Oude Kerk (Amsterdam)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Orgel der Oude Kerk (Amsterdam))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Kirche wurde nicht freigelegt, noch immer grenzen frühere Bürgerhäuser direkt an die Fassade
Barock geprägter Turmhelm
Grundriss
Kirchenfenster der Oude Kerk
Hölzerne Dachkonstruktion der Oude Kerk (Seitenschiff)
Christian-Vater-Orgel (1726)

Die Oude Kerk (deutsch Alte Kirche) ist das älteste erhaltene Bauwerk in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam. Sie befindet sich im Amsterdamer Rotlichtviertel (De Wallen). Die Kirche wurde 1306 dem Patronat des heiligen Nikolaus anvertraut. Neben Gottesdiensten finden Ausstellungen und Konzerte in der Kirche statt.

Am Standort der Oude Kerk befand sich im 13. Jahrhundert eine kleine hölzerne Kapelle mit Friedhof. Mutterkirche war die Kirche von Ouderkerk, doch wuchs die Kirche in Amsterdam schnell und wurde 1334 selbständige Pfarrkirche, die dem heiligen Nikolaus geweiht war. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde von dieser die im Westen der Stadt gelegene Nieuwe Kerk (Neue Kirche) abgepfarrt, woher sich die jeweiligen Bezeichnungen ableiten.

Der hölzerne Ursprungsbau der Kirche war in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts durch einen steinernen Saalbau ersetzt worden. Nach 1300 erfolgte der Bau einer dreischiffigen Hallenkirche, die vermutlich die erste Hallenkirche der Niederlande war. Um 1330 erhielt die Kirche einen neuen Chor, zwischen 1330 und 1350 wurden breitere Seitenschiffe angefügt. In späterer Zeit wurde die Kirche nach Osten vergrößert und ein fünfseitiger Chorumgang gebaut. 1380–1412 erfolgte im Norden der Anbau der Georgskapelle, 1450–1460 im Süden der Anbau der Sebastianskapelle. Im 16. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff erhöht und der Turm vergrößert.

Im Mittelalter war die Kirche, zeitweise nur teilweise, mit Buntglasfenstern ausgestattet, die die Kirche in unterschiedlichen Farbvarianten belichteten. Die drei Buntglasfenster links im Frauenchor sind die einzigen Fenster aus der vorreformatorischen Zeit. Die zwei östlichen Fenster wurden restauriert. Auf dem linken ist Maria auf ihrem Sterbebett mit den umstehenden Aposteln abgebildet. 1566 fiel die mittelalterliche Ausstattung dem Bildersturm zum Opfer, nach 1578 erfolgte eine Neugestaltung für den protestantischen Gottesdienst. Von 1584 bis 1611 diente die Kirche auch als Börse.

1951 musste die Kirche wegen Einsturzgefahr geschlossen werden und wurde 24 Jahre lang restauriert. Eine erneute Renovierung fand 1994–1998 statt.

Begräbnisstätte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Oude Kerk befinden sich an die 2.500 Gräber, in denen etwa 10.000 Amsterdamer Bürger beigesetzt sind, darunter:

Die heutige große Orgel wurde 1724 bis 1726 von Christian Vater, einem Schüler von Arp Schnitger, mit 45 Registern in norddeutscher Tradition gebaut. Sie ersetzte das Instrument von Hendrik Niehoff, an dem Jan Pieterszoon Sweelinck 44 Jahre Organist war. Nicht geklärt ist, wie Vater den Auftrag für den Neubau in Amsterdam erhielt. Möglicherweise stellte sein Mitarbeiter Matthias Schultze die Verbindung her.[1] Johann Caspar Müller, ein jüngerer Bruder von Christian Müller, erweiterte die Orgel 1742 um neun Register. Änderungen erfolgten 1869/1870 und 1879 durch Christian Gottlieb Friedrich Witte, der die Klaviaturen und die Traktur erneuerte sowie einige Register im romantischen Stil umdisponierte. Die Firma S. F. Blank rekonstruierte 1979 die Bälge und 1987 die Klaviaturen. In den Jahren 2015–2019 führte Orgelmakerij Reil eine umfassende Restaurierung des gewachsenen Zustands durch, wobei möglichst wenig Eingriffe in die Intonation vorgenommen wurden.[2]

