Samenrat

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Samenrat
Basisdaten
Ausrichtung siehe Ziele und Aktionen
Verbreitung Finnland Finnland
Norwegen Norwegen
Russland Russland
Schweden Schweden
Vorstand Präsidentin des Samenrates:
Christina Henriksen
Vorsitzende Christina Henriksen
Generalsekretärin Áile Jávo
Struktur
Mitglieder 15
Gliederung Der Rat setzt sich aus 15 Vertretern von neun Mitgliedsorganisationen zusammen, von denen fünf aus Norwegen, je vier aus Schweden und Finnland und zwei aus Russland kommen
Adressen
Adresse Postboks 162,
9735 Karasjok,
Norwegen Norwegen
Website www.saamicouncil.net
Das ehemalige Hauptquartier des Samenrats im Kirchdorf Utsjoki (Finnland)

Der Samenrat (nordsamisch: Sámiráđđi, englisch: Saami Council) ist eine unabhängige Nichtregierungsorganisation, die in kulturpolitischen und politischen Fragen, die die Samen in Finnland, Norwegen, Schweden und Russland betreffen, zusammenarbeitet. Der Rat hat seinen Sitz in der nordnorwegischen Kommune Karasjok in der Provinz Finnmark. Vorher war der Sitz in der Gemeinde Utsjoki im finnischen Teil Lapplands sowie in Helsinki.

Ziele und Aktionen

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Übergeordnetes Ziel des Samenrates ist es, die Interessen der Samen als ein Volk wahrzunehmen, die Zusammengehörigkeit der Samen über die Staatsgrenzen hinaus zu stärken, die Anerkennung und Behandlung der Samen als ein Volk zu wahren und dessen kulturelle, politische, ökonomische und soziale Rechte zu sichern – zum Teil durch die Gesetzgebung in jedem einzelnen Land, zum Teil durch Abkommen zwischen den betreffenden Staaten und den repräsentativen Organen der Samen.[1] Seit Ende der 1990er Jahre nimmt der Rat zunehmend auch an internationalen Projekten teil, die die Zusammenarbeit innerhalb der arktischen Region, der EU sowie der UN betreffen und die sich auf die Urbevölkerung in der Dritten Welt beziehen.[2]

Seit 1985 wird der Ehrenpreis des Samenrates vergeben, seit 1994 außerdem der Literaturpreis des Samenrates.

Die erste internationale Konferenz der Samen wurde bereits 1953 im schwedischen Jokkmokk abgehalten. Auf dieser Konferenz wurde eine Kommission eingerichtet, die die Gründung eines gemeinsamen samischen Rates vorbereiten sollte, der die wirtschaftlichen und kulturellen Interessen der Samen vertreten sollte. Daraufhin wurde drei Jahre später am 18. August 1956 während der zweiten Konferenz im norwegischen Karasjok die Gründung des „Nordischen Samenrates“ manifestiert, der schließlich sein erstes Treffen 1957 im finnischen Inari abhielt. Ein Ergebnis der Arbeit dieses Rates war zum Beispiel die Festlegung einer einheitlichen nordsamischen Orthografie auf Initiative des Rates im Jahr 1979.[3] Auf der 13. Konferenz im August 1986 im schwedischen Åre wurde die Einführung der Flagge der Samen beschlossen[4].

Im „Nationalen Kulturzentrum“, dem Kulturhaus für die nationalen Minderheitenkulturen in Lowosero unter der Adresse Uliza Sowetskaja 8, unterhält die Nichtregierungsorganisation der Samen der Oblast Murmansk ihre Hauptrepräsentanz. Im Gebäude betrieb auch das Kolasamische Radio ein Studio.

