Nętno

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Netno)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Nętno (deutsch Nuthagen, früher Nuthhagen und Nutthagen) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Drawsko Pomorskie (Gemeinde Dramburg) im Powiat Drawski (Dramburger Kreis).

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, zwischen dem Gangenowsee und dem Mandelkowsee, am Hager Bruch, durch das die Below fließt,[1] etwa 18 Kilometer südlich der Stadt Świdwin (Schivelbein), elf Kilometer nördlich der Stadt Dramburg (Drawsko Pomorskie), 14 Kilometer ostsüdöstlich der Stadt Łobez (Labes) und vier Kilometer südlich des Dorfs Łabędzie (Labenz).

Dorfstraße (2019)

Im Neumärkischen Landbuch Markgraf Ludwigs des Älteren von 1337 wird Nuthagen unter den Dörfern der Vogtei Schivelbein noch nicht erwähnt,[2] da es erst später zur Mark Brandenburg gehörte.[3] Hier bei Nuthagen verlief die Grenze zwischen dem Herzogtum Pommern und der Neumark.[4] Das Dorf lag ursprünglich und noch 1337 im Borckschen Kreis des Herzogtums Pommern und wurde erst 1388 an den Deutschen Orden verkauft.[5]

Auf Wunsch des Markgrafen Johann kam am 15. Juni 1540 in Küstrin ein Tauschvertrag zustande, durch den die Kommende Quartschen des Johanniter-Ordens in seinen Besitz über ging und die Johanniter dafür mit dem Amt Schivelbein entschädigt wurden.[6][7][8] Durch den Tausch kam das Dorf Nuthagen 1540 an die Kommende Schivelbein, die es auch noch 1801 in Besitz hatte.[9]

Nach Auflösung der Schivelbeiner Johanniterordens-Komturei 1808 kam aller erblicher Zubehör, einschließlich Nuthagen, an den preußischen Staat, der die Ländereien vom Domänenamt Schivelbein verwalten ließ. Auch der Gangenowsee und der Mandelkowsee, beide bei Nuthagen, und die übrigen Seen des Landes Schivelbein fielen unter die Zuständigkeit des Domänenamts.[10]

Im Jahr 1832 wurde ein dienstfreies Forstrevier der Landgemeinde, das in dreißig je acht bis zehn Morgen große Parzellen eingeteilt worden war, öffentlich dem Meistbietenden zum Kauf oder zur Pacht angeboten.[11] Die Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse wurde in Nuthagen im Jahr 1850 vorgenommen. Nuthagen gehörte zusammen mit Rützow nicht zum Marktbezirk Schivelbein, sondern zum Marktbezirk Dramburg.[12]

Im Jahr 1865 war in der Landgemeinde Nuthagen eine Grundsteuer in Höhe von 141 Reichstalern, fünf Silbergroschen und sieben Pfennigen erhoben worden.[13] 1875 hatte Nuthagen 61 Wohnhäuser.[14]

Zum Schutz des Fischbestandes im Mandelkowsee wurde am 25. April 1881 von der preußischen Staatsregierung die Gründung der ‚Fischereigenossenschaft für den Mandelkow-See‘ veranlasst, deren Sitz Nuthagen war.[15]

Die Gemarkung der Landgemeinde Nuthagen hatte um 1930 eine Fläche von 8,2 km². Im Gemeindegebiet standen insgesamt 69 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[16]

  1. Friedewald
  2. Nuthagen

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Nuthagen zum Kreis Dramburg im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Nuthagen war dem Amtsbezirk Labenz zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Nutangen zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Das Dorf Nuthagen wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Nętno‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Nuthagen und dem Kreisgebiet vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1801 140 Dorf mit einem Lehnschulzenhof, 16 Bauernstellen, zwei Pfarrbauern, einem Büdner, sechs Einliegern, einer Filialkirche von Rützow und 16 Feuerstellen (Haushaltungen), im Besitz der Kommende Schivelbein[9]
1818 177 Kirchdorf, Filiale von Rützow, königliche Besitzung[17]
1825 117 Dorf des Amts Schivelbein[18]
1852 256 Dorf[19]
1864 292 am 3. Dezember, Gemeindebezirk[20]
1867 324 am 3. Dezember, Landgemeinde[21]
1871 298 am 1. Dezember, Landgemeinde, sämtlich Evangelische[21]
1885 376 am 1. Dezember, Landgemeinde, sämtlich Evangelische[22]
1890 398 am 1. Dezember, Gemeindebezirk[23]
1910 381 am 1. Dezember, Gemeindebezirk[24]
1925 386 darunter 351 Evangelische[16] nach anderen Angaben 387 Einwohner[25]
1933 357 [25]
1939 340 [25]
Fachwerkkirche (2019), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Nuthagen