I Rugwerk C–c3
01. Prestant 08′
02. Holpijp 08′
03. Quintadena 08′
04. Octaaf 04′
05. Gemshoorn 04′
06. Quint 03′
07. Octaaf 02′
08. Woudfluit 02′
09. Cornet disc V
10. Sexquialter II–IV0
11. Carillon III–IV
12. Mixtuur V–VIII
13. Scherp III–V
14. Fagot 16′
15. Trompet 08′
Tremulant
II Hoofdwerk C–c3
16. Prestant 16′
17. Bourdon 16′
18. Prestant 08′
19. Holpijp 08′
20. Quint 06′
21. Octaaf 04′
22. Roerfluit 04′
23. Roerquint 03′
24. Octaaf 02′
25. Fluit 02′
26. Sexquialter disc IV0
27. Mixtuur V–VIII
28. Scherp IV–VI
29. Trompet 16′
30. Trompet 08′
Tremulant
III Bovenwerk C–c3
31. Quintadena 16′
32. Prestant 08′
33. Baarpijp 08′
34. Quintadena 08′
35. Viola di Gamba 08′
36. Octaaf 04′
37. Gemshoorn 04′
38. Nasard 03′
39. Sexquialter IV0
40. Cymbel III
41. Trompet 08′
42. Dulciaan 08′
43. Vox Humana 08′
Tremulant
Pedal C–d1
44. Prestant 16′
45. Subbas 16′
46. Prestant 08′
47. Roerquint 06′
48. Octaaf 04′
49. Nachthoorn0 02′
50. Mixtuur VI
51. Bazuin 16′
52. Trompet 08′
53. Trompet 04′
54. Zink 02′
  • Koppeln: I/II, III/II, II/P
  • Stimmung: ca. 18 über a1 = 440 Hz, gleichschwebend
Kleine Orgel von Ahrend & Brunzema (1965)

Im Jahr 1544 baute Niehoff eine kleine Orgel (II/P/13) im Querschiff, die 1658 von Hans Wolff Schonat ersetzt wurde. Orgelbauer J. C. Friedrichs verwendete das Pfeifenwerk 1823 für die Orgel in der Zuiderkerk, während das Gehäuse in der Oude Kerk verblieb. Im 19. Jahrhundert führten Umdisponierungen zu einer Veränderung des Klangbilds. Als die Zuiderkerk 1929 geschlossen wurde, erwarb die Oosterkerk in Aalten die Orgel. Dort wurde 1977 die Friedrichs-Orgel rekonstruiert. Das Schonat-Pfeifenwerk gelangte 1975 an die Groene of Willibrordkerk in Oegstgeest. In der Oude Kerk rekonstruierten Ahrend & Brunzema 1965 die Schonat-Orgel anhand der 1773 von Joachim Hess überlieferten Disposition, ergänzt um ein Gemshoorn 2′, hinter dem alten Gehäuse von Schonat. Die gleichstufige Stimmung wurde im Jahr 2002 in eine mitteltönige Stimmung verändert. Die Pfeifen der Octaaf 2′ wurden eingekürzt und für ein Sifflet 113′ wiederverwendet und die Quint 3′ zu einer Fluit 4′ umgearbeitet. Die Disposition lautet seitdem wie folgt:[3]

I Hoofdwerk C–d3
Prestant 08′
Quintadeen 08′
Holpijp 08′
Octaaf 04′
Fluit 04′
Gemshoorn 02′
Sifflet 113
Mixtuur IV–VI0
Scherp IV–VI
Trompet 08′
II Borstwerk C–d3
Gedekt 8′
Prestant0 4′
Octaaf 2′
Dulciaan 8′
Pedaal C–d1
Bourdon0 16′
Prestant 08′
Trompet 08′

Glocken und Carillon

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Glockenstube hängen vier Glocken: Glaube (b0, ≈3.700 kg, ⌀ 1.750 mm), Hoffnung (d1, ⌀ 1.400 mm), Liebe (f1, ⌀ 1.170 mm) und Freiheit (b1, ⌀ 870 mm). Die Glocken hängen an verkröpften Jochen und werden seit jeher von Hand geläutet. In der unteren Laterne des Turmhelms hängt ein Carillon, das ursprünglich im Jahre 1658 von François Hemony gegossen wurde.[4] Die Tonfolge reicht von b0 (≈3.400 kg), c1, d1 chromatisch bis b4. Von den ursprünglichen 35 Hemony-Glocken sind heute nur noch die größten 14 erhalten (b0 bis cis2), die anderen sind von Eijsbouts. Das Glockenspiel ist in mitteltöniger Stimmung gestimmt. Der Stokkenspieltisch wurde 1991 von der Glockengießerei Eijsbouts gebaut.

In der darüberliegenden Turmlaterne befindet sich eine Uhrschlagglocke aus dem Jahre 1505. Im Dachreiter über der Vierung hängt seit 2006 anstelle einer Vorgängerin wieder eine Angelusglocke (⌀ 770 mm) aus der Glockengießerei Eijsbouts, die zum Vaterunser geläutet wird.

Commons: Oude Kerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974–1991. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 978-3-7959-0862-1, S. 98.
  2. Orgel Databank, abgerufen am 20. März 2019.
  3. Amsterdam, Oude kerk, koororgel, abgerufen am 15. Oktober 2019.
  4. Wim Alings: Kentekens in stad en land. Nefkens, Utrecht 1978, S. 37.

Koordinaten: 52° 22′ 27″ N, 4° 53′ 53″ O