Der Samenrat war ursprünglich eine internationale Organisation der Samen in den Nordischen Ländern. Auf der 14. Samenkonferenz 1989 in Lakselv nahm der Kolasame Edward Julin teil und überbrachte einen Gruß der Samen aus der Sowjetunion an den Nordischen Samenrat.[5] Aber erst auf der 15. Samenkonferenz 1992 in Helsinki nahm mit der 1989 gegründeten Vereinigung der Kolasamen eine offizielle samische Vertretung aus Russland teil. Die Vereinigung der Kolasamen wurde von der Konferenz als Mitgliedsorganisation des Samenrates aufgenommen.[6] Gleichzeitig wurde „Nordisch“ im Namen des Samenrats gestrichen.[7]

Ebenfalls auf der Konferenz in Helsinki wurde die Auflage eines Hilfsprogramms für die Samen in Russland beschlossen. Hintergrund waren die ungleich schwereren Lebensbedingungen im russischen Teil von Sápmi und der Umstand, dass eine Reihe von konkreten Hilfsersuchen aus Russland eingetroffen waren. Nina Afanassjewa aus Russland und Leif Rantala aus Finnland bekamen die Aufgabe das Program auszuarbeiten. Es wurde 1993 fertig.[8]

Auf der 17. Samenkonferenz 2000 in Kiruna wurde die Nichtregierungsorganisation der Samen der Oblast Murmansk als zweite Vertretung der Kolasamen in den Samenrat aufgenommen.[9] Zu den auf der Konferenz in Kiruna beschlossenen Vorhaben gehörte die Durchführung eines Projektes zur Etablierung einer kolasamischen Radiostation zwischen 2002 und 2005. Zum Leiter dieses Projektes wurde Per Johannes Marainen ernannt. Als Resultat dieses Projektes sendete Kuellnegk Saam Radio (kildinsamisch Куэллнэгк са̄мь радио „Kolasamisches Radio“) aus seinem Studio im „Nationalen Kulturzenrum“ (russisch Национальный Культурный Центр) in Lowosero am 31. Dezember 2003 zum ersten Mal – auf Samisch und Russisch – über das Kabelnetz. Der Sender konnte sich nicht etablieren und wurde 2010 eingestellt.[10]

Im April 2022 wurde die Zusammenarbeit mit den beiden Mitgliedsorganisationen aus Russland ausgesetzt. Konkreter Auslöser war ein offizieller Auftritt des samischen Aktivisten und Musikers Iwan Matrjochin mit dem Propaganda-Zeichen Z auf seiner Gitarre. Matrjochin ist Vizepräsident des Samenrats. Bereits vorher hatte Jelena Almasowa als Präsidentin der Vereinigung der Kolasamen einen Unterstützerbrief für den Krieg in der Ukraine unterzeichnet.[11]

Einen Tag nach der Entscheidung des Samenrates erklärte jedoch Alexander Slupatschik, der damalige Präsident der Nichtregierungsorganisation der Samen der Oblast Murmansk (die von Iwan Matrjochin im Samenrat vertreten wird), dass seine Organisation gegen den Krieg eintritt.[12] Seit Anfang 2023 lebt Slupatschik im Exil in Norwegen.[13]

Mitgliedsorganisationen

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Der Rat setzt sich aus 15 Vertretern von neun Mitgliedsorganisationen zusammen, von denen fünf aus Norwegen, je vier aus Schweden und Finnland und zwei aus Russland kommen. Die samische Konferenz wählt weitere Mitglieder aus, wenn sie von den Delegationen der Organisationen vorgeschlagen werden. Zu jedem Mitglied wird ein Vertreter gewählt. Für den Zeitraum von 2009 bis 2012 setzt sich der Samenrat wie folgt zusammen:[14][15]