Die bis 1945 anwesende Bevölkerung war mit wenigen Ausnahmen evangelisch. Die Fachwerkkirche des Dorfs, eine Filiale des Kirchspiels von Rützow, hatte am Ausgang des 19. Jahrhunderts eine große Glocke von 58 Zentimetern Höhe und 72 Zentimetern Durchmesser, mit der Inschrift ‚1729‘, sowie eine kleine Glocke von 50 Zentimetern Höhe und 62 Zentimetern Durchmesser. Auf der kleinen Glocke war in römischen Zahlen die Jahreszahl 1542 angegeben.[26] Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis ins Jahr 1658 zurück.[27]

Die nach Kriegsende zugewanderte polnische Bevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch.

  • Nuthagen, Dorf, Kreis Schivelbein, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Nuthagen (meyersgaz.org).
Commons: Nętno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. XXXI–XXXII (Google Books).
  2. Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig's des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1837, S. 102 (Google Books).
  3. Heinrich von Wedel: Geschichte des Schloßgesessenen Geschlechtes der Herren und Grafen von Wedel. 1212–1402. Nebst einem Register über die urkundlich nachweisbare Begüterung. Bernhard Hermann, Leipzig 1894, S. 114 (Google Books).
  4. Märkische Forschungen, Band 10, Berlin 1867, S. 95 (Google Books).
  5. Fritz Curschmann: Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der Neuzeit. In: Pommersche Jahrbücher, Band 12, Greifswald 1911, S. 150–338, insbesondere S. 274–275 (Google Books).
  6. Eduard Ludwig Wedekind: Geschichte des Johanniter-Ordens, besonders dessen Heermeisterthums Sonnenburg oder der Ballei Brandenburg. Decker, Berlin 1853, S. 100–101 (Google Books)
  7. Codex diplomaticus Brandenburgensis, Band 18, herausgegeben von Adolph Friedrich Riedel, Reimer, Berlin 1859, S. 277–279 (Google Books).
  8. Stadt und Land Schievelbein seit Wiedererlangung an die Mark Brandenburg. In: Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates, Band 15, Berlin/Posen/Bromberg 1834, Heft 4, S. 289–317, insbesondere 306 (Google Books).
  9. a b Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 255 (Google Books).
  10. Oeffentlicher Anzeiger als Beiblatt zu No. 43 des Amts-Blattes der Königlich Preußischen Regierung zu Frankfurt an der Oder, ausgegeben den 17. Oktober 1821, S. 283 (Google Books).
  11. Oeffentlicher Anzeiger als Beilage zu No. 39 des Amtsblatts der Königlichen Regierung zu Cöslin, vom 19. September 1832, S. 4 (Google Books).
  12. Extra-Beilage zu No. 32 des Amtsblatts der Königl. Regierung zu Stettin, 9. August 1850, S. 1–14 (Google Books).
  13. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Stück 40, vom 4. Oktober 1865, S. 351, Ziffer 55 (Google Books).
  14. Oskar Brunkow: Die Wohnplätze des Deutschen Reiches, Band 3, Zweite Auflage, Berlin 1885, S. 702–703, Ziffer 55 (Google Books).
  15. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Stück 22, vom 2. Juni 1881, S. 117–120 (Google Books).
  16. a b Die Gemeinde Nuthagen im ehemaligen Kreis Dramburg in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  17. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 301, Ziffer 1934 (Google Books).
  18. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 318, Ziffer 13 (Google Books).
  19. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 434 (Google Books).
  20. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 8. Schivelbein. Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 53 (Google Books).
  21. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 86–87, Ziffer 29 (Google Books).
  22. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 96–97, Ziffer 24 (Google Books).
  23. Königliches statistisches Bureau: Viehstandslexikon für den preußischen Staat. IV. Provinz Pommern, Berlin 1895. II. Regierungsbezirk Köslin. 1. Kreis Schivelbein, S. 39, Ziffer 23 (Google Books).
  24. Landkreis Schivelbein (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  25. a b c Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Pommern, Kreis Dramburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 18. Oktober 2020.
  26. Arthur Zechlin: Inschriften an Kirchengeräth aus Schivelbein und Umgegend, in: Baltische Studien, Band 33, Stettin 1883, S. 230–271, insbesondere S. 251–252 (Google Books).
  27. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 248 (Google Books).

Koordinaten: 53° 35′ N, 15° 50′ O