Rainfarn-Phazelie

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Rainfarn-Phazelie

Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Unterfamilie: Wasserblattgewächse (Hydrophylloideae)
Gattung: Phacelia
Art: Rainfarn-Phazelie
Wissenschaftlicher Name
Phacelia tanacetifolia
Benth.

Die Rainfarn-Phazelie[1] (Phacelia tanacetifolia), auch Büschelschön, Rainfarnblättrige Phazelie, Büschelblume[2] oder Bienenfreund genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Phacelia in der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae).[3][4][5] Die Rainfarn-Phazelie wird zur Gründüngung verwendet und enthält hautreizende Inhaltsstoffe.

Illustration aus Curtis's Botanical Magazine, Tafel 3703

Vegetative Merkmale

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Die Rainfarn-Phazelie ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von meist 30 bis 60[2] (15 bis 100) Zentimetern erreicht.[1][3][6] Der aufrechte und einfache oder wenig, besonders im oberen Bereich, verzweigte Stängel ist im unteren Bereich kahl und im oberen Bereich mit mehr oder weniger kurzen steifen Trichomen und winzigen Drüsenhaaren bedeckt.[1][2][3]

Die wechselständig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert.[3] Die Blattspreite ist bei einer Länge von 2 bis 20 Zentimetern im Umriss dreieckig oder länglich bis eiförmig und unpaarig gefiedert[2] oder doppelt fiederschnittig[1] zusammengesetzt.[3] Die fiederteiligen Blattabschnitte[2] sind gezähnt oder gelappt.[3] Es sind keine Nebenblätter vorhanden.[3]

Blütenstände
Blütenstand
Fruchtstand und Samen
Kapselfrüchte und Samen
Sämling mit Keimblättern und ersten Laubblättern
Stängel und Laubblatt

Generative Merkmale

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In am Hauptstängel und an den Seitenzweigungen endständigen, zusammengesetzten, zymösen Blütenstände sind einseitswendig, vor dem Aufblühen spiralig eingerollt und die viele Blüten sind dicht angeordnet.[2][3] Die Teilblütenstände werden auch als dichte Wickel bezeichnet.[1]

Die zwittrige[1][7] Blüte ist radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle.[3] Die fünf nur an ihrer Basis verwachsenen Kelchblätter sind während der Anthese 4 bis 7 Millimeter und während der Fruchtreife 6 bis 8 Millimeter lang, mehr oder weniger linealisch und dicht lang behaart.[3] Die fünf haltbaren, blauen oder blau-lilafarbenen, blauvioletten, selten weißen Kronblätter sind bei einer Länge von 7 bis 8 Millimetern sowie bei einem Durchmesser von 6 bis 9 Millimetern breit glockig-radförmig verwachsen.[8][1][2][3] Die fünf Kronzipfel sind 8 bis 12 Millimeter lang mit gerundetem oberen Ende.[2] Die Blütenkrone wird von Staubblättern weit überragt.[2] Es ist nur der äußere Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden. Die kahlen Staubblätter sind 9 bis 15 Millimeter lang.[3] An der Basis der Kronröhre sind die lila-[2] bis purpurfarbenen Staubfäden inseriert,[3] die an ihrer Basis jeweils paarweise verwachsen sind, mit mehr oder weniger halbmondförmigen Schuppen an ihrer Basis.[8] Die Staubbeutel sind purpurrot.[1] Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, einkammerigen Fruchtknoten verwachsen; es sind zwei parietale Plazenten vorhanden. Der kahle Griffel ist 8 bis 15 Millimeter lang und auf 2/3 bis 3/4 seiner Länge in zwei Griffeläste geteilt.[3]

Die Kapselfrucht[1] ist flaumig bis am oberen Ende kurz behaart, bei einer Länge von 3 bis 4 Millimetern mehr oder weniger eiförmig, öffnet sich fachspaltig = lokulizid mit zwei Fruchtklappen und enthält wenige (meist nur ein oder zwei, selten bis zu vier) Samen.[3] Die 2 bis 3 oder 3,2 bis 3,5 Millimeter langen sowie 1 bis 1,3 Millimeter breiten,[6] brauen Samen sind runzelig und narbig.[3]

Chromosomensatz

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 11;[3] es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 22 vor.[1][2][7][9]

Illustration aus Edwards' botanical register, or, Ornamental flower-garden and shrubbery ...

