Martin Rade

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Paul Martin Rade (* 4. April 1857 in Rennersdorf; † 9. April 1940 in Frankfurt am Main) war ein evangelischer Theologe und linksliberaler Politiker (NSV, FSV, FVP, DDP).

Leben und Wirken

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Martin Rade besuchte die Gymnasien in Bautzen und Zittau und studierte an der Universität Leipzig Evangelische Theologie. Nach einer Hauslehreranstellung wurde er Pfarrer in Schönbach in der Oberlausitz und 1892 bis 1899 in Frankfurt am Main an der Paulskirche.

1899 erhielt Rade eine Professur für Evangelische Theologie an der Universität Marburg.

Bei der Reichstagswahl 1912 sollte er als gemeinsamer Kandidat der Liberalen für den Wahlkreis Gießen-Grünberg-Nidda antreten, doch seine von der Fortschrittlichen Volkspartei vorgeschlagene Kandidatur wurde von den Nationalliberalen abgelehnt.[1] Von 1919 bis 1921 gehörte er als Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung an.

Rade hatte als Hochschullehrer und Publizist eine große Wirkung auf die zeitgenössische Theologie. Er gilt als ein Hauptvertreter des Kulturprotestantismus.

1886/87 gab Rade in Leipzig bei dem Verleger Friedrich Wilhelm Grunow den ersten Jahrgang der von ihm gegründeten Zeitschrift Evangelisch-lutherisches Gemeindeblatt für die gebildeten Glieder der evangelischen Kirchen heraus. Mitherausgeber und Mitarbeiter waren weitere Schüler und Anhänger des Göttinger Theologen Albrecht Ritschl. Seit dem Folgejahr 1888/89 erschien die Zeitschrift unter dem Namen Die Christliche Welt.

Die Christliche Welt erschien in 55 Jahrgängen bis zur kriegsbedingten Einstellung im Mai 1941, zuletzt herausgegeben von Hermann Mulert. Seit 1922 wurde sie in Leipzig bei dem Gothaer Verleger Leopold Klotz (1878–1956) verlegt, der die Zeitschrift ein Jahr zuvor von Rade übernommen hatte.

Martin Rade war seit 1889 mit Dora Naumann (1868–1945), einer Schwester des linksliberalen Parteiführers Friedrich Naumann, verheiratet. Sein Sohn Gottfried (1891–1987) wurde ebenfalls Theologe, war dann aber hauptamtlich für die DDP in den Wahlkreisen Hessen-Nassau und Dresden tätig und emigrierte 1933 in die Schweiz, wo er lange Jahre als Pfarrer amtierte.[2]

Briefe

Einträge in biografischen Lexika

Weitere Literatur

  • Jörn-Peter Leppien: Martin Rade und die deutsch-dänischen Beziehungen 1909–1929. Ein Beitrag zur historischen Friedensforschung und zur Problematik des Nationalismus. Wachholtz, Neumünster 1981 (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Band 77), ISBN 3-529-02177-6.
  • Axel Meißner: Martin Rades „Christliche Welt“ und Armenien. Bausteine für eine internationale Ethik des Protestantismus (= Studien zur orientalischen Kirchengeschichte. Band 22). Lit, Berlin/Münster 2010, ISBN 3-825-86281-X.
  • Anne Christine Nagel: Martin Rade – Theologe und Politiker des sozialen Liberalismus. Eine politische Biographie (= Religiöse Kulturen der Moderne. Band 4). Kaiser, Gütersloh 1996, ISBN 3-579-02603-8.
  • Johannes Rathje: Johannes Rathje: Die Welt des freien Protestantismus. Ein Beitrag zur deutsch-evangelischen Geistesgeschichte. Dargestellt an Leben und Werk von Martin Rade. Klotz, Stuttgart 1952 (Digitalisat).

Einzelnachweise

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  1. Vossische Zeitung Nr. 356, 1. August 1910, S. 2.
  2. Vgl. Findbuch zum Bestand Gottfried Rade im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach, N 116.
  3. Vgl. hierzu die Besprechung von Martin Spahn in Der Tag Nr. 282, 2. Dezember 1913, S. 1f.