Friedrich Nowottny

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Friedrich Nowottny beim Deutschen Fernsehpreis 2012
Friedrich Nowottny (2008)

Friedrich Nowottny (* 16. Mai 1929 in Hindenburg, Oberschlesien) ist ein ehemaliger deutscher Journalist. Er war von Juni 1985 bis Juni 1995 Intendant des Westdeutschen Rundfunks Köln (WDR). 1991 und 1992 war er turnusgemäß ARD-Vorsitzender.

Nowottny wurde nach seiner Zeit in der Hitlerjugend als junger Offiziersbewerber kurz vor Ostern 1945 mit seinem bis dahin freigestellten Vater in dieselbe Volkssturmeinheit eingezogen. Sein Vater erreichte es, dass Friedrich ins Sudetenland verlegt wurde. Er selbst musste an die Ostfront und fiel im April 1945. Trotz Einschluss der Einheit in einem Kessel konnte Nowottny sich durch das Protektorat Böhmen und Mähren nach Bayern durchschlagen. Dort wurde er von der Feldpolizei aufgegriffen und nach Braunau am Inn geschafft, wo er in einer weiteren Volkssturmeinheit landete. Am 2. Mai besetzten US-Truppen Braunau und nahmen Nowottny gefangen. Er wurde Dolmetscher beim Stadtkommandanten von Braunau am Inn und fand seine Mutter und seine Schwester wieder. Die Familie zog im Oktober 1945 nach Bielefeld und erfuhr 1946 vom Tod des Vaters.[1][2]

Nowottny arbeitete nach seinem Schulabschluss von 1946 bis 1948 bei der britischen Besatzungsmacht in Bielefeld als Dienstverpflichteter in einem Pionierdepot und bei der Post als Fremdsprachendolmetscher mit Prüfung.[1] Er begann seine journalistische Karriere 1948 als freier Mitarbeiter und Lokalreporter bei der Tageszeitung Freie Presse in Bielefeld. Bevor er 1953 ein Volontariat bei dieser Zeitung begann, war er in der Hauptverwaltung der Deutschen Eisenbahn-Versicherungskasse in Bielefeld beschäftigt. Er wurde nach dem Abschluss des Volontariats als Redakteur übernommen und 1959 Ressortleiter.

Nowottny wechselte 1962 zum Saarländischen Rundfunk und wurde Leiter der Abteilung des Fernsehens für Wirtschaft und Soziales. Die Fernsehsendung „Der Markt – Wirtschaft für jedermann“ machte ihn beim Fernsehpublikum bekannt. 1965 wurde er stellvertretender Chefredakteur.

Am 1. April 1967 wechselte Nowottny als stellvertretender Studioleiter zum WDR in das Büro Bonn des WDR,[3] das er ab dem 1. Februar 1973 leitete. Für die ARD moderierte er bis zum 7. Juni 1985 insgesamt 571 mal[4] die Sendung Bericht aus Bonn, die unter ihm zur Institution wurde. Außerdem war er Kommentator und Chefkorrespondent der ARD. Wegen seiner ironischen Berichterstattung und Schlagfertigkeit vor allem in Interviews mit Politikern gehörte er zu den beliebtesten Fernsehjournalisten und verhalf dem Politjournalismus zu höherer Popularität. Als legendär gilt ein Interview mit Bundeskanzler Willy Brandt vom 6. Juli 1971,[5] das teilweise aus langen Fragen und kurzen Ja-/Nein-Antworten bestand (Brandt war im Vorfeld gebeten worden, sich möglichst kurz zu fassen). Berühmt wurde auch der häufig benutzte Einleitungssatz „Wissen Sie, Herr Nowottny...“ von Karl Schiller, Bundeswirtschaftsminister, bei Antworten auf Interviewfragen. Auch in Erinnerung bleibt seine Verabschiedung am Ende der Sendung: „Auf Wiedersehen, das Wetter“. Ebenso gilt er als Verantwortlicher dafür, dass Herbert Wehner wieder mit den Journalisten der ARD redete, nachdem Wehner sich über Ernst Dieter Lueg geärgert hatte und nicht mehr mit der ARD reden wollte.[4]

