Nachrichten Kaserne
Nachrichten Kaserne | |||
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Haupttor der Nachrichten Kaserne in Heidelberg | |||
Land | Deutschland | ||
Gemeinde | Heidelberg-Rohrbach | ||
Koordinaten: | 49° 22′ 32″ N, 8° 41′ 9″ O | ||
Eröffnet | 1937 bis 1939 | ||
Eigentümer | BImA | ||
Alte Kasernennamen | |||
1937–1945 | Nachrichtenkaserne | ||
Lage der Nachrichten Kaserne in Baden-Württemberg |
Die Nachrichten Kaserne ist eine ehemalige Kaserne in Heidelberg, die zuletzt ein Militärhospital der US-amerikanischen Streitkräfte beherbergte. Sie steht seit September 2013 für eine zivile Nutzung zur Verfügung. Die getrennte Schreibweise entspricht der zuletzt verwendeten offiziellen amerikanischen Benennung,[1] vor allem im historischen Kontext ist auch die Schreibvariante „Nachrichtenkaserne“ anzutreffen. Aufgrund ihrer langjährigen Nutzung als Krankenhaus wird sie oft einfach als „U.S. Hospital“ bezeichnet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nachrichtenkaserne entstand zwischen 1937 und 1939 am südlichen Ortsrand des Stadtteils Rohrbach, als dritte von drei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu erbauten Kasernen in Heidelberg, nach der Neuen Kaserne, später Grenadierkaserne und Patton Barracks benannt, aus dem Jahre 1903[2] sowie der ebenfalls 1937 errichteten Großdeutschlandkaserne, den späteren Campbell Barracks.[3] Zunächst waren dort Nachrichtentruppen untergebracht, die aber bereits im September 1939 zum Kriegseinsatz an die Front beordert wurden. Anschließend wurden insbesondere Infanterieeinheiten in der Kaserne stationiert, im Jahre 1941 diente sie vorübergehend über einen Zeitraum von neun Monaten als Lazarett.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle drei Kasernen von den US-amerikanischen Streitkräften übernommen. In der Nachrichtenkaserne wurde ein Militärkrankenhaus eingerichtet, zunächst durch das 103. Evacuation Hospital. Dieses wurde bereits im August 1945 durch das 130. Station Hospital, welches aus dem französischen Le Havre anrückte, ersetzt. Ein erster prominenter Patient war General George S. Patton, der am 9. Dezember 1945 einen schweren Autounfall in Mannheim-Käfertal erlitten hatte. An dessen Folgen starb er wenige Tage später, am 21. Dezember, in Heidelberg. Um 1957 wurde das Krankenhaus mit einem Neubau erweitert.
Im Sommer 2008 wurde, als Folge des Truppenabbaus der amerikanischen Streitkräfte der stationäre Betrieb (hospital) eingestellt, der ambulante (clinic) blieb vorläufig erhalten.[4] Im Sommer 2013 wurde der Gesamtkomplex geschlossen[5] und Ende September 2013[6] an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben.
Ab 1997 bis zu ihrer Schließung war in der Kaserne auch das Europe Regional Medical Command (ERMC) stationiert, dem insgesamt 31 medizinische Einrichtungen in Deutschland, Belgien und Italien unterstanden. Das ERMC wurde anschließend auf das Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes Sembach verlegt[7] in der Pfalz, der 2010 von der amerikanischen Luftwaffe zur Armee wechselte und seither als Sembach Kaserne firmiert. Weitere Einheiten wie das Europe Regional Veterinary Command (ERVC), das für die Hundestaffeln der amerikanischen Armee verantwortlich zeichnete und auch für weitere veterinärmedizinische Aufgaben zuständig war, und das zahnmedizinische Europe Regional Dental Command (ERDC) wurden im Wesentlichen in Standorte im Raum Kaiserslautern verlegt.[8]
Zukunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die künftige zivile Nutzung bestehen verschiedene Konzepte, die tatsächliche Umsetzung wird von einer Bürgerbeteiligung begleitet werden. Von Seiten der Stadtverwaltung wird ein städtebaulicher Wettbewerb angedacht. Die Fläche umfasst 9,3 ha, damit ist die Nachrichten Kaserne, nach der Radio Relay Station auf dem Königstuhl, der zweitkleinste der für eine Konversion vorgesehenen, ehemals militärisch genutzten Komplexe der Stadt. Die Zahl der Gebäude wird je nach Quelle zwischen 14 und 26 angegeben. Bedingt durch die ehemalige Nutzung als Krankenhaus ist auf dem Gelände ein Hubschrauberlandeplatz vorhanden.
