Qaasim Illi

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Abdel Azziz Qaasim Illi (* 1982 als Patric Jerome Illi in Schaffhausen; heimatberechtigt in Bonstetten) ist ein Schweizer islamistischer Propagandist und Vorstandsmitglied des fundamentalistischen Vereins Islamischer Zentralrat Schweiz (IZRS). Er wurde wegen antisemitischer Rassendiskriminierung und wegen Verbreitung von Propaganda für die dschihadistische Terrorgruppe al-Qaida verurteilt.

Jugend und Beruf

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Illi wurde in Schaffhausen geboren.[1] Als er zwölf Jahre alt war, wanderten seine Eltern auf die Philippinen aus, um ein Hotel zu betreiben. Illi wollte in der Schweiz bleiben und verbrachte seine Jugend in einer Pflegefamilie. Diese gehörte einer puritanisch-christlichen Freikirche an.[2] Nach dem Besuch der Sekundarschule absolvierte er eine Lehre als Informatiker. Illi gründete die «B+B Electronics» und war bis September 1999[3] unter dem eigenen Schaffhauser Label «Hardbeat Rec. – The Trance / Techno Lable»[4] Veranstalter von Techno-Partys.[5] Sein letzter Rave war die «Troja II» auf dem Sulzer-Areal in Winterthur.[6]

lli nahm 2009 ein Studium der Geschichte und Islamwissenschaft an der Universität Bern auf und erhielt dafür alleine im Jahr 2010 über 38'000 Franken staatlicher Studierendenförderung.[7]

Illi war vier Jahre lang Mitglied der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS).[8] Im Jahr 2002 war er Mitveranstalter einer Kundgebung in Schaffhausen gegen den Beitritt der Schweiz zur UNO,[9] an der unter Lukas Reimann auch die Organisation Young4FUN.ch teilgenommen hatte.[10]

Illi wandte sich dann dem politischen Islam zu, Konversion_(Religion)#Islam konvertierte und nahm den Vornamen „Abdel Azziz Qaasim“ an. Er wurde Vorstandsmitglied[11] und als «Departementsleiter für Public Relations und Information» Kontaktperson[12] und gemäss Statuten Aktuar[13] des radikal-islamischen Vereins «Islamischer Zentralrat Schweiz (IZRS)».

Laut einem Bericht der Weltwoche bejubelte Illi mehrfach palästinensische Selbstmordattentate. So bezeichnete er 16 israelische Todesopfer eines Busattentates auf seiner Homepage als „Zionisten-Besatzungs-Bastarde“, die „erlegt“ worden seien.[10] Illi wurde wegen antisemitischer Rassendiskriminierung verurteilt.[14] Bekannt wurde er 2002 der breiten Bevölkerung durch seinen Besuch bei Hamas-Gründer Scheich Ahmad Yasin.[15] Illi gründete die Organisation «Pro-PLO Schweiz» in Schaffhausen, ihr Kern bestand aus sechs zum Islam konvertierten Schweizern.[16][17]

Auf einer Demonstration in Zürich veranlasste Illi das Verbrennen einer Israel-Flagge, nach Einschreiten von Zuschauern bezeichnete er die Schweiz als «zionistisch unterwanderten Staat».[18] Ein 2003 eröffnetes Ermittlungsverfahren der schweizerische Bundesanwaltschaft gegen Illi wegen des Verdachts auf Vorbereitung von Sprengstoffdelikten[19] wurde im März 2004 eingestellt.[20] Die «Pro-PLO Schweiz» wurde auf Ende 2004 offiziell aufgelöst, deren Website blieb jedoch aktiv und wurde nun in Khartum betrieben.[17]

Im November 2016 leitete die Staatsanwaltschaft aufgrund des „Bundesgesetzes über das Verbot der Gruppierungen «Al-Qaïda» und «Islamischer Staat» sowie verwandter Organisationengegen“ ein Ermittlungsverfahren gegen Illi und IZRS-Präsident Nicolas Blancho ein, nachdem diese Interviews mit einem Al-Qaida-Rädelsführer bei YouTube veröffentlicht hatten, die bis zu 100'000 mal abgerufen worden waren. Aus formalen Gründen erfolgte zunächst Freispruch, im Januar 2022 wurde Illi jedoch vom Berufungsgericht des Bundesstrafgerichts zu 16 Monaten bedingter Haft verurteilt.[21][22] Das Bundesgericht nahm die Beschwerde gegen das Urteil nicht an, womit es rechtskräftig wurde.[23]

Seine Frau Nora lernte Illi bei einer Solidaritätsaktion für Palästina kennen und heiratete sie 2003 in Jordanien.[24] Sie erlag 2020 einem Krebsleiden. Das Paar hatte sechs gemeinsame Kinder.

