Pretzschendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Oberpretzschendorf)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pretzschendorf
Gemeinde Klingenberg
Wappen der ehemaligen Gemeinde Pretzschendorf
Koordinaten: 50° 52′ N, 13° 32′ OKoordinaten: 50° 52′ 22″ N, 13° 31′ 33″ O
Höhe: 474 m ü. NHN
Einwohner: 957 (31. Dez. 2021)[1]
Eingemeindung: 31. Dezember 2012
Postleitzahl: 01774
Vorwahl: 035058
Pretzschendorf (Sachsen)
Pretzschendorf (Sachsen)
Lage von Pretzschendorf in Sachsen
Kirche Pretzschendorf

Pretzschendorf (ˈPrɛtʃendorf) ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Klingenberg im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Pretzschendorf liegt etwa 25 Kilometer südwestlich von Dresden, 14 Kilometer südöstlich von Freiberg, 10 Kilometer westlich der Stadt Dippoldiswalde und 18 Kilometer nördlich der Grenze zur Tschechischen Republik.

Der Ort liegt am Fuße des Osterzgebirges und grenzt im Norden an den Tharandter Wald, wo am Colmnitzbach im Tännichtgrund der geografische Mittelpunkt Sachsens zu finden ist. Östlich von Pretzschendorf liegt die Talsperre Klingenberg.

Die Jahresmitteltemperatur liegt zwischen 7,0 °C und 7,6 °C, der mittlere Jahresniederschlag beträgt 780 mm bis 860 mm.

Niederbobritzsch Colmnitz Klingenberg
Oberbobritzsch, Sohra Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Friedersdorf Röthenbach
Rittergut Pretzschendorf, um 1860
Vierseithof im Oberdorf
Rittergut Pretzschendorf, 2017

Im Jahr 1337 wurde (Ober-)Pretzschendorf erstmals als Preczindorf urkundlich erwähnt.

1551 wird hier ein Rittergut genannt.[2] Bis ins 19. Jahrhundert existierten die beiden Orte Ober- und Niederpretzschendorf. Oberpretzschendorf hatte wiederum einen Ortsteil Kleinpretzschendorf. Während der Zeit der Pest in Europa starben 762 Einwohner Pretzschendorfs. 1732 wurde der Grundstein für eine neue Kirche gelegt, deren Bau mit der Fertigstellung des Kirchturms 1734 endete. Das erste Schulhaus wurde 1828 errichtet, davor existierte bereits seit 1539 ein kirchliches Schulhaus im Ort.

Als ersten Gemeindevorstand wurde, nach der Einführung der Landgemeindeordnung 1839, der Oberrichter Johann Samuel Lietscher gewählt. Ober- und Niederpretzschendorf gehörten bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Freiberg.[3] 1856 kamen beide Orte zum Gerichtsamt Frauenstein und nach Trennung von Justiz und Verwaltung 1875 zur Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde.[4] Im Jahr 1887 schlossen sich Ober- und Niederpretzschendorf zur Gemeinde Pretzschendorf zusammen.

Während des Ersten Weltkrieges verloren 83 Soldaten der Kirchgemeinde Pretzschendorf ihr Leben. Im Zweiten Weltkrieg wurden 85 Gefallene, Vermisste oder in Gefangenschaft Verstorbene registriert. Zudem wurden die 1900 geweihten Bronzeglocken 1942 eingeschmolzen. Zwischen 1898 und 1971 führte durch Pretzschendorf die Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein mit zwei Stationen im Ort. Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Pretzschendorf im Jahr 1952 zum Kreis Dippoldiswalde im Bezirk Dresden, der ab 1990 als sächsischer Landkreis Dippoldiswalde fortgeführt wurde und im Jahr 1994 zum Weißeritzkreis bzw. 2008 zum Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kam.

Die bis 31. Dezember 1998 bestehende Gemeinde Pretzschendorf mit den Ortsteilen Friedersdorf, Pretzschendorf und Röthenbach wurde am 1. August 1973 durch die Eingemeindung von Friedersdorf und Röthenbach gegründet.[5] Seit 1. Januar 1999 gehörten die Orte Colmnitz und Klingenberg[6] zur Gemeinde Pretzschendorf mit etwa 4.000 Einwohnern.

Die Überreste des alten Rittergutes wurden 2004 abgerissen. Am 31. Dezember 2012 erfolgte der Zusammenschluss von Pretzschendorf und Höckendorf zur Gemeinde Klingenberg.[7]

Entwicklung der Einwohnerzahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung der ehemaligen Gemeinde Pretzschendorf mit ihren jeweiligen Ortsteilen, Stand jeweils 31. Dezember

Jahr Einwohner
1998 5053
1999 4909
2000 4841
2001 4724
2002 4736
Jahr Einwohner
2003 4586
2004 4502
2005 4441
2006 4405
2007 4349
Jahr Einwohner
2008 4261
2009 4166
2010 4132
2011 4069

Der Ort Pretzschendorf hatte (ohne die ehemaligen Gemeindeteile) zum 31. Dezember 2021 957 Einwohner.[1]

Der letzte Gemeinderat wurde in der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 gewählt. Er setzte sich aus der Bürgermeisterin und 18 Gemeinderäten zusammen. Letzte Bürgermeisterin von Pretzschendorf war Kerstin Winkler (CDU), die mit 85,4 Prozent der Stimmen gewählt wurde.[8]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
Auflösung (siehe Klingenberg)
2009 Kerstin Winkler CDU 85,4
2002 WV Klingenberg 34,5

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kirchenschiff als quergerichtetes Achteck
  • Kirche Pretzschendorf, von 1732 bis 1734 als Zentralbau im Barockstil errichtet

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landwirtschaft, früher Lebensgrundlage für die meisten Dorfbewohner, spielt noch heute eine bedeutende Rolle in der lokalen Wirtschaft neben kleinen und mittleren Handwerksbetrieben und dem Tourismus. In Pretzschendorf befindet sich eine Grundschule.

Von 1898 bis 1971 hatte Pretzschendorf mit den Stationen Niederpretzschendorf und Pretzschendorf Anschluss an die Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein.

Am östlichen Ortsrand liegt das Ultraleichtfluggelände Pretzschendorf.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Robert Silbermann, Friedrich Busch: Chronik von Pretzschendorf mit Röthenbach und Friedersdorf. Geißler, Frauenstein 1900 (Digitalisat)
  • Richard Steche: Niederpretzschendorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 67.
Commons: Pretzschendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Einwohnerstatistik 2021. In: gemeinde-klingenberg.de. Gemeindeverwaltung Klingenberg, abgerufen am 12. August 2022.
  2. Rittergut Pretzschendorf auf sachsens-schloesser.de
  3. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 72 f.
  4. Die Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  7. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2012
  8. Gewählte Bürgermeister und Amtsverweser am 30. Juni 2012 im Freistaat Sachsen nach Kreisen und ihrer Rechtsstellung (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) (PDF-Datei; 46,5 kB)