Denkmalschutz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mehrere Gebäude des Komplexes stehen, zumindest in Teilen, unter Denkmalschutz, darunter die 1940 errichtete Reithalle. Sie wurde in den 1960er-Jahren zu einem als Wilson Theater bezeichneten Veranstaltungssaal mit Bühne umgebaut und in den Jahren 2009 bis 2011 aufwendig restauriert. Bemerkenswert ist die Dachkonstruktion, das einzige Beispiel in Baden für die Verwendung von Hetzer-Bindern, einem Vorläufer heute verwendeter Holzleimbinder und benannt nach dem Erfinder Karl Friedrich Otto Hetzer. Die Halle ist als Kulturdenkmal nach § 2 des Denkmalschutzgesetzes Baden-Württemberg eingestuft.[9][10] Gemeinsam mit der Exerzierhalle, die zuletzt als Sporthalle fungierte und eine ähnliche Dachkonstruktion aufweist, ist sie für die Aufnahme in die Denkmaltopographie vorgesehen.[11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- E. R. Whitehurst: Our Army hospitals. 130th Station Hospital, Heidelberg. In: Medical Bulletin. Bd. 2, Nr. 2, Februar 1947, S. 31–35. (Digitalisat auf der Website der Stimson Library der U.S. Army Academy of Health Sciences; PDF-Datei, 852 kB)
- Steffen Blatt: Konversion: Unterwegs auf dem Hospital-Gelände. (mit Video) In: Rhein-Neckar-Zeitung. 16. November 2013.
- Simone Jacob: Betreutes Wohnen oder Schule? In: Mannheimer Morgen. 16. November 2013.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- US-Hospital: Informationen zur Konversion und virtueller Rundgang ( vom 9. Januar 2014 im Internet Archive) auf der Website der Stadt Heidelberg
- Informationen über das U.S. Hospital auf der Website des Eigentümers, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
- Historische Bilder und Pläne der Einrichtungen der US-amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg und Umgebung.
- Seite der mittlerweile geschlossenen Klinik ( vom 24. Juni 2013 im Internet Archive) auf der Website des U.S. Army Medical Department (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Siehe auch dieses Photo vom Eingangsbereich, abgerufen am 16. November 2013.
- ↑ Zeitleiste 1900–1933 auf der Website des Heidelberger Geschichtsvereins, abgerufen am 16. November 2013.
- ↑ Zeitleiste 1933–1945 auf der Website des Heidelberger Geschichtsvereins, abgerufen am 16. November 2013.
- ↑ Nancy Montgomery: Heidelberg Hospital to convert to clinic. In: Stars and Stripes. 24. Januar 2008, abgerufen am 16. November 2013 (englisch)
- ↑ Matt Milham: Nachrichten Kaserne latest US facility in Heidelberg to close. In: Stars and Stripes. 1. Juli 2013, abgerufen am 16. November 2013 (englisch)
- ↑ Jeder darf sich im Rohrbacher US-Hospital umsehen. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 13. November 2013, abgerufen am 1. Oktober 2018.
- ↑ Matt Milham: Army medicine moves west as Heidelberg shuts down. In: Stars and Stripes. 23. April 2013, abgerufen am 16. November 2013 (englisch)
- ↑ USAREUR Hauptquartier gibt Truppenänderungen für die Geschäftsjahre 2010–2015 bekannt ( vom 3. Oktober 2014 im Internet Archive) Pressemitteilung der US-amerikanischen Streitkräfte vom 23. Juni 2010, abgerufen am 22. September 2020.
- ↑ Sanierung Wilson Theater in der Nachrichten Kaserne in Heidelberg-Rohrbach. Beschreibung der Restaurierung auf der Website des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu den Baumaßnahmen der Gaststreitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland. PDF-Datei, 744kB, abgerufen am 16. November 2013.
- ↑ US Hospital Heidelberg, Reparatur Wilson Theater Geb. 3619. Projektbeschreibung auf der Website der Oberfinanzdirektion Karlsruhe, abgerufen am 16. November 2013.
- ↑ Denkmaltopographie Stadtkreis Heidelberg ( vom 10. Juni 2015 im Internet Archive). Liste der für die Aufnahme in die Denkmaltopographie vorgesehenen Kulturdenkmale der Stadtteile Kirchheim, Rohrbach und Südstadt auf der Website des Stadtteilvereins Rohrbach, Stand 25. Oktober 2013, abgerufen am 22. September 2020. Die beiden Hallen sind unter der postalischen Adresse der Kaserne, Karlsruher Straße 144, aufgelistet.