Einzelnachweise

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  1. Naïm Cherni: Les membres de la direction du CCIS. (Memento des Originals vom 3. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.letemps.ch In: Le Temps, 10. Mai 2010, abgerufen am 19. Januar 2012.
  2. Der Islam gibt ihm den Halt, den er sucht. In: Tages-Anzeiger, 12. Februar 2010; abgerufen am 17. Januar 2012.
  3. Showdown of Hardbeat Rec. - Come back on 1th of Nov 1999 (Memento vom 4. Oktober 1999 im Internet Archive); abgerufen am 23. November 2013.
  4. Hardbeat Records. (Memento vom 28. Januar 2015 im Internet Archive) flix.de, 27. November 1999; abgerufen am 23. November 2013.
  5. Kriminal-Tango statt Techno Party. In: Schaffhauser Bock, 16. September 1999; abgerufen am 17. Januar 2012.
  6. Throughbreak 3 abgesagt! partyzoom.ch, 7. September 1999; abgerufen am 17. Januar 2012.
  7. Blancho und Illi vom Islamischen Zentralrat erhalten 40 000 Franken Stipendien. In: Aargauer Zeitung, 27. Oktober 2010; abgerufen am 17. Januar 2012.
  8. Qaasim Illi war Auns-Mitglied. In: Tages-Anzeiger.ch, 30. Mai 2010
  9. Oeffentliche Kundgebung gegen den UNO Beitritt (Memento vom 1. Juni 2002 im Internet Archive) In: patricilli.net; abgerufen am 17. Januar 2012.
  10. a b Bin Laden in Biel. In: Die Weltwoche, 14. April 2010; abgerufen am 17. Januar 2012.
  11. Vorstand IZRS (Memento vom 11. Dezember 2011 im Internet Archive), Website des IZRS; abgerufen am 17. Januar 2012.
  12. Eintrag des Islamischen Zentralrats Schweiz. Handelsregister des Kantons Bern.
  13. Statuten IZRS. (Memento vom 21. Februar 2012 im Internet Archive) Website des IZRS; abgerufen am 18. Januar 2012.
  14. Hannes von Wyl: «IZRS-Sprecher Illi und Pornografie – das ist Doppelmoral». In: Tages-Anzeiger. 21. April 2016, abgerufen am 28. November 2016.
  15. «Zionisten sauber erlegt»: Wie extrem sind Schweizer Islamisten? (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive) In: Blick, 29. Januar 2010; abgerufen am 17. Januar 2012.
  16. «Bericht Innere Sicherheit der Schweiz» Differenzierte Lagedarstellung zur inneren Sicherheit im Jahr 2003. (Memento des Originals vom 17. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ejpd.admin.ch Bundesamt für Polizei, Medienmitteilungen, fedpol, 2. Juni 2004; abgerufen am 18. Januar 2012. ejpd.admin.ch (Memento vom 25. Januar 2015 im Internet Archive; PDF)
  17. a b «Bericht Innere Sicherheit der Schweiz» Differenzierte Lagedarstellung zur inneren Sicherheit im Jahr 2004. (Memento des Originals vom 17. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ejpd.admin.ch Bundesamt für Polizei, Medienmitteilungen, fedpol, 26. Mai 2005; abgerufen am 17. Januar 2012. ejpd.admin.ch (Memento vom 17. Mai 2014 im Internet Archive; PDF)
  18. Hinter dem Schleier. Muslim-Report Schweiz. (Memento des Originals vom 2. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sendungen.sf.tv Video in: DOK, Schweizer Fernsehen, 4. April 2010. (51 Minuten). Ein Film von Karin Bauer (siehe ab 32:52 bis 34:30)
  19. Hamas-Fan im Visier In: Blick, 2. August 2003; abgerufen am 17. Januar 2012.
  20. Erneutes Verfahren gegen PRO-PLO Schweiz. news.ch, 4. August 2003; abgerufen am 17. Januar 2012.
  21. Propagandavideos des IZRS: Bundesgericht hebt Freispruch von Nicholas Blancho und Qaasim Illi auf In: NZZ, 13. März 2020
  22. Qaasim Illi und Nicolas Blancho in Berufung verurteilt. In: swissinfo.ch. 27. Januar 2022 (swissinfo.ch [abgerufen am 22. September 2022]).
  23. Propaganda für Al-Kaida: Illi und Blancho verurteilt. In: SRF. 14. März 2024 (srf.ch [abgerufen am 11. Dezember 2024]).
  24. Hinter dem Schleier. In: Der Sonntag, 25. Juni 2011; abgerufen am 17. Januar 2012.