Ökologie und Phänologie

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Die Blütezeit reicht im Heimatgebiet in Kalifornien von März bis Mai,[3] in Deutschland und der Schweiz von Juni bis Oktober[1][2][7]

Bei der Rainfarn-Phazelie handelt es sich um einen mesomorphen Therophyten.[1][2][7]

Blütenökologisch handelte sich um Trichterblumen.[1][7] Es liegt Dichogamie vor: die Rainfarn-Phazelie ist leicht proterandrisch: es sind zuerst männlich Blütenorgane fertil, danach auch weiblich, mit deutlicher Überlappung der Geschlechter.[1] Spontane Selbstbestäubung innerhalb einer Blüte ist selten. Meist erfolgt die Pollenübertragung durch Insekten, meist durch Hymenopteren.[1] Es liegt gemischte Befruchtung vor, also sind sowohl Selbst- als auch Fremdbefruchtung möglich.[1]

Die Diasporen sind die Samen. Die Diasporen werden absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen ausgebreitet (Hemerochorie).[1]

Die Rainfarn-Phazelie ist eine wichtige Nektar- und Pollenquelle. Als Blütenbesucher wurden Hummeln, die Honigbiene, Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen beobachtet.

Die sehr leichten, apfelsinenähnlichen Samen besitzen eine warzige Oberfläche. Die Samen sind Dunkelkeimer.

Blütenaspekt
Phacelia-Feld

Die Rainfarn-Phazelie kommt von Kalifornien, Arizona und südlichen Nevada[3] bis in den nördlichen Teil des mexikanischen Bundesstaates Baja California vor.[5]

Sie gedeiht im Heimatgebiet auf trockenen, felsigen Hängen bis in Höhenlagen von 2000 Metern. Am häufigsten ist sie in den Wüsten Südkaliforniens in Höhenlagen unterhalb von 1500 Metern anzutreffen, kann aber gelegentlich auch in viel größeren Höhenlagen gefunden werden.[10]

Phacelia tanacetifolia ist in vielen Gebieten der Welt ein Neophyt, beispielsweise in weiten Teilen Europas.[1][2][7][5][4][11]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[2]

Die Erstbeschreibung von Phacelia tanacetifolia erfolgte 1835 durch George Bentham in Transactions of the Linnean Society of London, Volume 17, Seite 280.[12] oder 1834 in John Lindley: Edwards's Botanical Register, ... Volume 20, Tafel 1696;[4] wobei die ältere Veröffentlichung die gültige ist.[5] Der Gattungsname Phacelia leitet sich vom altgriechischen Wort phakelos für „Büschel“ ab und bezieht sich auf die Anordnung der Blüten. Das Artepitheton tanacetifolia bedeutet „rainfarn-blättrig“, also mit Laubblättern, die denen von Rainfarn (Tanacetum vulgare) ähneln[13] bedeutet.

Wie aus den USA bekannt ist, kann die Rainfarn-Phazelie starke Kontaktallergien auslösen. Ursächlich hierfür ist die Stoffgruppe der Phacelioide.[14] Als stärkstes Kontaktallergen dieser Gruppe erwies sich das Geranylbenzochinon; aber auch das Geranylhydrochinon und das Farnesylhydrochinon sensibilisieren stark.

Björn M. Hausen hat 1997 allerdings in dünnschichtchromatographischen Untersuchungen bei Pflanzenexemplaren in Mitteleuropa in den grünen Pflanzenteilen keine und in den Samen nur geringe Mengen an Phacelioiden nachweisen können. Wahrscheinlich beeinflussen auch bei dieser Pflanzenart Klima- und Standortbedingungen die Allergenproduktion.[15]

Die Rainfarn-Phazelie dient sowohl als Zier- wie als Nutzpflanze. Als Zierpflanze wird sie zerstreut in Sommerrabatten kultiviert. Als Nutzpflanze wird sie zerstreut, also vereinzelt, feldweise als Bienenweide, Futterpflanze, Schädlingsbekämpfung oder Gründüngung angebaut. Phacelia tanacetifolia ist in Europa seit 1832 in Kultur.

