Ochsenkarren
Der Ochsenkarren ist ein einachsiger Wagen, der von zwei Ochsen gezogen wurde, archäologisch bereits im späten Neolithikum nachgewiesen. Beim Einsatz auf fahrfestem Untergrund (später auf Straßen) genügte mitunter ein Tier. Ab dem Spätmittelalter wurden aus wirtschaftlichen Gründen (Zugleistung plus Sekundärprodukte) gebietsweise Kühe wie das Glanrind als Zugtiere verwendet. Nur den Karren ist dank ihrer integrierten Deichsel eine Kippfunktion eigen. So kann Schüttgut durch Abschirren der Zugtiere sehr schnell entleert werden.
Dreieckswagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Dreieckswagen, eine neolithische Form des Karrens aus dem zirkumalpinen Raum, gehört zu den ältesten Lastentransportern, die (vermutlich bereits vor dem Jahre 3500 v. Chr.) mittels Ochsen bewegt wurden. In der Regel besitzt die Karre eine starre Achse und eine in den Lastenträger integrierte Deichsel, mittels der das Zugvieh über ein Joch verbunden ist.
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vermutlich in die Bronzezeit datierbar ist die Darstellung auf einem Felsbild im Val de Fontanalbe (in den ligurischen Alpen) Frankreich, die zwei Rinder im Joch zeigt, die einen einachsigen, zweirädrigen Karren (Dreieckswagen) ziehen.
Weitere Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ochsen zogen die Wagen unter dem Joch. Pferde wurden erst sehr viel später mit Hilfe des Kummets vor Karren mit schweren Lasten gespannt. Der Ochsenkarren verlor in Mitteleuropa gegenüber dem Pferdekarren seine Stellung, da Ochsen weniger Kraft als richtig geschirrte Pferde entwickeln können.
Mit der Industrialisierung hat in Westeuropa der Traktor, an den Anhänger gehängt werden, den Ochsenkarren weitgehend verdrängt. Er wird meist nur noch zu folkloristischen Zwecken benutzt.
In Costa Rica wurden Ochsenkarren mit Scheibenrädern benutzt, um die Kaffeeernte aus dem Zentraltal in einer 10- bis 15-tägigen Reise über die Berge zur Pazifikküste zu bringen. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Wagen mit immer aufwändigeren Designs bemalt. Heutzutage ist zwar die wirtschaftliche Bedeutung vergangen, sie werden aber weiterhin in Wettbewerben prämiert. 2008 wurde die „Ochsenkarrentradition in Costa Rica“ in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[1]
In weiten Teilen Afrikas war und ist der Ochsenkarren praktisch unbekannt. Der Vormarsch der burischen Voortrekker in das Innere des heutigen Südafrika erfolgte jedoch mit mehrachsigen Ochsenwagen (ossewag). Bei Gefahr bildeten sie mit den Wagen eine Wagenburg. In Osteuropa und weiten Teilen Asiens ist der Ochsenkarren bis heute in ländlichen Gebieten als Transportfahrzeug besonders in der Landwirtschaft verbreitet.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mamoun Fansa, Stefan Burmeister (Hrsg.): Rad und Wagen. Der Ursprung einer Innovation. Wagen im Vorderen Orient und in Europa. Von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3322-6
- Joachim Köninger u. a. (Hrsg.): Schleife, Schlitten, Rad und Wagen. Zur Frage früher Transportmittel nördlich der Alpen. In: Hemmenhofener Skripte 3, Freiburg 2002
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Oxherding and oxcart traditions in Costa Rica. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2008, abgerufen am 15. Dezember 2023 (englisch).