Murmelgruppe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Murmelphase)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Murmelgruppe (auch Murmelmethode, Tuschelgruppe, engl. buzz group) ist eine kooperative und aktivierende Lehr-Lern-Methode, bei der in der Regel zwei Lernende in einer sogenannten Murmelphase ein Thema bearbeiten bzw. sich zu einem Thema austauschen. Diese Methode wird in allen Bildungsbereichen angewendet.[1]

Eine Murmelgruppe wird eingesetzt, um möglichst viele Lernende in kurzer Zeit (meist 2 bis 5 Minuten) zu aktivieren.[2] Sie ist für Lerngruppen ganz unterschiedlicher Größe geeignet.[3] Die Lernenden erhalten eine Frage- bzw. Aufgabenstellung, die sie in der Regel zu zweit bearbeiten; dies geschieht üblicherweise mit der Sitznachbarin bzw. dem Sitznachbarn, um die Bearbeitung ohne Zeitverzug starten zu können. Die Lernenden wiederholen bestimmte Inhalte, aktivieren ihr Vorwissen oder entwickeln neue Ideen.[4] Beispielsweise erhalten die Lernenden die Gelegenheit, über eine Frage oder eine Bemerkung, die zuvor im Unterricht aufgetaucht ist, innerhalb der Murmelgruppe miteinander zu sprechen. An die eigentliche Murmelphase kann sich auch eine Sammlung von Beiträgen anschließen.[5]

Der Ablauf einer Murmelgruppe ist wie folgt:

Aufgabenstellung
Zu Beginn formuliert die Lehrperson eine Frage bzw. einen Diskussionsauftrag.
Gruppenbildung und Murmelphase
Die Lernenden werden aufgefordert, mit der Sitznachbarin bzw. dem Sitznachbarn eine Kleingruppe zu bilden und die Frage- bzw. Aufgabenstellung zu besprechen. Dazu haben sie wenige Minuten Zeit.
Abfrage der Arbeitsergebnisse
Abhängig von der jeweiligen Gruppengröße lassen sich die Arbeitsergebnisse exemplarisch oder vollständig einholen.[6]

Eine grundlegende Funktion der Murmelgruppe besteht darin, möglichst alle Lernenden in die aktive Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand zu bringen.[7] Darüber hinaus werden Murmelgruppen für unterschiedliche Zwecke im Unterrichtsgeschehen eingesetzt:

  • Wiederholung/Zusammenfassung: Die Lernenden können beispielsweise am Beginn eines Lernabschnitts aufgefordert werden, die Inhalte des letzten Abschnitts Revue passieren zu lassen: Was war wichtig? Was ist noch zu klären?
  • Aktivierung von Vorwissen: Lernprozesse können unterstützt werden, indem sich die Lernenden beim Einstieg in ein neues Thema ihr Vorwissen vergegenwärtigen: Was weiß ich schon über ...? Was fällt mir dazu bereits ein?
  • Beteiligung: Die Lernenden können sich im Gespräch mit dem Lernpartner dem jeweiligen Unterrichtsgegenstand nähern.[8] Dies kann es den Lernenden erleichtern, sich im Unterricht zu beteiligen. „Dieses ‚Vorerproben‘ der eigenen Ideen am Partner führt erfahrungsgemäß zur stärkeren Beteiligung in der Breite und zu deutlich mehr Wortmeldungen.“[9]
  • Hemmschwellen für Beteiligung senken: Die Geräuschkulisse bei der Methode „Murmelgruppe“ erleichtert es den eher introvertierten Lernenden sich zu beteiligen.[10]
  • Ideenfindung: Die Murmelgruppe wird als eine Kurzform des Brainstormings eingesetzt. Welche Möglichkeiten gibt es ...? Welche Ideen haben Sie. um ...?
  • Kognitive Konflikte erzeugen: Lernende dabei unterstützen, die eigenen Fehlkonzepte zu entdecken und zu überwinden.[11]
  • Rückmeldung über den aktuellen Lernstand (sowohl für die Lernenden als auch für die Lehrperson): Durch das Setting können die Lernenden ihr Verständnis des Stoffes überprüfen. In kleinen Gruppen sind sie zudem eher bereit, eigene Verständnisprobleme anzusprechen.[12]
Portal: Hochschullehre – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Hochschullehre

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Franz Waldherr, Claudia Walter (Hrsg.): didaktisch und praktisch - Methoden und Medien für die Präsenz- und Onlinelehre. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2021. Schäffer Poeschel, Stuttgart, ISBN 978-3-7910-5307-3, S. 50 ff.
  2. Peter Cantillon: Teaching large groups. In: The BMJ. Band 326, Nr. 7386, 22. Februar 2003, ISSN 0959-8138, S. 437, doi:10.1136/bmj.326.7386.437, PMID 12595386, PMC 1125317 (freier Volltext).
  3. Tobina Brinker, Eva-Maria Schuhmacher: Digital, analog und hybrid befähigen. 1. Auflage. hep, Bern 2022, ISBN 978-3-0355-2043-9, S. 233.
  4. Barbara E. Meyer, J. Antosch-Bardohn, M. Beckmann, B. Beege, C. Frauer, A. Hendrich, C. Hübner, N. Primus: Interaktive Lehr-/Lernmethoden näher erläutert. (PDF) In: Der Münchener Methodenkasten. Sprachraum eG, 2018, abgerufen am 6. Mai 2023.
  5. Klaus Konrad: Lernen lernen - allein und mit anderen; Konzepte, Lösungen, Beispiele. Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-04985-0, S. 86, 427, doi:10.1007/978-3-658-04986-7.
  6. Werner Stangl: Murmelgruppen. In: Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Werner Stangl, 2023, abgerufen am 6. Mai 2023.
  7. Martin Lehner: Mini-Aufgaben. 1. Auflage. UTB/Haupt, Bern 2022, ISBN 978-3-8252-5889-4.
  8. Kirsten Heckmann, Friedhelm Padberg: Unterrichtsentwürfe Mathematik Sekundarstufe I (= Friedhelm Padberg [Hrsg.]: Mathematik Primarstufe und Sekundarstufe I + II. Nr. 50). Springer Spektrum, Berlin / Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8274-2933-9, S. 285, doi:10.1007/978-3-8274-2934-6_8.
  9. Bärbel Barzel, Lars Holzäpfel, Timo Leuders, Christine Streit: Mathematik unterrichten: Planen, durchführen, reflektieren. 1. Auflage. Cornelsen Scriptor, Berlin 2011, ISBN 978-3-589-23151-5, S. 36.
  10. Susann Beyer, Henriette Greulich: Murmelgruppe (buzz group). (PDF) In: Technische Universität Dresden: Methodenpool - Ideensammlung für die Gestaltung von Lehre und Lernen. Abgerufen am 4. Mai 2023.
  11. Rosalind Driver: Changing conceptions. In: Adolescent development and school science. 1989, S. 79–99.
  12. David Jaques: Teaching small groups. In: The BMJ. Band 326, Nr. 7387, 1. März 2003, ISSN 0959-8138, S. 493, doi:10.1136/bmj.326.7387.492, PMID 12609949, PMC 1125374 (freier Volltext).