Die Rainfarn-Phazelie ist in der Landwirtschaft in vierfacher Hinsicht von Interesse[16]:

  • Ihre Blüten ziehen besonders Syrphiden (Schwebfliegen), Laufkäfer, Bombyles und Aphelinidae an, die sich von den in der Umgebung vorhandenen Blattläusen ernähren. Um bestimmte Felder wurden Phacelia angepflanzt, um die Anzahl der Blattläuse zu verringern.
  • Die Rainfarn-Phazelie ist eine ausgezeichnete Honigpflanze und zieht auch Bienen an, die als Bestäuber für die benachbarten Pflanzen nützlich sein können. Durch eine kontinuierliche Aussaat von Mai bis zum Ende des Sommers kann man auch eine kontinuierliche Blüte von Juli bis zum Herbst erreichen. Der Honig der Phacelia ist sehr aromatisch.
  • Im Herbst ist Rainfarn-Phazelie ein guter Gründünger. Die Rainfarn-Phazelie als Gründüngung wird manchmal in Kombination mit anderen Arten gesät, z. B. mit Buchweizen im Verhältnis von 8 kg/ha Phacelia zu 40 kg/ha Buchweizen oder mit Lupinen im Verhältnis von 5 kg/ha Phacelia zu 150 kg/ha Lupinen.[17] Wenn sie auf großen Flächen gesät wird, hat sie die Eigenschaft, Begleitvegetation wie Quecke zu unterdrücken.
  • Die Rainfarn-Phazelie, die zwischen die Reihen junger Apfel- und Birnbäume gesät wird, reduziert die Sterblichkeit junger Bäume in Gebieten mit schwerem Frost (Osteuropa) um die Hälfte.[18] Phacelia kann als Bodendecker das Wachstum junger Apfelbäume unterstützen,[19] allerdings können sich darunter auch Wühlmäuse verstecken.
  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Phacelia tanacetifolia Benth., Rainfarn-Phazelie. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j k l m n o Phacelia tanacetifolia Benth. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 1. Januar 2023.
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Genevieve K. Walden, Robert W. Patterson, Laura M. Garrison, Debra R. Hansen: Datenblatt Phacelia tanacetifolia. In: Jepson Flora Project (Hrsg.): Jepson eFlora. Revision 9, 2021.
  4. a b c Eckhard von Raab-Straube, 2017+: Phacelia. Datenblatt Phacelia tanacetifolia. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. a b c d Phacelia tanacetifolia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 8. November 2022.
  6. a b Datenblatt Phacelia tanacetifolia mit Verbreitung auf der Iberischen Halbinsel bei Flora Vascular.
  7. a b c d e f Rainfarn-Phazelie. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
  8. a b Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage. unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3. Verlag Carl Hanser, München 1966, S. 2119–2121.
  9. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 775.
  10. Anthony Valois: lacy phacelia. In: wildflowersearch.org. National Park Service, abgerufen am 18. März 2022 (englisch).
  11. Datenblatt Phacelia tanacetifolia mit Foto und Verbreitung auf den Britischen Inseln bei Online Atlas of the British and Irish flora.
  12. Phacelia tanacetifolia bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 7. November 2022.
  13. David Gledhill: The Names of Plants. Cambridge University Press, 2008, ISBN 978-0-521-86645-3, S. 370 Seite 229 ? (englisch).
  14. Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg, 1994, ISBN 3-609-64810-4.
  15. Björn M. Hausen, Ines K Vieluf: Allergiepflanzen - Handbuch und Atlas. 2. Auflage. Nikol Verlag, Hamburg 1997, ISBN 3-933203-48-1.
  16. Jean Duval: La Phacélie. In: Ecological Agriculture Projects, McGill University (Macdonald Campus), Kandada. März 1992, abgerufen am 18. März 2022 (französisch).
  17. B. Monfort: La technique des engrais verts. In: Dossier technique. Band 6/87. CARAB, Opprebais (Belgien) 1987 (französisch).
  18. J. Wierszyllowski, H. Galinska: [The effect of cover crops on the frost resistance and growth nursery trees] (Übersetzung). In: Roczniki Nauk Rolniczej Ser. A. Band 74, 1956, S. 65–77 (polnisch).
  19. S. Keremidarska: [Growing green manure crops in irrigated apple orchards] (Übersetzung). In: Grad. lozar. Nauka. Band 4, Nr. 5, 1967, S. 3–10 (polnisch).
Commons: Rainfarn-Phacelie (Phacelia tanacetifolia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien