Progressive Organisationen der Schweiz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von POCH)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mitgliederausweis Progressive Organisationen der Schweiz 1974

Die Progressiven Organisationen der Schweiz, meist kurz POCH genannt, waren eine linke politische Partei, die bis Anfang der 1990er-Jahre aktiv war.

Die POCH wurden im Zuge der 1968er-Studentenbewegung als Partei mit kommunistischer Orientierung gegründet. Daniel Vischer[1] wurde Politischer Sekretär.

1977 gründeten Frauengruppen der POCH die Organisation für die Sache der Frau (OFRA), die autonom agierte, der Partei aber weiterhin nahe stand.

Auf dem Kongress im Jahr 1978 propagierte man eine «demokratische Erneuerung» als «neue[s] Leitmotiv», «der historisch gewordene Pluralismus [… wurde] ausdrücklich anerkannt. […] Eine Überwindung des Kapitalismus» sei «nur durch weltweites Zusammenwirken aller revolutionären und demokratischen Bewegungen einschliesslich der kommunistischen Parteien möglich», doch floss «nun eine gewisse Kritik am ‹Machtmissbrauch› in den Oststaaten ein.»[2] 1980 befand sich die Partei «im Aufwind […] infolge des Gewinns neuer parlamentarischer Positionen (1979 in Zürich, Basel-Land, Luzern und Tessin; Gemeindewahlresultaten in Luzern)» und verstärkte ihre Zentralorgane.[3]

1987 distanzierten sich die POCH vom Marxismus-Leninismus[4] und nannten sich fortan POCH-Grüne. Nach der Auflösung der einzelnen Kantonalparteien zwischen Ende der 1970er Jahre und 1993 traten viele POCH-Mitglieder der Grünen Partei bei, manche auch den Sozialdemokraten, und die Partei wurde aufgelöst. Als letzte kantonale Sektion löste sich 1993 diejenige in Basel-Stadt auf, aus der die heute noch bestehende Partei BastA hervorging. Auf POCH-Listen gewählte Parlamentarier in kantonalen und kommunalen Parlamenten versahen jedoch ihre Funktion noch bis ans Ende ihrer Amtszeit.[5]

Seinen Ursprung in den POCH hat der Rotpunktverlag in Zürich. Dieser wurde 1976 als Genossenschaft «Rotpunkt Verlag (RPV)» auf Beschluss der Parteileitung mit dem Zweck gegründet,[6] «die Herausgabe und Verbreitung sozialistischer Literatur zu fördern».[7] Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1997[8] wurde der Zweck zurückhaltender formuliert; demnach geht es nun um gesellschaftskritisches Engagement.[9]

Indirekter Nachfolger der POCH in der Stadt Zürich ist die Alternative Liste, die nach Auflösung der dortigen POCH-Sektion gegründet wurde.

Ergebnisse der Wahlen zum Nationalrat

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. André Mach, Baptiste Antoniazza, Michael A. Strebel: De la domination patricienne aux bastions de la gauche : les mutations des rapports de force politiques. In: André Mach, Pedro Araujo, Pierre Benz, Claire-Lise Debluë, Geoffroy Legentilhomme, Michael A. Strebel (Hrsg.): Élites et pouvoir dans les grandes villes suisses (1890–2020) (= Collection Les routes de l’histoire). Éditions Livreo-Alphil, Neuchâtel 2024, ISBN 978-2-88950-237-0, Kap. 6, S. 135–152 , hier das Encadré 6.1: Les rebelles à leur classe : quand des patriciens s’engagent pour la cause ouvrière, S. 139 f.
  2. Peter Gilg: Der POCH-Kongress in 1978. In: anneepolitique.swiss. 10. Oktober 2018, abgerufen am 16. September 2021.
  3. Peter Gilg: Linke und ökologische Parteien. In: anneepolitique.swiss. 8. August 2021, abgerufen am 16. September 2021.
  4. Lucien Scherrer: Die 68er und die Kunst des Verdrängens – wie linke Veteranen ihre Vergangenheit beschönigen. In: Neue Zürcher Zeitung. 17. August 2018, abgerufen am 16. September 2021.
  5. Vgl. Stefan Hess: Progressive Organisationen Riehen. In: Gemeinde Lexikon Riehen.
  6. Patrizia Grab: 30 Jahre Rotpunktverlag. Engagierte Bücher für engagierte Leserinnen und Leser. (pdf; 3,2 MB) In: brandes-apsel-verlag.de. 31. Mai 2007, S. 6, abgerufen am 16. September 2021.
  7. Eintrag der Genossenschaft «Rotpunkt Verlag (RPV)» im Handelsregister des Kantons Zürich. In: zh.powernet.ch. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. September 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/zh.powernet.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Patrizia Grab: 30 Jahre Rotpunktverlag. Engagierte Bücher für engagierte Leserinnen und Leser. (pdf; 3,2 MB) In: brandes-apsel-verlag.de. 31. Mai 2007, S. 13, abgerufen am 16. September 2021.
  9. Rotpunktverlag AG. In: zh.chregister.ch. 12. Juni 1997, abgerufen am 16. September 2021.
  10. Bericht an den Nationalrat über die Nationalratswahlen für die 41. Legislaturperiode. (pdf; 3,8 MB) 14. November 1979, S. 884, 932, abgerufen am 16. September 2021.
  11. Bericht an den Nationalrat über die Nationalratswahlen für die 42. Legislaturperiode. (pdf; 4,7 MB) 9. November 1983, S. 302, 337, 378, abgerufen am 16. September 2021.
  12. Bericht an den Nationalrat über die Nationalratswahlen für die 43. Legislaturperiode. (pdf; 4,7 MB) 11. November 1987, S. 500, 583, 593, abgerufen am 16. September 2021.