Unglückshäher (Gattung)
Unglückshäher | ||||||||||||
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Unglückshäher (Perisoreus infaustus) in Kittilä | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Perisoreus | ||||||||||||
Bonaparte, 1831 |
Die Unglückshäher (Perisoreus) sind eine Gattung der Rabenvögel (Corvidae). Sie umfasst drei Arten, die in Eurasien und Nordamerika beheimatet sind. Unglückshäher sind relativ kleine Vertreter der Rabenvögel und erinnern in ihrem Aussehen an Meisen, weshalb sie in der älteren Literatur auch Meisenhäher genannt werden. Sie bewohnen boreale und montane Nadelwälder und ernähren sich hauptsächlich von Samen und Insekten.
Unglückshäher zeigen wenig Scheu im Umgang mit Menschen und sind sowohl in Skandinavien als auch in Nordamerika dafür bekannt, menschliche Siedlungen und Lager aufzusuchen, um dort Nahrung zu finden. Arten der Gattung standen sowohl in Europa als auch bei den nordamerikanischen Indianern im Ruf, in verschiedener Weise Unglück zu bringen.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unglückshäher sind kleine Rabenvögel, die im Aussehen Meisen ähneln. Ihr meißelförmiger Schnabel ist im Vergleich zu anderen Rabenvögeln zierlich und kurz, allerdings relativ breit.
Die Gefiederfarbe der Gattung bewegt sich von Schwarz über Braun und Grau bis Weiß, lediglich der Unglückshäher (P. infaustus) besitzt rötliches Schwanz-, Deck- und Unterleibsgefieder. Der Meisenhäher (P. canadensis) zeigt variable Grau-, Schwarz- und Weißtöne. Der Sichuanhäher (P. internigrans) ähnelt im Gefieder dem Unglückshäher, ist aber dunkler und hat keine roten Federn. Der Schnabel ist etwa zur Hälfte mit breiten, steifen Schnabelborsten bedeckt.[1] Alle drei Arten haben gerundete bis leicht gestufte Schwanzfedern.[2]
Alle drei Perisoreus-Arten verfügen über stark entwickelte sublinguale Speicheldrüsen. Sie ermöglichen den Vögeln die Produktion von besonders dickem Speichel, der bei der Lagerung von Nahrung benötigt wird.[1]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verbreitungsgebiet der Unglückshäher umfasst das boreale und kontinentale Eurasien nördlich der Steppenzone bis zur Grenze der Tundra. In Nordamerika reicht es über die bewaldeten Regionen Alaskas und Kanadas ostwärts bis Neufundland und im Süden entlang der Küste und über die Rocky Mountains. Ein Reliktvorkommen existiert mit dem Sichuanhäher (P. internigrans) am äußersten Westrand des Tibetischen Plateaus.[3]
Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unglückshäher bewohnen vorwiegend Nadelwälder in borealen und montanen Regionen,[2] kommen aber gelegentlich auch im borealen Mischwald vor.[4]
Ernährung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nahrung der Unglückshäher besteht vorwiegend aus Samen und Insekten, die sie im Frühjahr und Sommer in den Kronen von Nadelbäumen auflesen. Allerdings ist keine der Arten anderen Futterquellen abgeneigt, so lassen sich Meisen- und Unglückshäher beispielsweise ohne Scheu von Menschen mit Brot füttern. Die über das Jahr gesammelte Nahrung wird von den Unglückshähern mit zähem Speichel vermengt und fest in die Rindenfurchen von Bäumen geklebt. Im Herbst und im Winter zehren die Vögel vor allem von diesen Vorräten, da andere Nahrung meist nicht verfügbar ist.[5][2]
Systematik und Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Autor der Gattung Perisoreus ist Charles Lucien Bonaparte, der sie 1833 in einer Fußnote seines Katalogs der damals bekannten Tiergattungen neu aufstellte.[6] 1840 wurde von George Robert Gray nachträglich der Meisenhäher als Typart festgelegt.[7] Perisoreus ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet so viel wie „Ich häufe an“. Der Name bezieht sich auf das ausgeprägte Sammelverhalten der Unglückshäher und hat Vorrang vor dem zeitweise gebräuchlichen Synonym Cractes (Billberg, 1828).
Äußere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Unglückshäher stehen relativ isoliert innerhalb der Rabenvögel. Ihr Schwestertaxon sind die Blauelstern (Cyanopica), die ehemals paläarktisch verbreitet waren und heute in zwei Reliktarealen auf der Iberischen Halbinsel und in Ostasien vorkommen. Die von Blauelstern und Unglückshähern gebildete Klade ist Ergebnis einer jüngeren Radiation. Ihr stehen die Neuwelthäher sowie die altweltlichen Arten Afrikas und der gemäßigten Paläarktis gegenüber.[8]
Rabenvögel (Corvidae) |
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Innere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung der Unglückshäher zerfällt in einen altweltlichen und einen neuweltlichen Zweig.
Der Meisenhäher (P. canadensis) steht dabei einer von Sichuanhäher (P. internigrans) und Unglückshäher (P. infaustus) gebildeten Klade gegenüber. Alt- und neuweltliche Unglückshäher trennten sich vor rund 1,5 Millionen Jahren, als die Beringstraße verlandete und eine von Nadelwäldern bewachsene Brücke nach Nordamerika bildete.[9][8]
Unglückshäher (Perisoreus) |
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Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Charles Lucien Bonaparte: Saggio di una distribizione metodica degli animali vertebrati. In: Giornale Arcadico di Scienze Lettere et Arti 49, 1833. S. 3–77.
- Per G. P. Ericson, Anna-Lee Jansen, Ulf S. Johansson, Jan Ekman: Inter-generic Relationships of the Crows, Jays, Magpies and Allied Groups (Aves: Corvidae) Based on Nucleotide Sequence Data. In: Journal of Avian Biology 36, 2005. S. 222–234.
- Urs N. Glutz von Blotzheim, K. M. Bauer: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 13/III: Passeriformes. 4. Teil. AULA-Verlag, Wiesbaden 1993, ISBN 3-89104-460-7.
- Derek Goodwin: Crows of the World. 2. Auflage. The British Museum (Natural History), London 1986, ISBN 0-565-00979-6.
- George Robert Gray: A List of the Genera of Birds. London 1840.
- Steve Madge, Hilary Burn: Crows & Jays. Princeton University Press, Princeton 1994, ISBN 0-691-08883-7.
- Josep del Hoyo, Andrew Elliott, David Christie (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World. Volume 14: Bush-shrikes to Old World Sparrows. Lynx Edicions, Barcelona 2009. ISBN 978-84-96553-50-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Glutz von Blotzheim & Bauer 1993, S. 1435.
- ↑ a b c Goodwin 1986, S. 214–2166.
- ↑ Madge & Burn 1994, S. 20.
- ↑ Madge & Burn 1994, S. 100–102.
- ↑ del Hoyo et al. 2009, S. 524.
- ↑ Bonaparte 1833, S. 42.
- ↑ Gray 1840, S. 37.
- ↑ a b Ericson et al. 2005, S. 232.
- ↑ del Hoyo et al. 2009, S. 497.