most Influential People of 2021. In: time.com. Time, 15. September 2021, archiviert vom Original am 15. September 2021; abgerufen am 8. Januar 2022 (englisch).