Online-Psychotherapie

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Der Begriff Online-Psychotherapie beschreibt den Vorgang einer Behandlung von Krankheiten, wobei der Therapeut mit seinen Klienten über den Einsatz eines Telefons oder eines Computers oder anderen technischen Medien über das Internet interagiert. Das Ziel der Online-Psychotherapie ist die möglichst vollständige Wiederherstellung der körperlichen und psychischen Funktionen.[1]

Die Psychotherapie stellt einen teilweise bewusst gesteuerten und strukturierten interaktiven Prozess dar, bei dem psychische oder psychosomatische Erkrankungen, Leidenszustände und/oder Verhaltensstörungen durch verbale und/oder nonverbale Kommunikation in Richtung auf ein gemeinsam definiertes und angestrebtes Ziel bearbeitet werden.[1] Durch die Entwicklung des technologischen Fortschrittes und der gesellschaftlichen Veränderung lässt sich seit mehr als 20 Jahren ein wissenschaftliches Forschungsinteresse an der Entwicklung und Anwendung digitaler Medien in der Psychotherapie bemerken. Die Online-Psychotherapie wird hierbei als innovative Alternative angesehen, mit dem Zweck, eine bestehende Versorgungslücke für Menschen mit psychischen Problemen zu decken.[2] Die Evidenz der Wirksamkeit der Online-Psychotherapie wurde belegt, wobei insbesondere zu der Behandlungen von Depressionen große Studien mit ausreichend Testpersonen existieren. Auch das Alter, das Geschlecht und das Grad der Bildung hat keinen Einfluss darauf, ob das Angebot einer Online-Psychotherapieherapie angenommen werden kann.[3][4] Der Markt für Online-Therapieangebote ist vielfältig und oft schwer zu durchschauen. Nicht jedes Angebot, das sich als „Therapie“ bezeichnet, entspricht tatsächlich den hohen Standards einer professionellen Behandlung – die Grenzen zu Lebenshilfe oder Coaching sind oft fließend. Vertrauenswürdige Programme werden von qualifizierten Fachleuten, wie Psychotherapeuten oder Ärzten, entwickelt. Eine gute Orientierung bieten detaillierte Beschreibungen zu der Therapie, die klare Informationen zu ihrer Entwicklung, wissenschaftlichen Überprüfung, dem Vertrieb und vor allem zum Datenschutz enthalten sollten.[5]

Der Einstieg einer Online-Psychotherapie wird mit einem Erstgespräch eingeleitet, welches gemeinsam mit allgemeinen Beratungsanfragen um die 12 % aller Anliegen in Deutschland betrifft. Dies dient meistens zur Orientierung und um die ersten Schritte in einer schwierigen Lebensphase zu starten. Die populärsten Thematiken in Deutschland sind mit 18 % die Angst- und Panikstörungen, welche gleichauf an der Häufigkeit mit den Beziehungsproblemen sind. Eine Problematik dabei ist, dass Angst- und Panikstörungen meist einen akuten Leidensdruck aufweist, wobei dann aber noch Monate auf einen Therapieplatz gewartet werden muss. Gefolgt davon ist die Thematik Stress und Burnout mit 9 %, Häufigkeit, wobei Trauma und Verarbeitung belastender Ereignisse eine Häufigkeit von 8 % aufweist. Lebenskrisen und Fragen zum Sinn des Lebens zählen mit 7 % ebenfalls zu den häufigeren Anliegen. Auch Themen wie Selbstwertgefühl, Beruf und Karriere sowie Depressionen werden oft angesprochen.[6]

Online-Therapiekurse

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Bei den Online-Therapiekursen werden elektronische Geräte wie Computer, Tablet oder Smartphones verwendet, welche für die Prävention, die Behandlung und Nachsorge psychischer und körperlicher Erkrankungen helfen. Diese Kurse beinhalten Online-Selbsthilfeprogramme, Gesundheits-Apps, Online-Kurse, digitale Gesundheitsanwendungen, aber auch virtuelle Realitäten zur Konfrontation mit angstauslösenden Situationen. Dabei kann die Bedienung selbstständig oder in Begleitung mit einem Psychologen oder einem Psychotherapeuten erfolgen.[7]

