Plattenrock

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Eine der ältesten Darstellungen eines Plattenrockes (um 1250): Der heilige Mauritius im Magdeburger Dom

Der so genannte Plattenrock (auch veraltet: Spangenharnisch) entstand vermutlich im Verlaufe der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als der Schutz, den eine Kettenrüstung bot, alleine nicht mehr ausreichend war, vermutlich insbesondere unter den Erfahrungen des zunehmenden Einsatzes von Fernwaffen (Armbrust, Bogenwaffen). In jener Zeit findet sich oftmals die zeitgenössische Bezeichnung als Plâten[1].

Ein Plattenrock bestand aus mehreren überlappend angebrachten Eisenplatten, die an der Innenseite eines Überwurfes angebracht wurden, und schützte auf Grund seiner starren Form nur den Torso. Fundstücke, so zum Beispiel Plattenrock des Zacharias Haderer im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt oder aus Massengräbern der Schlacht von Visby (1361), geben einen guten Eindruck der Verschiedenartigkeit des Aufbaus.

Als Träger kommen verschiedene Materialien in Frage, darunter Leder, oder festes Tuch aus z. B. Leinen. Spätere Nachfolgertypen, die Brigantinen oder Corrazine, weisen eher Leinen auf. Als Deckstoff kam üblicherweise ein höherwertiges Tuch zum Einsatz, z. B. Seide oder Seidensamt. Die Platten wurden mittels Nieten, die entweder aus Eisen sein konnten, oder, wie auch Darstellungen nahelegten, aus Buntmetall, inwandig auf den Träger aufgenietet. Diese Niete waren von außen gut zu sehen und nicht selten mit kunstvoll gestalteten Köpfen versehen.

Durch die teilweise Überlappung und die starre Anordnung auf der Innenseite des Trägermaterials war sichergestellt, dass keine angreifbaren Lücken entstanden.

Ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entwickelten sich einerseits die Brigantine mit deutlich kleineren Platten, andererseits der Plattenpanzer, welche im Laufe der Zeit den Plattenrock vollständig ablösten.

Eine große Anzahl Plattenröcke wurde von Bengt Thordeman in den Massengräbern von Visby ausgegraben.

  • Wsewolod Arendt: Beiträge zur Entstehung des Spangenharnisches – Ein alttürkischer Waffenfund aus Kertsch. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Gesamtfolge Bd. 13 (Neue Folge, Bd. 4). Berlin, 1932/34, S. 49–55
  • Werner Fleischhauer: Spangenharnischfund auf Burg Helfenstein. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Gesamtfolge Bd. 13 (Neue Folge, Bd. 4). Berlin, 1932/34, S. 250–252
  • Eduard Achilles Gessler: Ein neuer Spangenharnischfund in der Schweiz. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Gesamtfolge Bd. 13 (Neue Folge, Bd. 4). Berlin, 1932/34, S. 107–109
  • Markus Tremmel: Des Ritters Zacharias letzte Schlacht. In: Bayerische Archäologie, 3, 2007, S. 19–21. Taufkirchen, 2007
  • Francis M. Kelly: Zur Entstehung des Spangenharnischs – Nachtrag. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Gesamtfolge Bd. 13 (Neue Folge, Bd. 4). Berlin, 1932/34, S. 105–106
  • Francis M. Kelly: Weitere Notizen über Spangenharnische und verwandte Formen der Schutzwaffen auf Kunstdenkmälern des XIV. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Gesamtfolge Bd. 13 (Neue Folge, Bd. 4). Berlin, 1932/34, S. 166–168
  • Tobias Schönauer: Die Hirschsteiner Rüstung – Ein Plattenrock oder Lendner aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, in: Tobias Schönauer und Ansgar Reiß (Hg.), Plattenrock, Buckler und Conquistador. Aus der Schatzkammer des Bayerischen Armeemuseums (Kataloge des Bayerischen Armeemuseums 20), Neustadt an der Aisch 2021, S. 68–103.
  • Bengt Thordeman: Armor of the battle of Wisby 1361. Text- und Tafelband. - Uppsala, 1939/40
  • Bengt Thordeman: Zur Entstehung des Spangenharnischs. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, Gesamtfolge Bd. 13 (Neue Folge, Bd. 4). Berlin, 1932/34, S. 56–59
  • [1] Der Plattenrock des Zacharias Haderer im Online-Auktionskatalog von 2007

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Lehnart: Kleidung und Waffen der Spätgotik II. 1370–1420. Wald-Michelbach 2003.