Nikethamid

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Strukturformel
Strukturformel von Nikethamid
Allgemeines
Freiname Nikethamid
Andere Namen
  • Nikotinsäurediethylamid
  • Nicotinsäurediethylamid
  • N,N-Diethylnicotinamid
  • Coramin
  • Pyridin-β-carbonsäurediethylamid
Summenformel C10H14N2O
Kurzbeschreibung

helles, dickflüssiges, fast geruchloses Öl[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 59-26-7
EG-Nummer 200-418-5
ECHA-InfoCard 100.000.380
PubChem 5497
ChemSpider 5296
DrugBank DB13655
Wikidata Q902548
Arzneistoffangaben
ATC-Code

R07AB02

Wirkstoffklasse

Stimulans

Eigenschaften
Molare Masse 178,23 g·mol−1
Aggregatzustand

fest bis flüssig

Dichte

1,06 g·cm−3 (25 °C)[2]

Schmelzpunkt

23 °C[2]

Siedepunkt

296–300 °C[2]

Löslichkeit

leicht löslich in Wasser und organischen Lösungsmitteln[1]

Brechungsindex

1,524 (20 °C)[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​301+310​‐​305+351+338[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Nikethamid oder Nicethamid ist ein Stimulans, das im Wesentlichen eine Atem- und Kreislaufstimulation bewirkt. Es wurde früher unter anderem als notfallmedizinische Gegenmaßnahme nach Überdosierungen von Beruhigungsmitteln oder Schlafmitteln wie Veronal eingesetzt (Bekannt war Nikethamid unter seinem Handelsnamen Coramin).[3]

Im Sport gehört Nikethamid wie alle Stimulantien zu den verbotenen Dopingmitteln. Bekannt wurde der Fall der amerikanischen Sprint-Weltmeisterin Torri Edwards, die 2004 der Einnahme von Nikethamid überführt und deshalb für zwei Jahre gesperrt wurde.

2012 wurde der 12-jährige polnische Kartsportler Igor Walilko vom Internationalen Sportsgerichthof freigesprochen, nachdem zuvor bei einer Dopingkontrolle erhöhte Nikethamid-Werte festgestellt wurden und deswegen zunächst eine zweijährige Sperre ausgesprochen worden war. Der Sportgerichtshof wertete die Sperre als übertrieben und unverhältnismäßig. Der Junge habe zuvor Energie-Riegel gegessen, die Nikethamid enthielten.[4]

Im Rahmen der BMW Open 2013 wurde Marin Čilić bei einer Dopingprobe positiv auf Nikethamid getestet.[5][6] Čilić gab dazu an, das Mittel unwissentlich über eine in einer Apotheke beschaffte Tablette zu sich genommen zu haben. Da dadurch keine leistungssteigernde Absicht vorlag, erhielt er eine reduzierte Sperre von neun Monaten, die rückwirkend vom 1. Mai 2013 bis zum 31. Januar 2014 galt. Der Internationale Sportgerichtshof reduzierte die Sperre dann nochmals auf lediglich vier Monate, da er die Schuld Čilićs als nicht so schwerwiegend erachtete wie das Schiedsgericht der ITF.[7]

Der Schweizer Hürdensprinter Kariem Hussein wurde nach den Schweizer Meisterschaften 2021 positiv auf den Wirkstoff Nikethamid getestet, nachdem er nach dem Rennen eine Lutschtablette der Marke Gly-Coramin konsumiert hatte, welche den Wirkstoff enthält. Daraufhin verhängte die Disziplinarkammer für Dopingfälle von Swiss Olympic eine Sperre von neun Monaten.[8][9]

In der Schweiz werden Lutschtabletten gegen Ermüdungserscheinungen vertrieben, die neben Glucose Nikethamid enthalten.[10]

Einzelnachweise

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  1. a b Hermann Römpp: Chemie Lexikon. 5. Auflage. Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1962.
  2. a b c d e f Datenblatt N,N-Diethylnicotinamide bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 16. April 2011 (PDF).
  3. Hans Killian: Hinter uns steht nur der Herrgott. Sub umbra dei. Ein Chirurg erinnert sich. Kindler, München 1957; hier: Lizenzausgabe als Herder-Taschenbuch (= Herderbücherei. Band 279). Herder, Freiburg/Basel/Wien 1975, ISBN 3-451-01779-2, S. 29 f., 35 und 192.
  4. James Corrigan: The Last Word: War on drugs guilty of wounding youngsters.
  5. Dopingfall: Wurde Cilic positiv getestet?, tennisnet.com. Abgerufen am 30. Juli 2013.
  6. Decision In The Case Of Marin Cilic, atpworldtour.com. Abgerufen am 16. September 2013.
  7. CAS reduziert Dopingsperre für Cilic auf vier Monate, tennisnet.com. Abgerufen am 26. Oktober 2013.
  8. Tobias Müller: Kariem Hussein wegen Dopings gesperrt. In: Tages-Anzeiger. Tamedia, 23. Juli 2021, abgerufen am 23. Juli 2021.
  9. Kariem Hussein: Traum von Olympischen Spielen in Tokio für den Schweizer Hürdenläufer Kariem Hussein geplatzt. (PDF) In: kariem.ch. Kariem Hussein, 23. Juli 2021, abgerufen am 23. Juli 2021.
  10. GLY-CORAMIN Lutschtabl 125 mg. In: compendium.ch - Version 2019. HCI Solutions AG, abgerufen am 30. August 2021.