Anteilig genutzter Fahrstreifen

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Brückenfahrbahn aus shared lanes in St. Augustine (Florida)
Verkehrsschild, San Francisco
Shared lane in Toronto (Kanada): Autofahrstreifen mit Fahrradsymbolen, keine Teilungslinie
Bremen, Vor dem Steintor: Fahrrad, Auto und Tram auf selbem Fahrstreifen, Piktogramme zwischen den Schienen
Piktogrammspur in Rheinstetten neben in beiden Richtungen für Radfahrer freigegebenem Gehweg

Der gemeinsame Fahrstreifen oder anteilig genutzte Fahrstreifen, englisch shared (bike) lane ist eine integrative Form der Radverkehrs­führung, die in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien eingesetzt wird. Eine offizielle deutsche Bezeichnung fehlt bislang, weil diese Straßengestaltung in den Regelwerken der deutschsprachigen Länder noch nicht vorkommt. In mehreren deutschen Quellen ist von Shared Bike Lanes die Rede. Die Stadt Mainz wurde 2017 mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet, da sie in einigen Straßen das Radfahren auf der Fahrbahn mit (Fahrrad-)Piktogrammenketten unterstützt.[1] In der Stadt Mödling in Niederösterreich und anderen Österreichischen Städten werden als Pilotversuch Sharrows auf Straßenflächen markiert.[2][3]

Die Piktogramme aus Fahrrad und Pfeilspitzen (sharrow, etwa ‚Teilhabepfeil‘, eine Zusammensetzung der englischen Wörter shared und arrow) sind in relativ dichter Folge zumeist in der rechten Hälfte des gemeinsamen zu nutzenden Fahrstreifens auf den Fahrbahnbelag aufgebracht. Sie sollen Autofahrer darauf aufmerksam machen, dass sie hier mit Radfahrern rechnen müssen und dann langsam fahren und/oder in ausreichendem Abstand rücksichtsvoll überholen sollen. Radfahrer sollen dazu gebracht werden, in ausreichendem Abstand von parkenden Autos zu fahren, um Unfälle mit plötzlich geöffneten Autotüren (Dooring) zu vermeiden.[4] Sollen, etwa auf Straßen mit mehr als zwei Fahrstreifen, Radfahrer einen auch dem Autoverkehr dienenden Fahrstreifen mittig bzw. in ganzer Breite befahren, sieht das Regelwerk MUTCD[5] der US Federal Highway Administration ein entsprechendes Verkehrsschild vor und empfiehlt eine Einfärbung der mittleren 50 % des Fahrstreifens. Die Stadt Chicago erwägt, neben Parkbuchten zusätzlich einen Pufferstreifen zu markieren, damit die Radler wirklich ausreichend Abstand von Autotüren halten.[6]

In Europa gibt es diese Einrichtung offiziell in Frankreich und Tschechien. In Frankreich heißt die mit Piktogrammen zur Radverkehrsführung versehene Autofahrbahn voie partagée, unterschieden von abgegrenzten bandes cyclables conseillées (empfohlenen Radfahrstreifen) und bandes cyclables obligatoires (Pflicht-Radfahrstreifen). In Tschechien heißen die Reihen von Fahrradpiktogrammen auf Autofahrstreifen piktogramový koridor, auch cyclopiktokoridor genannt.

Die deutsche Straßenverkehrsordnung sieht zwar neben Markierungen für die strikte Trennung (Radfahrstreifen) und die weiche Trennung (Angebots- oder Schutzstreifen) die Mitbenutzung von Busspuren durch Fahrräder vor, sowie in ausgewählten Fällen die Privilegierung des Radverkehrs durch eine Fahrradstraße, die Hervorhebung einer gleichberechtigten gemeinsamen Nutzung durch MIV und Fahrrad dagegen nicht. Gleichwohl setzen auch in Deutschland einzelne Verkehrsbehörden Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn[7][8] ein, um Radfahrer davon abzuhalten, verkehrswidrig auf dem Gehweg oder einem linken Radweg oder gefährlich nah an Bordstein oder parkenden Autos zu radeln, oder um sie zu ermutigen, neben einem Radweg ohne Benutzungspflicht auf der Fahrbahn zu fahren.