Land Mitglied Nordsamischer Name[14][15] Name in anderen Sprachen[14][15] Gründung Vertreter[14]
Finnland Finnland Verband der Samen in Finnland Suoma Sámiid Guovddássearvi (SSG) finnisch: Suomen saamelaisten keskusjärjestö
englisch: Saami Association of Finland
4
Norwegen Norwegen Norwegischer Reichsverband der Samen Norgga Sámiid Riikkasearvi (NSR) norwegisch: Norske Samers Riksforbund
englisch: Norwegian Saami Association
1968[16] 2
Norwegen Norwegen Norwegischer Landesverband
der samischen Rentierhüter
Norgga Boazosápmelaččaid
Riikkasearvi
(NBR)
norwegisch: Norske Reindriftsamers Landsforbund (NRL)
englisch: Sami Reindeer Herders' Association of Norway
1947[17] 2
Norwegen Norwegen Volksverbund der Samen
(politische Partei der Samen in Norwegen)
Sámiid Álbmotlihttu (SÁL) norwegisch: Samenes Folkeforbund (SFF)
englisch: People’s federation of the Saami
1993[18] 1
Schweden Schweden Schwedischer Reichsverband der Samen Sámiid Riikkasearvi (RSR) schwedisch: Svenska Samernas Riksförbund (kurz SSR)
englisch: Saami Association of Sweden
1950[19] 2
Schweden Schweden Reichsorganisation Same Ätnam Riikkasearvi Sámi Ätnam (RSÄ) schwedisch: Riksorganisationen Same Ätnam (RSÄ)
englisch: The National Association of Saamiland
1945[20] 1
Schweden Schweden Verband der Rentierbesitzer Boazoeaiggádiid Oktavuohta (BEO) schwedisch: Renägerförbundet (RÄF) 1992[21] 1
Russland Russland Vereinigung der Kolasamen Guoládaga Sámi Searvi (GSS) russisch: Ассоциация Кольских саамов (AKS) 1989[22] 1
Russland Russland Nichtregierungsorganisation der Samen der Oblast Murmansk Murmanskka guovllu Sámesearvi russisch: Общественная организация cаамов Мурманской области (OOSMO) 1998[22] 1

Der Vorstand des Samenrates besteht aus 4 Mitgliedern:[23]

  • Christina Henriksen (Präsidentin des Samenrates)
  • Åsa Larsson-Blind (Vizepräsidentin des Samenrates)
  • Iwan Matrjochin (Vizepräsident des Samenrates)
  • Aslak Holmberg (Vizepräsident des Samenrates)

Die Verwaltung besteht aus einem Sekretariat unter Vorsitz eines vom Samenrat ernannten Generalsekretärs und folgenden Abteilungen:

  • Kulturabteilung
  • Menschenrechtsabteilung
  • Abteilung Arktis und Umwelt
  • EU-Einheit

Kulturausschuss

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Der Kulturausschuss besteht aus fünf Mitgliedern – einem aus jedem Land in Sápmi und einem Vertreter des Samenrates.

Das höchste Organ des Samenrates ist die sogenannte Samenkonferenz (nordsamisch Sámiid konferánsa, finnisch Saamelaiskonferenssi, norwegisch Samekonferansen, russisch Saamskaja konferentsija, schwedisch Samekonferensen), die seit 1992 alle vier Jahre stattfindet. Zu dieser Konferenz werden von den neun Mitgliedsorganisationen jeweils 18 Delegierte pro Land ausgewählt.[24] Die Konferenz ernennt den Samenrat, der das ausführende und beschließende Organ zwischen den Konferenzen darstellt.[2]

Nr. Jahr Ort[7][25] Land
22. 2021 Gällivare Schweden Schweden
21. 2017 Trondheim Norwegen Norwegen
20. 2013 Murmansk Russland Russland
19. 2008 Rovaniemi Finnland Finnland
18. 2004 Honningsvåg Norwegen Norwegen
17. 2000 Kiruna Schweden Schweden
16. 1996 Murmansk Russland Russland
15. 1992 Helsinki Finnland Finnland
14. 1989 Lakselv Norwegen Norwegen
13. 1986 Åre Schweden Schweden
12. 1983 Utsjoki Finnland Finnland
11. 1980 Tromsø Norwegen Norwegen
10. 1978 Arjeplog Schweden Schweden
9. 1976 Inari Finnland Finnland
8. 1974 Snåsa Norwegen Norwegen
7. 1971 Gällivare Schweden Schweden
6. 1968 Hetta Finnland Finnland
5. 1965 Tana Norwegen Norwegen
4. 1962 Kiruna Schweden Schweden
3. 1959 Inari Finnland Finnland
2. 1956 Karasjok Norwegen Norwegen
1. 1953 Jokkmokk Schweden Schweden

In Übereinstimmung mit § 13 der Geschäftsordnung des Nordischen Rates hat nur der parlamentarische Samenrat, der die gewählten Vertretungen der Samen (Sameting) in Finnland, Norwegen und Schweden repräsentiert, den Status eines Beobachters,[26] und wird in der Arbeit des Rates in Bezug auf samischen Themen inkludiert.

Als Dachorganisationen der Ureinwohner der Arktis besitzt der Samenrat, als Vertretung der Samen Norwegens, Schwedens, Finnlands, ein garantiertes Beteiligungsrecht im Arktischen Rat als sogenannter Ständiger Teilnehmer (Permanent Participant).

Einzelnachweise

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  1. Samerådet: Organisasjon (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (norwegisch)
  2. a b Samerådet - Svenska sektionen: @1@2Vorlage:Toter Link/sameradet.samerna.infoMer om Samerådet (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven), abgerufen am 26. September 2010 (schwedisch)
  3. Veli-Pekka Lehtola: Language - the Map of Reality (Memento vom 28. November 2007 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (englisch)
  4. Samerådet - Svenska sektionen: Historik (Memento vom 14. August 2007 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 26. September 2010 (schwedisch)
  5. Leif Rantala: (Nordiska) Samerådet 1953/1956-2003. In: Samenrat (Hrsg.): SAMERNAS 18. KONFERANS 7.–9.10.2004, HONNINGSVÅG: SAMERÅDET 50 ÅR. 2004, 10 (schwedisch).
  6. Leif Rantala: (Nordiska) Samerådet 1953/1956-2003. In: Samenrat (Hrsg.): SAMERNAS 18. KONFERANS 7.–9.10.2004, HONNINGSVÅG: SAMERÅDET 50 ÅR. 2004, 10 (schwedisch).
  7. a b Samerådet: Samerådet 50 år (Memento vom 11. Januar 2011 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (schwedisch)
  8. Leif Rantala: (Nordiska) Samerådet 1953/1956-2003. In: Samenrat (Hrsg.): SAMERNAS 18. KONFERANS 7.–9.10.2004, HONNINGSVÅG: SAMERÅDET 50 ÅR. 2004, 10 (schwedisch).
  9. Leif Rantala: (Nordiska) Samerådet 1953/1956-2003. In: Samenrat (Hrsg.): SAMERNAS 18. KONFERANS 7.–9.10.2004, HONNINGSVÅG: SAMERÅDET 50 ÅR. 2004, 12 (schwedisch).
  10. Michael Rießler: Vom Matthäusevangelium zur Wikipedia. Medien für das bedrohte Kildinsaamische. Hrsg.: María Alba Niño, Rolf Kailuwait. Rombach Verlag, Freiburg 2015, S. 127–158, 143.
  11. https://www.nrk.no/sapmi/samarbeidet-med-samiske-organisasjoner-i-russland-stoppes-1.15927907
  12. https://www.nrk.no/sapmi/samisk-organisasjon-i-russland-erklaerer-motstand-mot-krigen-i-ukraina-1.15929090
  13. https://thebarentsobserver.com/ru/korennye-narody/2023/01/predstavitel-rossiyskih-saamov-prosit-ubezhishcha-v-norvegii
  14. a b c d Saami Council: Representatives of Saami Council (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (samisch, englisch, norwegisch, russisch, finnisch)
  15. a b c Saami Council: Saami Councils’ memberorganisations (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (samisch, englisch, norwegisch, russisch, finnisch)
  16. Norske Samers Riksforbund: NSRs historie (Memento vom 2. August 2016 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (norwegisch)
  17. Norske Reindriftsamers Landsforbund: Startsiden (Memento vom 18. April 2010 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (norwegisch)
  18. Samenes Folkeforbund: Hovedside, abgerufen am 26. September 2010 (norwegisch)
  19. Svenska Samernas Riksförbund: Historia (Memento vom 14. August 2010 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (schwedisch)
  20. Riksorganisationen Same Ätnam: Om Same Ätnam (Memento vom 14. August 2010 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (schwedisch)
  21. Renägarförbundet: Renägerförbundets historia (Memento vom 22. August 2007 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (schwedisch)
  22. a b Barents Indigenous Peoples' Office: Saami organisations, abgerufen am 26. September 2010 (englisch)
  23. The Executive board, abgerufen am 1. Juni 2020 (englisch)
  24. Samerådet: Samerådets vedtekter (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (norwegisch)
  25. Samerådet: Raporter (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 26. September 2010 (norwegisch)
  26. Rules of Procedure for the Nordic Council (Memento vom 2. März 2021 im Internet Archive)