Kontinentalrand

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Passiver Kontinentalrand)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zum Kontinentalrand gehören Kontinentalschelf, Kontinentalhang und Kontinentalfuß. Er bildet den Übergang zum Tiefseebecken.

Der Kontinentalrand ist der Übergang von einem Kontinent in den ozeanischen Bereich. Die Kontinentalränder sind für die Stratigraphie von besonderer Bedeutung, weil an ihnen oder unmittelbar vor ihnen im Laufe der Erdgeschichte Sedimente abgelagert wurden, die zum Großteil unsere heutigen Abfolgen von Sedimentgesteinen ausmachen. Das gilt auch für das aktuelle geologische Geschehen.

Kontinentalränder gliedern sich in

Etwas weniger als ein Drittel der Ozeanfläche besteht aus Kontinentalrandgebieten.[1]

Nach der geologischen Struktur und der Rolle, die der Kontinentalrand am Geschehen der Plattentektonik einnimmt, wird zwischen aktiven und passiven Kontinentalrändern unterschieden.[2]

Passive Kontinentalränder

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schematische Darstellung eines passiven Kontinentalrands

Sie grenzen nicht direkt an eine Kontinentalplattengrenze, und an ihnen finden keine aktiven plattentektonischen Vorgänge statt. Sie sind vor allem durch Dehnung, Grabenbildung und Ablagerung von Sedimenten gekennzeichnet. Sie bilden einen Schelfbereich aus, der mehrere hundert Kilometer breit und mehrere tausend Kilometer lang sein kann. Auf dem Schelfbereich können sich mächtige Gesteinsserien bilden, die je nach klimatischem Bereich auch als Riffgürtel ausgebildet sein können, wie etwa das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens.

Weitere Beispiele für passive Kontinentalränder sind unter anderem die Ostküsten Nord- und Südamerikas, die atlantische Küste Europas und Afrikas und neben der Ostküste auch die Süd- und Westküste Australiens.

Aktive Kontinentalränder

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schematische Darstellung eines aktiven Kontinentalrands

Darunter werden in der Regel reine Ozean-Kontinent Kollisionen verstanden, welche direkt an plattentektonischen Grenzen, vorwiegend an Tiefseerinnen über Subduktionszonen, untergeordnet auch an Transformstörungen, liegen. An der Küste des Kontinents führt die Kollision in der Regel zur Entstehung eines Gebirges, wie beispielsweise der Anden. Aktive Kontinentalränder vom Typ Ozean-Kontinent Kollision zeichnen sich durch schmale bis fehlende Schelfregionen und einen steilen Abfall in eine nur wenige Zehner Kilometer vor der Küste liegende Tiefseerinne aus. Häufig wird die Küste von vulkanischen Gebirgszügen begleitet.

Beispiele für aktive Kontinentalränder sind unter anderem die Westküsten Nord- und Südamerikas sowie die Ostküste Asiens, die alle dem Pazifischen Feuerring zuzurechnen sind.

Kontinentalränder im weiteren Sinne umfassen ebenso Kollisionen zweier ozeanischer Platten; wenn diese kollidieren entsteht neben einer Subduktionszone, welche bis tief in den Erdmantel reicht, ein oberirdischer Inselbogen.

Ebenso kann der Begriff Kontinentalrand im weiteren Sinne eine Kontinent-Kontinent Kollision beschreiben, welche meist durch eine Überschiebung und ein Gebirge z. B. Alpen oder Himalaya charakterisiert ist; oft geht erdgeschichtlich betrachtet einer Kontinent-Kontinent Kollision ein aktiver Kontinentalrand voraus.

  • Rudolf Hohl (Hrsg.): Die Entwicklungsgeschichte der Erde. 6. Auflage, (Nachdruck der 5., überarbeiteten Auflage). Werner Dausien, Hanau 1985, ISBN 3-7684-6526-8.
  • Wolfgang Frisch, Martin Meschede, Plattentektonik. Kontinentverschiebung und Gebirgsbildung. 6. aktualisierte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2021. ISBN 978-3-534-27250-1

Quellen und Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hohl (Hrsg.): Die Entwicklungsgeschichte der Erde. 1985, S. 158.
  2. Die Ausdrücke atlantischer Typ für passive Kontinentalränder und pazifischer Typ für aktive Kontinentalränder sind heute nicht mehr gebräuchlich