Friedrich Nowottny (1985)

Nowottny lehnte 1985[6] Helmut Kohls Angebot Regierungssprecher zu werden ab.[4] Am 14. Juni 1985 wurde Nowottny WDR-Intendant. Als einer der größten Erfolge seiner Tätigkeit als Intendant gilt die Einführung des WDR-Vollprogramms im Jahre 1994. In seine Amtszeit fielen auch der Start der Weekly SoapLindenstraße“, die Einführung des ARD-Frühstücksfernsehens und der Radioprogramme Eins Live sowie WDR Radio 5. 1991 und 1992 war Nowottny ARD-Vorsitzender. In seiner Amtszeit managte er die Aufnahme der ostdeutschen Rundfunkanstalten in die ARD sowie die Fusion von Deutschlandfunk und RIAS Berlin zum DeutschlandRadio. Nowottny ging am 30. Juni 1995 in den Ruhestand; Fritz Pleitgen wurde neuer WDR-Intendant.

Er war später z. B. als Kommentator der Bundestagswahl 2002 für RTL aktuell und der Bundestagswahl 2005 für Phoenix tätig. 2007 gab er sein Debüt als Talkshow-Moderator, als er eine Schwangerschaftsvertretung für Sandra Maischberger übernahm.[7]

Er arbeitete damals auch als freier Journalist, hielt Vorträge, schrieb für eine Zeitungskolumne im Kölner Express und kommentierte regelmäßig das politische Geschehen im Nordwestradio.[8]

Nowottny ist seit 1956 mit seiner Frau Gisela (geb. Gück) verheiratet. Sie haben zwei Töchter. Das Ehepaar wohnt – nachdem es fast 50 Jahre in Buschhoven gelebt hatte – in der Bonner Südstadt[9][10][11] nahe des Poppelsdorfer Schlosses.[12]

Gesellschaftliches Engagement

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  • Information und Verantwortung. Gespräche, Reden, Schriften 1985–1995. Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-270-5.
  1. a b „Wir wussten gar nicht, was Krieg ist“ in: deutschlandfunk.de vom 26. August 2010, abgerufen am 3. Mai 2019
  2. „Ich habe versucht, es zu verdrängen“ in: deutschlandfunk.de vom 27. April 2005, abgerufen am 3. Mai 2019
  3. explizit „kein Studio“, so genannt in: WDR Print, Ausg Mai 2019, S. 2
  4. a b c WDR Print, Ausgabe Mai 2019, S. 2 und S. 3
  5. Ja. Doch. Nein. Ja, 6. Juli 2021 (Geschichtsblog FEShistory)
  6. spiegel.de (6. Januar 1985)
  7. focus.de, 13. März 2007
  8. a b Nowottny wird für Lebenswerk ausgezeichnet, in: Der Spiegel vom 4. Januar 2006
  9. Mister Bonn – Promi-Geburtstag vom 16. Mai 2019: Friedrich Nowottny. t-online.de, 16. Mai 2019, abgerufen am 16. Mai 2019.
  10. Biografie in LeMO; Haus der Geschichte, abgerufen am 16. Mai 2019
  11. Friedrich Nowottny – „Mister Bonn“ lebte 47 Jahre in Swisttal. General-Anzeiger Bonn, 5. Mai 2019, abgerufen am 16. Mai 2019.
  12. Tagesspiegel vom 15. Mai 2019: Friedrich Nowottny wird 90. Auf Augenhöhe mit den Politgrößen, abgerufen am 9. Mai 2024
  13. Kinderhospiz Bethel – Friedrich Nowottny
  14. Tatort: Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer (Memento vom 6. November 2009 im Internet Archive)
  15. Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986 (Memento vom 31. März 2019 im Internet Archive)
Commons: Friedrich Nowottny – Sammlung von Bildern