Die deutschen Regelwerke kennen bisher keine Verkehrsflächen mit einem Status analog von shared lanes. Für den Einsatz von Reihen von Fahrradpiktogrammen als psychologische Unterstützung zum Radfahren im Mischverkehr auf der Fahrbahn verwenden einige Planungsbüros die Bezeichnung Piktogrammspur, Piktogramm-Spur oder Piktogramm-Kette.[9][10][11][12][13] Im Forschungsprojekt „Radfahren bei beengten Verhältnissen – Wirkung von Piktogrammen und Hinweisschildern auf Fahrverhalten und Verkehrssicherheit“ wurde von der Bergischen Universität Wuppertal untersucht, ob und wie sich u. a. mit Fahrrad-Fahrbahnpiktogrammen die Radverkehrssicherheit verbessern lässt. Die Untersuchungen zeigten, „dass insbesondere die Fahrbahnnutzung erhöht und Konflikte im Seitenraum reduziert werden können. Piktogrammketten können somit dazu beitragen, das Verkehrsklima und die subjektive Sicherheit zu verbessern und den Radverkehr zu fördern, wo keine Radinfrastruktur umsetzbar ist.“[14]

Das Verwaltungsgericht Freiburg hat in einer Eilentscheidung die Verwendung von sog. „Sharrows“ auf der Fahrbahn als zulässig erachtet. Es sei nicht ersichtlich, inwiefern deren Nutzung Autofahrer gefährden könnte.[15]

  • sharrows – Radmarkierungen bei gemeinsamer Fahrbahnnutzung. ADFC Leipzig, 15. Januar 2013, archiviert vom Original am 4. März 2016;.
  • Madrid bereitet sich auf das Fahrrad-Zeitalter vor. In: magazine.bikecitizens.net. 14. April 2015;.
  • Peter Gwiasda: Radverkehrskonzept für die Kölner Innenstadt. (PDF, ca. 5,5 MiB) Präsentation zur 2. Bürgerversammlung am 20.10.2014. In: stadt-koeln.de. April 2014, S. 25, 33, 34, archiviert vom Original am 28. September 2016;.

Einzelnachweise

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  1. BMVI AGFS: Der Deutsche Fahrradpreis 2017. Archiviert vom Original am 7. Februar 2019; abgerufen am 4. Februar 2019.
  2. Sharrows. Abgerufen am 11. Juni 2021.
  3. https://www.moedling.at/Neue_Zeichen_Sharrows_in_Moedling
  4. Thunder Bay (Ontario): Informationsseite der Stadt: oben shared lanes, unten bike lanes (Memento vom 4. November 2016 im Internet Archive; PDF)
  5. US Department of Transportation, Federal Highway Administration: Manual on Uniform Traffic Control Devices (MUTCD), 2009 Edition: Chapter 9C. Markings, letzter Gliederungspunkt
  6. Lincoln Avenue Bikeway Improvement. Abgerufen am 4. Februar 2019 (englisch).
  7. Kompetenzzentrum Radverkehr: Fahrrad fahren im Landkreis Grafschaft Bentheim (Memento vom 15. Februar 2015 im Internet Archive)
  8. VIA Köln: Die neuen ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) – Radverkehrsführung auf der Strecke und im Verkehrsknoten (Memento vom 31. März 2016 im Internet Archive; PDF), Folie 11 – Fahrbahnführung
  9. Vortrag Dipl.-Ing. Uwe Petry, Folie 15 Planungsbüro Verkehrsalternative Rad (VAR), Fachtagung Radverkehr Landkreis und Stadt Gießen, 5. Mai 2014, zuletzt abgerufen am 20. Januar 2017.
  10. Leitfaden IVM Seite 25
  11. ivm GmbH (Hrsg.): Förderung des Rad- und Fussverkehrs. Frankfurt am Main 2014, S. 25 (ivm-rheinmain.de [PDF; 4,6 MB]).
  12. Radverkehrsartikel der Stadt Eschborn (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)
  13. Erarbeitung Radverkehrskonzept Stadt Monheim: Vortragsfolien des Planungsbüro Via/Köln Folie 39 (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive; PDF)
  14. Forschungsprojekt "Radfahren bei beengten Verhältnissen – Wirkung von Piktogrammen und Hinweisschildern auf Fahrverhalten und Verkehrssicherheit" (Memento vom 16. Juli 2019 im Internet Archive), Laufzeit August 2016 bis Februar 2020, www.nationaler-radverkehrsplan.de, 31. Oktober 2016, abgerufen am 23. Dezember 2016.
    Wissenspool des Bundesamt für Logistik und Mobilität
    Piktogrammketten im Mischverkehr jetzt auf jeder Straße?, Mobilogisch! im Heft 3/2021
  15. Verwaltungsgericht Freiburg, Beschluss vom 28. Juli 2022, Aktenzeichen 4 K 1705/22.