Die Online-Psychotherapie erreicht Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage oder nicht bereit sind, eine klassische Therapie vor Ort wahrzunehmen. Dies kann an gesundheitlichen, persönlichen, zeitlichen oder auch räumlichen Einschränkungen liegen. Vor allem in Gebieten, wo eine relativ geringe Dichte an Psychotherapeuten besteht, bietet die Online-Psychotherapie eine Erweiterung der Verfügbarkeit an, was vor allem bei einem akuten Leidensdruck eine wichtige Unterstützung sein kann. Bei einer videobasierten Psychotherapie muss zum Beispiel kein Termin abgesagt werden, falls kurzfristig eine Termineinhaltung nicht wahrgenommen werden kann oder man sich gerade auf Reisen befindet.[7][8] Bei Thematiken wie Schamgefühl und Stigmatisierung kann die Online-Variante der betroffenen Person helfen, da die Möglichkeit von Anonymität gegeben sein kann.[6]

Online-Therapiekurse bieten darüber hinaus den Vorteil, dass sie flexibel und unabhängig von festen Terminen genutzt werden können – ganz nach den eigenen Bedürfnissen und Zeitplänen. So ermöglichen sie einen selbstbestimmten Umgang mit eigenen Symptomen und fördern das Selbstvertrauen der Teilnehmer. Diese Kurse eignen sich besonders für Menschen, deren Alltag es erschwert, regelmäßig zu einem festen wöchentlichen Termin zu erscheinen. Zudem sprechen sie auch diejenigen an, die sich Unterstützung wünschen, aber das Gefühl haben, noch nicht „krank genug“ zu sein, um eine klassische Psychotherapie zu beginnen.[7]

Ein Nachteil von Online-Psychotherapien ist, dass technische Probleme wie Internetstörungen oder mangelnde Privatsphäre zu Hause die Sitzungen beeinträchtigen können, was sie weniger effektiv macht als Vor-Ort-Therapien. Auch bestimmte Übungen, wie Rollenspiele, lassen sich über Video nur schwer durchführen. Viele Therapeuten bieten daher eine Kombination aus Präsenz- und Online-Sitzungen an, um die Vorteile beider Ansätze zu nutzen.[7] Die räumliche Distanz erschwert eine genaue Diagnose der Erkrankung, außerdem kann bei einer akuten Notfallsituation nur schwer eingegriffen und geholfen werden. Es besteht auch die Gefahr von Datenmissbrauch durch Dritte. Bei Computerprogrammen und Apps ist es oft schwer, herauszufinden, wer die Anbieter sind und welche Angebote davon vertrauenswürdig sind.[8] Einige Patienten empfinden es schwieriger, Vertrauen und Nähe zu ihrem Therapeuten aufzubauen. Dies kann die Qualität der therapeutischen Beziehung beeinflussen, obwohl Studien zeigen, dass Online-Therapie oft ähnlich effektiv wie Face-to-Face-Sitzungen sein kann. Somit sollte beachtet werden, dass die Online-Therapie nicht für jeden gleich gut geeignet ist und hierbei persönliche Differenzen bestehen können.[9]

Einzelnachweise

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  1. a b Ingo Spitczok von Brisinski: Therapie. Abgerufen am 27. November 2024.
  2. Heide Maria Winkler, Sophie Gattermeyer: Psychotherapie via Internet – Chancen und Risiken in der digitalen Welt? Einstellungen von Psychotherapeut*inn*en und Öffentlichkeit zur Anwendung von internetbasierten Interventionen in der Psychotherapie in Österreich - Eine vergleichende quantitative Analyse. In: SFU Forschungsbulletin. 22. Dezember 2021, ISSN 2308-0795, S. 9–38, doi:10.15135/2021.9.2.9-38 (sfu.ac.at [abgerufen am 11. Dezember 2024]).
  3. Psychotherapie übers Internet: „Die Wirksamkeit von Online-Therapien ist längst belegt“. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 11. Dezember 2024]).
  4. RELATUS MED: Studie zeigt Vorteile von Online-Therapie. Abgerufen am 11. Dezember 2024 (deutsch).
  5. dpa1: Therapie aus dem Netz: Die Vor- und Nachteile. 3. Februar 2016, abgerufen am 16. Dezember 2024 (deutsch).
  6. a b Online-Psychotherapie: Daten zeigen, wie und warum Menschen sie nutzen. 25. November 2024, abgerufen am 13. Dezember 2024.
  7. a b c d Fee Schröder: Online-Therapie: Ohne Wartezeit zu psychologischer Hilfe. In: HelloBetter. 26. April 2023, abgerufen am 11. Dezember 2024 (deutsch).
  8. a b Online-Psychotherapie ergänzt wirksam die Behandlung psychischer Erkrankungen. 24. Dezember 2012, abgerufen am 11. Dezember 2024 (deutsch).
  9. Online-Therapie: Einblicke in die Vor- und Nachteile davon sowie Tipps, wie du den/die richtige Psychotherapeut:in findest – ama mind. 25. November 2023, abgerufen am 16. Dezember 2024 (deutsch).